Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
ihm bewußt, wie ihn all die Augen im Raum anstarrten, und er stolperte beinahe vor Verlegenheit. Er beugte sich vor und half Juvi auf die Beine. »Bist du in Ordnung?« fragte er leise.
»Besser als je zuvor«, sagte sie und küßte ihn flüchtig auf die Wange. »He, du hast mir ja gar nicht erzählt, daß du so ein Schläger bist!«
»Na ja, wenn man dreizehn Jahre lang jeden Tag hundert Bragas melkt, dann bekommt man eben kräftige Hände.«
Sie drückte seine Bizepsmuskeln in gespielter Ehrfurcht. »Kann man wohl sagen.«
Yod blickte zu dem Zorrazianer hinunter und fragte sich, was er jetzt wohl tun sollte. Er konnte sich nicht helfen, ein bißchen mußte er Juvi verabscheuen. Degas hatte ihm aufgetragen, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, bis ihn Fra Villions Kontaktmann ansprach. Das war nun nicht mehr möglich. Doch wenigstens schien fast jeder im Café mittlerweile das Interesse an ihm verloren zu haben. Der Lärmpegel war wieder beinahe so hoch wie vorher, und die Leute traten über den gestürzten Zorrazianer hinweg, als sei er nicht vorhanden.
»Mach dir mal über den alten Dravon keine Sorgen«, sagte Juvi zu ihm. »So, wie du den erwischt hast, bleibt er mindestens noch eine Stunde außer Gefecht.«
»Sollte sich nicht irgend jemand um ihn kümmern? Ich meine, was ist, wenn er sterben sollte?«
»Ein Zorrazianer?« fragte sie. »Den könntest du mit einem Schlachtkreuzer umrennen, und er würde immer noch aufstehen und fortgehen.«
Yod, der nur zu bereit war, sich auf ihre bessere Kenntnis zorrazianischer Physiologie zu verlassen, wollte gerade an seinen Tisch zurückkehren, als eine neue Stimme seine Aufmerksamkeit erregte.
»Du hast meinem guten Freund wehgetan«, hörte Yod sie sagen.
Er drehte sich um. Dieser zweite Zorrazianer war, sofern das noch möglich war, noch größer, heimtückischer und häßlicher als der erste. Was noch schlimmer war, er hielt einen Hitzestrahler in einem Tentakel und hatte den Lauf direkt auf Yods Herz gerichtet.
»Ich dich töten.«
Yod wich zurück. »Ich habe nur versucht, meiner Freundin zu helfen«, sagte er. »Er hat sie zuerst angegriffen.«
»Macht nichts.«
»Du willst doch wohl fair bleiben, oder?«
»Nein.«
Yod lief gegen die Wand. Da er nicht mehr entweichen konnte, hielt er die Hände hoch und wartete auf das Unvermeidliche. Verhalten Sie sich unauffällig, hatte Degas ihn ermahnt. Wie unauffällig wäre das wohl, getötet zu werden?
»Zorrazianer!« sagte eine Stimme, die so laut war wie eine knallende Peitsche.
Yod drehte sich um und starrte den großen blonden Mann an, den Juvi ihm als weiteren Bewerber für Fra Villions Bande gezeigt hatte. Es war der entlassene Korpsmann. Er hatte seinen Hitzestrahler gezückt und hielt ihn auf den sich nähernden Zorrazianer gerichtet. »Laß die Waffe sinken und hau von dem Jungen ab!«
Der Zorrazianer blieb stehen und machte eine verächtliche Grimasse. »Bittest du auch darum, zu sterben, Tedric?«
»Ich bitte nicht – ich befehle. Laß die Waffe fallen.«
»Dann stirbst du als erster.« Der Zorrazianer drehte sich um, als wollte er feuern.
Er hatte keine Chance. Die Waffe des Mannes spuckte zweimal eine Flamme aus, kleine Rauchwolken – dann erfüllte ein widerlicher Geruch die Luft. Yods Kiefer klappte herunter. Mitten in der Bauchpartie des Zorrazianers hatte sich ein Loch geöffnet, das so groß war wie ein Holzpfahl. Die lebenswichtigen Organe im Inneren des Körpers waren gut sichtbar – schwarz und verkohlt. Der Zorrazianer gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Ein Strom blau-purpurnen Blutes sprudelte aus seinem Mund. Er fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden neben seinen bewußtlosen Freund.
Der Mann trat von seinem Tisch fort. Mit immer noch gezücktem Hitzestrahler kam er heran und trat dem toten Zorrazianer in die Seite. Dann warf er den Hitzestrahler durch die Luft. Yod fing ihn auf. »Wenn du vorhast, deine Zeit an solchen Orten wie diesem zu verbringen, dann solltest du das hier bereithalten«, sagte der Mann.
»Äh… danke«, sagte Yod.
Der Mann bückte sich und nahm dem toten Zorrazianer den Hitzestrahler aus dem Tentakel. Er steckte die Waffe in seinen Halfter.
Yod spürte, wie jemand ihn am Ellenbogen zupfte.
Er wandte sich um und erblickte Juvi. »Wo bist du gewesen?« fragte er sie.
»Hab’ versucht, mir eine Waffe auszuleihen«, sagte sie. »Hab’ mir gedacht, daß ich nicht gebraucht werde.«
»Dieser Mann da hat mir das Leben gerettet«,
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