Lord Tedric 02 - Raumpiraten
existieren. Er bezweifelte, daß sie jemals in ihrem Leben ernsthafter gewesen war als jetzt. Sie hatte seinen Namen gewußt. Wie hatte sie ihn erfahren?
Vorsichtig bugsierte er sie über die Sprossenleiter in die Kabine des Hubschraubers. Keller und Ky-shan saßen sich an einem Tisch gegenüber und spielten Karten.
Die Vishnu lag versteckt in einer Gebirgsschlucht ein paar Flugstunden entfernt. Es wäre wahrscheinlich klüger gewesen, einen von ihnen beim Schiff zu lassen, doch niemand hatte sich dazu bereit finden können.
Keller schaute von seinen Karten auf, als Tedric mit Alyc in die Kabine kletterte und fragte: »Nun, Glück gehabt mit den Einheimischen hier?«
»Nicht mehr als sonst auch«, antwortete Tedric.
Verwundert betrachtete Keller Alyc. Ihre Verwirrung war deutlich in ihrem Gesicht abzulesen.
Tedric tat so, als bemerkte er es nicht. »Ich fürchte, alles ist vergeblich.«
Keller nickte, ließ jedoch keinen Blick von Alyc.
»Ich glaube, sie führen uns hinters Licht. Ich habe ein wenig am Funkgerät herumgespielt und fing ein paar seltsame Signale auf. Es muß hier jemanden geben, der heimlich auf einer bestimmten Frequenz Funksprüche absetzt.«
»Das war auch Wilsons Meinung.« Tedric wandte sich um und schob Alyc vor sich her. »Ich werde sie in ihren Raum bringen.«
Man hatte eine Ecke der Kabine abgeteilt, um Alyc eine gewisse Privatsphäre zu schaffen.
»Nimm dich in acht vor diesem Satan«, warnte Keller.
»Ich fragte sie vorhin, ob sie etwas Suppe wollte, und sie hätte mir beinahe dafür die Augen ausgekratzt.«
Tedric lachte. »Wenn sie mir zu nahe kommt, rufe ich um Hilfe.«
»Ich schicke dir dann Ky-shan. Mir reichts für heute.«
Tedric öffnete die Tür zu Alyc’s Kabine und trat ein.
Kisha, die Unterfrau, starrte ihn tückisch an und richtete sich auf.
Tedric beugte sich zu Alyc hinüber und flüsterte: »Bist du immer noch bereit, mit mir über diese seltsamen Stimmen zu reden?«
Sie nickte.
»Dann wäre es wohl besser, wenn wir allein sind.«
Wieder nickte Alyc. Plötzlich wandelte sich ihr Wesen, ihre Autorität kam zum Vorschein. Hier in ihrer eigenen Kabine brauchte sie keine führende Hand.
»Kisha, geh hinaus zu den anderen. Ich möchte mit Tedric allein sprechen.«
»Ich darf Sie nicht verlassen, Alyc«, entgegnete Kisha fest. Sie verschränkte ihre haarigen Arme und spreizte ihre kleinen Füße.
»Du wirst sofort die Kabine verlassen, Kisha!«
»Ihr Vater würde das nicht zulassen.«
»Mein Vater ist nicht hier, nur ich. Du bist meine Dienerin, nicht seine. Kisha, ich befehle dir jetzt, die Kabine zu verlassen.«
Unschlüssig verharrte Kisha noch einige Augenblicke, dann sackten ihre Schultern nach unten und sie senkte den Kopf.
»Seien Sie aber vorsichtig, Alyc.«
»Natürlich, keine Sorge.«
»Sie werden mich rufen, wenn es Ärger gibt?«
»Kisha, es wird keinen Ärger geben. Tedric ist ein Gentleman. Doch selbst wenn er keiner wäre, was könnten wir dagegen ausrichten?«
»Ich würde ihm die Augen aus dem Kopf reißen, daß er nie mehr sehen könnte«, stieß Kisha temperamentvoll hervor.
Alyc lachte. »Dessen bin ich sicher. Kisha, doch jetzt geh bitte.«
Kisha starrte Tedric einen Augenblick lang an, dann verschwand sie.
Durch die dünne Wand konnte Tedric hören, wie Keller ein gequältes Stöhnen ausstieß. Er lachte. »Ich hoffe, sie läßt die Augen meiner Freunde in Ruhe.«
»Mach dir keine Sorgen. Sie wird sie ignorieren. Damit zeigt sie ihnen ihre Verachtung.«
»Möchtest du dich nicht setzen?«
Alyc nickte. »Das hatte ich gerade vor.«
Ohne Hilfe ging sie zu dem einzigen Sessel in der Kabine hinüber und ließ sich hineinsinken.
»Was möchtest du wissen! Doch du mußt mir versprechen, mich nicht anzuschreien. Ich habe noch nie jemanden von den Stimmen erzählt.«
»Warum nicht?«
Tedric bemühte sich, seine tiefe Stimme sanft klingen zu lassen. Er verstand.
Alyc veränderte Haltung ihm gegenüber nicht, vermutete aber, daß sich dieses Rätsel bald aufklären würde. Schon vorher war sie ihm nicht mit der gleichen offenen Feindschaft wie Wilson und Nolan gegenübergetreten, doch sie waren auch keine Freunde geworden.
»Weil man mich dann für verrückt erklärt hätte.«
»Und du vertraust mir?«
»Nur weil ... weil ich deinen Namen gehört habe. Zuletzt heute, und so deutlich wie ein Trommelschlag. Lord Tedric von den Marschen. Ich wollte Gewißheit. Siehst du, ich glaubte ... ich hoffte ...«
»Was?«, drängte
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