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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Hände. Eine Sekunde später trifft ein dumpfer Schlag die Kabine, nicht sehr laut, eher verhalten. Seetha zuckt zusammen, macht einen Schritt auf mich zu und sieht aufgeregt zur Kabinendecke. Ich bin ebenfalls bis in die Haarspitzen elektrisiert, halte gespannt den Atem an, lausche. Ein weiteres Geräusch ist zu hören, ein Schleifen, das sich über das Kabinendach nähert und genau über uns verstummt. Minutenlang bleibt alles ruhig.
    »Jemand macht sich an der Außenhülle zu schaffen«, vermute ich leise. »Das hörte sich an wie eine Plane oder ein Schlauch, der übers Dach gezogen wird.« Ich behalte die Fenster im Auge, aber draußen ist weiterhin nichts zu erkennen.
    »Ich glaube nicht, daß es ein Schlauch war«, flüstert Seetha stockend. »Das ist etwas Lebendiges.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Seetha zuckt mit den Schultern. »Nur so ein Gefühl.«
    Ich bin im Begriff, etwas Vernünftiges zu entgegnen, das ihre übersteigerte Phantasie zügelt, aber ein neuerliches Geräusch läßt mich schweigen. Es klingt, als drehe sich über uns ein schwerer Körper auf der Stelle, und kurz darauf, als laufe jemand mit Zehn-Meter-Schritten über das Kabinendach. Sechs dumpfe, Richtung Heck verklingende Schläge, dann herrscht Stille.
    »Glaubst -« Seetha schluckt schwer. »Glaubst du mir jetzt, daß etwas Großes dort draußen ist?«

 
Alphard 9
     
     
    AUF UND AB, AUF UND AB …
    Ich fand mich im Inneren einer gewaltigen gläsernen Kugel, blinzelte in angenehm helles Licht. Meine Hände tasteten umher, befühlten den Untergrund. Nein, es war kein Glas. Die Kugel bestand aus einer Form von Kunststoff, der unter meinen Bewegungen leicht nachgab. An ihrer Außenseite besaß sie einen Ring aus eigenartigen abstehenden Platten, der sie umfaßte, und eine runde Luke von etwa einem halben Meter Durchmesser schräg links über mir, die von einer ebenfalls transparenten Kunststoffscheibe verschlossen wurde. Unter mir plätscherte Wasser, die Kugel schaukelte auf einer leichten Dünung. Ich lag im Inneren eines riesigen Wasserballs!
    Nicht nur meine Umgebung, sondern auch meine Kleidung hatte sich verändert. Statt des Smokings trug ich nun einen hautengen Polyesteranzug ohne Knöpfe, Reißverschlüsse oder Taschen. Seine schwarze Oberfläche wurde von grünen Linien unterteilt, die sich wie Ziernähte entlang des Körpers zogen. Kopf, Hände und Füße waren unbedeckt. Der Anzug bestand aus einem einzigen Teil, wie ein Taucherdreß. Ich trug keinerlei Gegenstände bei mir, ebensowenig befanden sich Requisiten innerhalb der Sphäre. Kein Downer, keine Browning, keine Strahlenwaffe.
    Ich setzte mich auf und sah mich staunend um. Der Ball trieb auf einem künstlichen See, der von einem Hunderte von Metern hohen, selbsttragenden Kuppeldach überspannt wurde. Es leuchtete in angenehm mildem Licht, obwohl nirgendwo eine Lichtquelle auszumachen war. Im Zentrum des Sees, vielleicht einen Kilometer von mir entfernt, lag eine Insel. In Anbetracht ihrer Größe mußte der Durchmesser des Gewölbes sechs, vielleicht sogar sieben Kilometer betragen.
    Allem Anschein nach war das Eiland kreisrund und ebenfalls künstlich angelegt. Es besaß einen breiten Sandstrand, stieg hinter einer niedrigen Klippe leicht an und gipfelte in einem orbikularen Bauwerk, das einer mächtigen Festungsmauer glich und mehr als einhundert Meter emporragen mußte. Die Mauer umschloß den gesamten Inselkern und wies keine sichtbaren Zugänge oder anderweitige Öffnungen auf. Was sich innerhalb der Anlage verbarg, war nicht zu erkennen. Keine Gebäudespitze oder Baumkrone in ihrem Inneren überragte die Zinnen.
    Ich kniete auf dem Innenboden des Balles. Er schwankte hin und her, so daß ich ständig bemüht war, das Gleichgewicht zu halten. Elf weitere dieser bemannten Wasserbälle dümpelten in meiner Nähe. Ihre Insassen wirkten genauso ratlos und überrascht wie ich. Allesamt waren sie in schwarze Anzüge gekleidet. Was sie voneinander unterschied, waren lediglich die kolorierten Nähte, die auf jedem Anzug eine andere Farbe besaßen. War Babalon ein virtuelles Turnier? Keiner der Spieler wirkte, als hätte er sich schon einmal zuvor in einer derartigen Situation befunden, was auf eine gewisse Wandlungsfähigkeit Babalons schließen ließ. Man tastete, kugelte herum, versuchte, den Ball zu verlassen, grübelte oder starrte durch den Boden der Sphäre ins nahezu schwarze Wasser. Scharfsinn war gefragt, denn das Etappenziel war zweifellos die Insel.
    Ich

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