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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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zuzuschnappen. Vielleicht hatte der Lord unsere Begegnung sogar arrangiert. Daß diese Station zwei Ebenen besaß und das Jubiläumsspiel ausgerechnet heute stattfand, daß Prill sich bedauerlicherweise in der zweiten Ebene befand, so daß ich gezwungen war, Babalon zu spielen, um zu ihr zu gelangen – diese Konstellation mußte mehr als ein Zufall sein. Vermutlich hatte Gamma recht gehabt; Nikobal hatte mich bereits erwartet.

 
Naos 6
     
     
    »DAS IST DAS HAUPTDECK, direkt unter uns!« erkläre ich und tippe gegen das Paneel. »Wir müssen irgendwie dort hinunter gelangen.«
    Seetha, ihr Mißtrauen mir gegenüber pflegend und in ausreichendem Abstand neben mir stehend, betrachtet desinteressiert die Leuchtgrafik. »Wieso?« fragt sie. »Es wird dort genau so aussehen wie hier oben.«
    »Vielleicht«, entgegne ich. »Nur vielleicht.«
    Die IDM-Systeme sind erst vor wenigen Minuten im vorderen und hinteren Bereich der Kabine aufgetaucht; Kontroll- und Servicepaneele, Satellitentelefone und Webcom. Da Seetha und ich nicht wissen, wo genau hinten und wo vorne ist, haben wir beschlossen, die Küche als ›hinten‹ zu betrachten. Die neuen Installationen befinden sich in den Wänden der kurzen Verbindungskorridore zwischen den beiden Kabinenhälften sowie der Hauptkabine und der Küche. Es sind jeweils zwei Telefone, eine Webcom-Einheit und zwei Kontrollpaneele. Jenes, vor dem wir stehen, vermittelt als alternierende Etagen-Draufsicht den Zustand der Kabinenbeleuchtung, der Luftzirkulation und des CLF-Systems, das Kabinenlärm durch gegenphasige Geräusche ausschaltet. Das andere Paneel, ein Management-Terminal, dient der elektronischen Verbindung mit den Bodenstationen und funktioniert so gut wie überhaupt nicht. Soll heißen: alle Lichter brennen, doch keinerlei Verbindung läßt sich herstellen, und in dem Feld, das die Distanz zum Zielflughafen anzeigt, leuchtet: UNBEKANNT.
    Während ich die Etagen der Maschine abrufe, ergreift Seetha einen der Telefonhörer und beginnt zu wählen. Ich sage: »Hier, das ist das Unterdeck«, merke aber, daß Seetha sich ab gewandt hat und mit dem Hörer am Ohr durch die Kabine schlendert. Nun gut, dann eben nicht. Wißbegierig tippe ich die Sensortasten durch, kann aber weder Fehlermeldungen noch irgend etwas Ungewöhnliches an Bord feststellen. Auf den drei Etagen ist alles in bester Ordnung – zumindest in technischer Hinsicht.
    Seethas Hand mit dem Telefonhörer taucht unerwartet vor meinem Gesicht auf. »Hör dir das mal an«, fordert sie mich auf.
    »Sirbogol! Zibud nagsha«, informiert mich eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung geduldig. »Cab allussa fara …« Sie leiert merklich und klingt entstellt. Es ist nur ein Band, freundlich, reserviert, sich ständig wiederholend.
    »Welche Nummer hast du gewählt?« will ich wissen.
    »Lowell, Massachusetts. Meine Schwester.« Seetha wirkt verunsichert. »Was ist das für eine Sprache?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nie gehört. Klingt osteuropäisch. Vielleicht bulgarisch oder so etwas. Die Schleife ist nicht digital, sondern stammt noch von einem Tonband.« Ich breche die Verbindung ab, tippe nach Gutdünken eine neue Nummer.
    »Sirbogol! Zibud nagsha …«, quäkt es aus dem Hörer. Nach einem halben Dutzend weiteren Versuchen gebe ich resigniert auf. Gleichgültig, was für eine Zahlenkombination ich wähle, am anderen Ende der Leitung ertönt immer das gleiche Band.
    »Sie haben die Anschlüsse manipuliert«, vermute ich.
    »Gib mal her«, fordert Seetha. Sie zieht mir den Hörer aus der Hand und wählt, allerdings so, daß ich die Nummer nicht erkennen kann. »Nur mein Arbeitgeber«, erklärt sie knapp. Sie lauscht, macht ein überraschtes Gesicht, das bereits eine Sekunde später Verärgerung widerspiegelt.
    »Darf ich raten?« frage ich.
    Seetha hängt den Hörer ein, atmet tief durch. »Unglaublich«, murmelt sie. »Egal, über welchem Breitengrad wir fliegen, dieser Anschluß hätte zustande kommen müssen!«
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß sich dieses Flugzeug noch in der Luft befindet«, entgegne ich. »Wer ist denn dieser geheimnisvolle Arbeitgeber?«
    »Eine Firma, die im Ausbau des globalen Satelliten-Telekommunikationssystems tätig ist«, weicht Seetha aus, was mich vermuten läßt, daß sie – zumindest indirekt – für die Regierung arbeitet. Sie tippt erregt gegen das Telefon. »Dieses System ist ihr Produkt! Die Nummer, die ich gewählt habe, ist ein High Priority-Code, falls die Scheiße

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