Lords of Salem: Roman (German Edition)
griffen in ihre Roben und zogen glitzernde Messer hervor. Sie drückten sie zwei kämpfenden Frauen in die Hand. Der Lärm wurde lauter und schrecklicher, als die Frauen noch aggressiver wurden und die beiden Auserwählten auf jede einstachen, die in ihre Nähe kam. Einen Moment lang ließ die Kreatur in Heidi sie frei, und sie hatte das Gefühl, die Kontrolle zurückzuerlangen. Sie wandte den Kopf und wollte fliehen, aber nein, sie hielt sie wieder fest, und jetzt sah Heidi Herman, der sich durch das Gemetzel kämpfte, um zu ihr zu kommen. Die Kreatur hatte sie nicht freigelassen, begriff sie, sie ließ sie nur beobachten, was mit Herman geschehen würde.
Er stürmte auf sie zu, und sie sah, wie das Messer einer der Frauen dicht an seinem Hals vorbeisauste. Seine Jacke war zerrissen und das Gesicht blutig, doch er kam näher. Ein zäher Kerl. Er musste einen Stich in die Hand einstecken, aber das hielt ihn nicht auf. Dann war er da, neben ihr, so nah, dass er die Arme ausstrecken und sie packen konnte. Nein, Herman , versuchte sie zu sagen. Bring dich in Sicherheit. Aber er riss sie an sich, hob sie hoch und rannte brüllend um sein Leben.
Verflucht, das war wirklich eine kranke Scheiße, und dann zündeten sie auch noch überall im Saal Feuer an und würden wahrscheinlich das Haus abfackeln. Das ganze Gebäude wackelte, und es hätte ihn nicht gewundert, wenn es eingestürzt wäre. Er wollte sich aus dem Staub machen. Aber er musste Heidi holen. Er hatte nicht all die Jahre darauf verwendet, sie zu beschützen, um sie jetzt zu verlieren. Er wusste nicht, wie sehr sie in der Sache drinhing und was man tun musste, um sie zur Vernunft zu bringen, aber er hatte verdammt nochmal nicht vor, sie zurückzulassen. Das war gegen seine Natur.
Also lief er den Mittelgang hinab und kämpfte sich hustend durch den Rauch. Er würde sie packen, sie rausschleifen und ihr ins Gewissen reden. Von ihm aus konnte die Show ruhig weitergehen, solange er nichts mehr damit zu schaffen hatte. Er musste sich bloß Heidi schnappen.
Und dann sah er, was dort vorging. Die Frauen waren wahnsinnig geworden. Zuerst hatten sie sich gestreichelt und ganz zärtlich getan, und jetzt waren sie völlig durchgeknallt und versuchten, sich gegenseitig die Augen auszukratzen. Irgendeine krasse Nummer lief da ab, aber er begriff nicht, wie krass, bis er sah, wie eine der Frauen ein Messer nahm und es einer anderen tief in die Brust stieß. Wahnsinn, dachte er.
Zuerst spritzte Blut aus der Wunde, doch dann, während sie starb, wurde es langsam weniger und sickerte schließlich nur noch spärlich hervor. Die Frau mit dem Messer hatte sich bereits auf die nächste gestürzt und ihr die Wange aufgeschlitzt. Das Merkwürdige war, dass die verletzte Frau nicht wütend wirkte. Nein, sie schien eher ekstatisch.
Scheiße , dachte er. Sie hatten ihn unter Drogen gesetzt. So musste es sein. Das konnte nicht wirklich passieren. In dem Rauch war etwas, das ihn beeinflusste und ihn Dinge sehen ließ, die nicht wirklich waren. Und tatsächlich, die alten, abblätternden Wände des Theaters schienen immer dünner zu werden, bis er hindurchblicken konnte.
Er schloss die Augen, und als er sie wieder aufschlug, war er nicht mehr in dem Theater, sondern draußen in einem Wald, unter freiem Himmel. Vor ihm knisterte ein riesiges Lagerfeuer, auf dessen anderer Seite das Gemetzel tobte. Die Frauen kämpften miteinander und töteten sich gegenseitig. Dahinter standen, offenbar unbeeindruckt, die drei Musikerinnen. Und Heidi, reglos und bisher unversehrt.
Er stürmte los, lief um das Feuer herum und bahnte sich einen Weg durch die Frauen, die noch auf den Beinen waren. Als sie ihn festhalten wollten, stieß er sie weg und schlug mit den Fäusten zu. Ein Messer erwischte ihn an der Seite, aber es rutschte an der Lederjacke ab und schlitzte sie auf. Ein anderes bohrte sich mitten in seine Hand, und es tat höllisch weh, doch er konnte die Frau mit einem Tritt ins Gesicht niederstrecken. Und dann hatte er Heidi erreicht. Sie stand immer noch reglos da. Was war mit ihr los? Er schlang die Arme um sie und rannte mit ihr davon.
Schnell hatte er das Feuer umrundet und die Lichtung verlassen. Er kurvte durch die Bäume, behindert durch den dichten schwarzen Rauch des Lagerfeuers, der seine Lungen reizte und die Orientierung erschwerte, als plötzlich eine der irren Frauen aus der Dunkelheit sprang, auf ihn losging und versuchte, ihm das Gesicht zu zerkratzen. Brutal rammte er ihr
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