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Lord Tedric 02 - Raumpiraten

Lord Tedric 02 - Raumpiraten

Titel: Lord Tedric 02 - Raumpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Imperiums um seine Hilfe bat, hatte Melor spontan versprochen, ihn mit allen Kräften zu unterstützen, und er hatte dieses Versprechen gehalten. Innerhalb von kaum sechs Jahren war Melor Carey der mächtigste Mann im Empire, und der Imperator selbst war nur noch eine Marionette. Melor hatte diesen Mann nie gehaßt. Er haßte nur das, was er fürchtete, und es gab keinen Grund, einen Imperator zu fürchten, der seine Tage damit verbrachte, Bücher zu lesen, alte Gedichte zu rezitieren und klassischer Musik zu lauschen. Die Spione beschrieben Kane als einen freundlichen Mann, der Freund und Feind gleichermaßen zurückhaltend und schüchtern behandelte.
    Auch berichteten sie, daß sich der Imperator manchmal spät in der Nacht von seinem Lager erhob, an das offenen Fenster trat und dort stundenlang stand und weinte, still, ruhig, ohne Ende. Melor haßte diese Vorstellung. Sie schien so sinnlos, paßte nicht in das Bild, das er sich von dem Mann gemacht hatte, und das störte ihn. Sie schien auf das Vorhandensein einer tieferen, wohlverborgenen Persönlichkeit hinzudeuten, die Kane hinter seinem zurückhaltenden Auftreten versteckte. Doch sie kam niemals zum Vorschein. Der Imperator weinte nur.
    Und jetzt war er tot.
    Die Unvorhergesehenheit des Ereignisses war es, die Melor erzürnte. Er fand es unfair vom Leben, ihn so zu überraschen. Wieder und wieder rief er sich den Moment ins Gedächtnis, als er die Botschaft empfing. Er hatte, umgeben von schweigenden Robotern und geschäftigen Untermenschen, im Garten hinter seinem Haus auf Milrod 11 gesessen und trank gerade einen kühlen Fruchtsaft, als ihm die Botschaft überbracht wurde. Zuerst nahm er an, es sei wieder ein Brief von Alyc, die sich über die Langeweile ihrer Sternenreise beschwerte, dann erkannte er, daß die Botschaft von der Erde kam, und öffnete sie schnell: Kane tot. Unglaublich, aber wahr. Randow in unberechenbarem Zustand. Irgendwelche Vorschläge? Einzelheiten folgen. Matthew. Und genau die Einzelheiten, die später folgten, ärgerten Melor am meisten.
    Sein Leben lang hatte er nicht daran gezweifelt, daß Kane vor ihm sterben würde. Seine Pläne aber ließen nur einen langsamen Tod des alten Imperators zu, der von vielen Trauerfeierlichkeiten und angemessenen Zeremonien begleitet werden würde. Höhepunkt wäre dann die feierliche Verkündigung einer schriftlichen Erklärung – der Hand eines Sterbenden leicht entrungen – gewesen, in der er seinen wirklichen Nachfolger, nämlich Matthew, bestimmte. Doch es war ganz anders gekommen. Vor einem Augenblick hatte Kane noch gelebt, im nächsten war er schon tot. Die schriftliche Erklärung existierte zwar, doch es war eine Fälschung. Melor Carey war ein vorsichtiger Mann, der es vorzog, auf möglichst ehrbare Weise zu lügen und zu betrügen.
    Selbstmord – lautete Matthews zweite Botschaft. Darin erklärte er lang und breit, wie sich der Imperator mit einem sauberen Schnitt von Ohr zu Ohr die Kehle durchgeschnitten hatte, ohne einen Moment zu zögern – eine glatte Sache.
    »Warum?«, fragte sich Melor Carey, doch dann schüttelte er den Kopf. Er weigerte sich, an irgendwelche Motive zu glauben, nur Tatsachen zählten. Er vermutete, daß der Selbstmord mit Kanes unerklärlichen Weinkrämpfen zusammenhing. Bei seinem Tode hatte der alte Mann ein Schreiben hinterlassen, indem er mit ein paar knappen Zeilen seinen Wunsch äußerte, daß sein Sohn Randow seine Nachfolge antreten sollte. Diesen Brief hatte man vernichtet und dem Imperator dafür die Fälschung in die Hand geschoben. Doch genügte das? Konnte das allein das Reich vor dem Chaos bewahren, daß Kane durch seinen Selbstmord hervorgerufen hatte? Melor wußte es nicht, er war nicht am Ort des Geschehens, würde noch weitere acht Tage brauchen, um dorthin zu gelangen.
    Ungeduldig schlug Melor mit der Hand auf den Sessel.
    »Beeil dich etwas!«, schrie er. »Beschleunige das verdammte Ding, damit wir schneller am Ziel sind.«
    Der Robot-Pilot schaute von seinen Kontrollinstrumenten auf und sagte: »Wir fliegen zur Zeit mit höchster Geschwindigkeit, die der Raumantrieb dieses Bootes zuläßt.«
    »Dann steigere sie, überschreite sie meinetwegen«, befahl Melor.
    »Dafür bin ich nicht programmiert.«
    »Tue es trotzdem.«
    »Der Herr beliebt zu scherzen«, antwortete der Roboter mit einem Grinsen.
    »Den Teufel tue ich!«
    Melor erhob sich und wandte sich ab. Er würde jetzt in seine Kabine gehen und versuchen, seine Beherrschung und Ruhe

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