Lord Tedric 02 - Raumpiraten
bei ihrer letzten Begegnung. Seine Stimme war ein gutturales Knurren. Als die Bestie zum ersten Mal bei ihm aufgetaucht war, hatte Melor geglaubt, es gehöre zu einer Rasse von Submenschen, doch er hatte sich geirrt. Die schwarze Bestie war kein Mensch, sondern ein fremdes Wesen. Bis jetzt hatte Melor noch nicht herausfinden können, wer es war, woher es kam oder für wen es sprach. In der Vergangenheit hatte er immer seinen Anweisungen Folge geleistet. Die Bestie hatte ihm befohlen, eine Schlacht zu gewinnen, sich das Empire zu unterwerfen und die menschliche Rasse unter seine Kontrolle zu bringen. Sie hatte ihm erklärt, was und wie er alles zu tun hatte. Melor hatte stets gehorcht. Beim letzten Mal war sie aufgetaucht und hatte ihm erklärt, wie er seine Minen auf Evron 11 vor dem Zugriff der Außerirdischen schützen konnte. Doch zum ersten Mal waren seine Anweisungen falsch gewesen.
Melor verzieh ihm diesen Irrtum nicht. Wütend fuhr er das Wesen an: »Ich habe mich genau an deine Anweisungen gehalten, Ich schickte Matthew mit der Adlerauge nach Evron 11. Beinah hätte ich meine Minen an die Wykzl verloren.«
Die schwarze Bestie schien unbeeindruckt. »So war es vorherbestimmt.«
»Was willst du damit sagen? Behauptest du etwa, ihr wolltet, daß ich diese Minen verliere?«
»Ich will überhaupt nichts. Ich bin nur der Vertreter der anderen.«
»Und was ist mit ihnen? War das etwa ihr Wunsch?«
»Ich kann nicht über sie sprechen – nur für sie.«
Melor kicherte. »Dann hast du dich eben geirrt – sie haben sich geirrt. Ich habe meine Minen behalten.«
»Es war ein Irrtum«, gab die Bestie zu.
»Dann verschwinde!« Melor deutete auf die Tür, als wolle er das Wesen hinausweisen. »Was ich gehört habe, reicht mir. Erstens hast du mir falsche Anweisungen gegeben. Du warst bisher ständig auf meiner Seite, doch jetzt erkenne ich, daß du für mich kein Schutzengel bist. Zweitens hast du einen Fehler gemacht – du hast dich geirrt. Wenn ich schon Anweisungen von mysteriösen Wesen, die aus dünner Luft materialisieren, entgegennehmen und ausführen soll, dann müssen diese Anweisungen schon verdammt unfehlbar sein.«
»Schweig, Melor!«
»Dann sag mir gefälligst, warum – und das schnell!«
»Die Gründe, Melor, gehen dich – oder mich – nichts an.«
»Dann verschwinde. Ich bin fertig mit dir. Ich habe mir lange überlegt, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll, wenn du das nächste Mal bei mir auftauchst. Doch dieses Mal war das letzte Mal.«
Melor hatte nie an der Existenz, der Wirklichkeit der schwarzen Bestie gezweifelt. Ein einfacher Mensch, den man mit einen solchen Monster konfrontiert hätte, würde es drei Ursprüngen zugeordnet haben: Dem Irrsinn, einem Alptraum oder einem Drogentrip. Doch Melor wußte genau, daß er nicht verrückt war, nie träumte und keine Drogen nahm. Das Biest war wirklich, weil er es sehen, hören, riechen – es verströmte einen süßlichen Geruch – und es berühren konnte, wenn er es gewollt hätte.
Das Ungeheuer lächelte kalt. »Ich werde gehen, wenn ich dir die Botschaft derer, die ich vertrete, überbracht habe.«
Wieder deutete Melor auf die Tür und sagte drohend: »Ich sagte, du sollst sofort verschwinden.«
Doch er wußte, es war sinnlos. Das Wesen nahm von Menschen keine Befehle entgegen.
»Hör mir zu, Melor, hör genau zu«, befahl es jetzt mit flüsternder Stimme. »Du verfolgst mit deiner Reise zur imperialen Hauptstadt einen bestimmten Plan. Die, die ich vertrete, sehen alles, was gewesen ist, alles, was jetzt geschieht, und alles, was sein wird. Es ist ihr Wunsch – und mein Befehl an dich – daß du unverzüglich deinen Plan aufgibst. Matthew Carey, dein Sohn, darf den imperialen Thron nicht besteigen. Prinz Randow muß die Herrschaft übernehmen. So soll es sein.«
Melor hätte nicht mehr erstaunt sein können, wenn jemand von ihm seinen Selbstmord verlangt hätte. Doch rasch unterdrückte er den Widerspruch, der ihm auf der Zunge lag. Sein ganzes Leben war es sein größter Wunsch gewesen, die Carey-Familie zur Herrscherfamilie zu machen. Die Bestie wußte das, denn in der Vergangenheit hatte er oft genug seine Hoffnungen und Befürchtungen vor ihr ausgebreitet.
»Das ist absolut unmöglich«, entgegnete Melor jetzt.
»Und doch muß es so sein.«
»Warum?«
»Die Gründe gehen dich nichts an«, antwortete das Biest.
War da etwa Wut in seinen Augen?
»Man hat es dir befohlen, und du mußt gehorchen!«
»Die letzten
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