Lord Tedric 02 - Raumpiraten
können.
»Wir erhielten die Nachricht von der Krönung des neuen Imperators«, erklärte der Darkai, »und ich muß sagen, daß wir nicht begeistert davon sind. Doch die Geschehnisse auf der Erde berühren uns kaum, denn wir sind geschäftige Leute, die wenig Zeit haben, sich um solche Dinge zu kümmern.«
»Trotzdem seid ihr Bürger des Empire«, entgegnete Nolan. Ganz bewußt wählte er diese Taktik, denn bei früheren Besuchen hatte sich herausgestellt, daß die Bewohner der meisten Randwelten sehr stolz auf ihre Zugehörigkeit zum Empire waren. Fast alle hatten in der imperialen Flotte gedient und viele einen Vater, Onkel oder Bruder im letzten Wykzlkrieg verloren.
»Es stimmt, wir alle sind gleichberechtigte Bürger des Empire«, gab der Darkai zu.
Die Männer an seinen Seiten, die alle zum Ältestenrat des Stammes gehörten, nickten in weiser Zustimmung.
»Sogar mein geliebter Vater vergoß sein Blut im Krieg gegen die blaufelligen Fremden.«
Nolan nickte und tat so, als sei er von dieser Erklärung beeindruckt.
»Dann schuldest du durch sein vergossenes Blut, wenn schon durch nicht anderes, deine Loyalität dem wahren Imperator. Doch dieser Mann, Matthew, ist, wie ich dir schon erklärte, ein aalglatter Betrüger.«
Der Darkai schüttelte bedächtig den Kopf. »Das ist alles nur Politik.«
An seinem linken Zeigefinger glitzerte ein leuchtender Rubinring, ein Geschenk der Piraten.
»Auch Krieg ist nur Politik«, entgegnete Nolan.
»Lady Alyc hier kann meine Worte bestätigen.«
Tedric wandte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Alyc ärgerlich die Stirn runzelte. Sie hatte darum gebeten, an dieser Reise teilzunehmen, und versprochen, sich ruhig zu verhalten. Doch jetzt nahm sie zum ersten Mal an einem Treffen mit den Eingeborenen teil, und Tedric konnte nur hoffen, daß sie ihr Versprechen hielt und ihnen jetzt nicht in den Rücken fiel.
Als sie sprach, kamen ihre Worte langsam und überlegt. Sie hielt sich genau an die Tatsachen.
»Mein Bruder ist nicht der wahre Imperator. Soweit ich weiß, ist Randow nicht tot, doch selbst in diesem Falle hätte einer seiner Vettern Anspruch auf den Thron.«
»Siehst du?«, sagte Nolan triumphierend. »Sogar seine Schwester sagt, er ist ein Verräter.«
»Das habe ich nicht ...« hob Alyc an, brach jedoch mitten im Satz ab, als sie hörte, wie Nolan scharf den Atem einzog.
Sie seufzte und faltete ergeben ihre Hände. Trotz ihrer Blindheit erfaßte Alyc häufig instinktiv Dinge, die andere nur sehen konnten.
Der Darkai schien Alycs plötzliches Zögern nicht bemerkt zu haben. Statt dessen sagte er: »Diesen Mann Randow kennen wir auch nicht. Beide sind für uns Fremde, und deswegen gehört unsere Loyalität der Krone und dem Titel, nicht dem Mann, der beides trägt. Neunhundert Normaljahre sind vergangen, seitdem der große Imperator Terran Narabia besucht und zu unseren Vorfahren gesprochen hat. Seitdem haben wir kaum Fremdweltler und keinen Imperator mehr gesehen.«
»Aber Randow, nicht Matthew, ist der Großenkel von Terran.«
Der Darkai schüttelte unbeeindruckt den Kopf. »Das ist für uns bedeutungslos.«
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte Tedric aufgegeben und sich in die warme, windige Nacht davongestohlen, doch Nolan war hartnäckiger. Er langte in die Tasche seiner Tunika und zog ein zerknülltes Blatt Papier hervor.
»Alles, was wir von dir wollen, ist deine Unterschrift unter diese Unabhängigkeitserklärung hier. Bevor wir zu euch kamen, haben wir viele andere Stämme besucht und dort sehr viel Unterstützung gefunden.«
Der Darkai nahm die Proklamation, die Nolan ihm reichte, und las sie sorgfältig. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Tedric fragte sich, ob er nicht mehr von ihren bisherigen Aktivitäten wußte, als er zugab. Nolan hatte deutlich übertrieben, wenn nicht gar gelogen. Die meisten Stämme, die sie auf Narabia besucht hatten, hatten ihnen ihre Unterstützung glatt verweigert. Nur einige hatten ihnen, vielleicht aus Höflichkeit, zugesagt, sich eine endgültige Stellungnahme für später vorzubehalten.
Der Darkai gab Nolan das Schreiben zurück und streifte dann mit einem Blick die ausdruckslosen, unbeweglichen Gesichter seiner Stammesgenossen. Sie schienen untereinander geheime Botschaften auszutauschen, doch es war unmöglich, deren Bedeutung zu erraten.
»Leider können wir euch bei eurem Vorhaben nicht unterstützen. Eure Proklamation besagt, daß wir uns weigern, die Autorität des Imperators auf unserem
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