Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
entsetzter sein können, und doch war das der Fall. »Ja?« fragte sie leise.
    »Hier ist jemand gestorben.«
    »O nein«, ächzte Nanny Ogg. »Etwa im Kreis?«
    »Nein, natürlich nicht. Außerhalb davon. Ein großer Mann. Mit unterschiedlich langen Beinen. Und einem Bart. Vermutlich ein Jäger.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Bin gerade über ihn gestolpert.«
    Sonnenschein flimmerte durch den Dunst.
     
    Etwa achthundert Kilometer entfernt strich das Licht des neuen Tages über die uralten Mauern der Unsichtbaren Universität, des wichtigsten Ausbildungszentrums für Magie.
    Die Zauberer merkten überhaupt nichts davon.
    Für die meisten von ihnen war das Mittagessen die erste Mahlzeit am Tag. Die Zauberer der Unsichtbaren Universität waren keine Frühaufsteher.
    Nur Erzkanzler und Bibliothekar wußten, wie der Morgen aussah; dann hatten sie den Campus praktisch mehrere Stunden lang für sich allein.
    Der Bibliothekar stand immer früh auf, weil das der Natur eines Orang-Utans entsprach. Allerdings verzichtete er gegen seine Natur darauf, einige Male herzhaft zu brüllen, um andere Männchen von seinem Territorium fernzuhalten. Er schloß nur die Bibliothek auf und fütterte die Bücher.
    Mustrum Ridcully, der gegenwärtige Erzkanzler, fand großen Gefallen daran, durch das stille Gebäude zu streifen, den Bediensteten zuzunicken und Zettel für die Untergebenen zu hinterlassen. Sie dienten hauptsächlich dazu, ganz deutlich darauf hinzuweisen, daß er auf den Beinen war und arbeitete, während alle anderen noch an der Matratze horchten. *
    Doch heute beanspruchte etwas anderes Ridcullys Aufmerksamkeit. Es ging ihm um mehr oder weniger, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sein besorgter Blick galt einem runden Objekt. Überall beobachtete er gesundes Wuchern – abgesehen von einer Stelle, die ihm am vergangenen Tag nicht aufgefallen war.
    Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, während er in einen Spiegel sah, der ihm das Spiegelbild eines anderen Spiegels über seinem Haupt zeigte.
    Nach Ridcully und dem Bibliothekar stand der Quästor auf. Was nicht etwa daran lag, daß er die frühen Stunden liebte. Der Grund bestand vielmehr darin, daß gegen zehn Uhr beim Erzkanzler der ohnehin nicht sehr große Vorrat an Geduld zur Neige ging. Dann marschierte er zur Treppe und donnerte:
    »Quääästor!«
    Diesen Ruf wiederholte er, bis der Quästor erschien.
    Es geschah so häufig, daß der Quästor gelegentlich unter der Decke hervorkroch und sich anzog, bevor das Gebrüll des Erzkanzlers durchs Treppenhaus hallte. Die Erklärung mag sein, daß es sich bei ihm um einen natürlichen Neurovorgang ** handelte.
    Nun, diesmal war er voll angezogen auf halbem Wege zur Tür, als er die Augen aufriß.
    Ridcully verlor nie Zeit mit oberflächlicher Konversation. Bei ihm ging es immer um alles oder nichts.
    »Ja, Erzkanzler?« fragte der Quästor bedrückt.
    Ridcully nahm den Hut ab.
    »Was ist das hier?« fragte er.
    »Äh, äh, äh… was , Erzkanzler?«
    »Das hier, Mann!«
    Der Quästor verspürte einen längst vertraut gewordenen Anflug von Panik und starrte verzweifelt auf den Kopf des Erzkanzlers.
    »Das was? Oh. Meinst du vielleicht die kahle Stelle?«
    »Ich habe keine kahlen Stellen!«
    »Äh, nun…«
    »Gestern hatte ich sie noch nicht!«
    »Ah. Nun. Äh.« Früher oder später riß irgend etwas im Quästor, und dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten. »So was kommt natürlich vor, und mein Großvater hat immer eine Mischung aus Honig und Pferdedung benutzt, rieb sich das Zeug jeden Tag…«
    »Ich bekomme keine Glatze!«
    Im Gesicht des Quästors zuckte ein Muskel nervös. Die Worte strömten aus ihm heraus, ohne daß die Sprechwerkzeuge der Kontrolle des Gehirns unterlagen.
    »… und dann hatte er da noch den Apparat mit der gläsernen Stange, und man rieb mit einem Seidentuch daran, und…«
    »Das ist doch lächerlich! In meiner Familie hat nie jemand eine Glatze bekommen, abgesehen von einer Tante!«
    »… und, und, und er wusch sich den Kopf mit Morgentau und, und, und…«
    Ridcully erbarmte sich – er war kein unfreundlicher Mann.
    »Was nimmst du derzeit dagegen ein?« fragte er.
    »Getrocknete, getrocknete, getrocknete, getrocknete«, stammelte der Quästor.
    »Meinst du die alten Pillen aus getrockneten Fröschen?«
    »J-j-j-j.«
    »In der linken Tasche?«
    »N-n-n-n.«
    »Na schön, also in der rechten. So, und jetzt schlucken…«
    Eine Zeitlang starrten sich die beiden Männer an.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher