Lords und Ladies
betrachteten es eine Zeitlang.
»Ist das die normale Kleidung einer Königin?« vergewisserte sich Magrat.
»Ich bin mir nicht sicher, Gnäfrau. Vielleicht hat Seine Majestät nur viel Geld geschickt, mit der Bitte, dir alles zur Verfügung zu stellen.«
Sie breiteten die Einzelteile auf dem Boden aus.
»Ist das hier der Pantoffel?«
Draußen bei den Zinnen beendete der Wächter den Wachdienst, band sich die Schürze des Gärtners um und ging los, um die Bohnen durchzuhacken. Zur gleichen Zeit fand im Innern des Schlosses ein von Verwirrung geprägtes Gespräch statt, das sich um Kleidung und Architektur drehte.
»Ich fürchte, das hast du falsch herum an, Gnäfrau. Welches Teil ist der Reifrock?«
»Hier steht: ›Manne ziehe Schleife A durch Öffenung B.‹ Aber ich kann die Öffenung B nicht finden.«
»Diese Dinger sehen aus wie Satteltaschen . So was ziehe ich nicht an. Und das da?«
»Eine Halskrause, Gnäfrau. Äh. Der letzte Schrei in Sto Helit, wie mir mein Bruder mitgeteilt hat.«
»Soll das heißen, die Leute schreien, wenn sie so etwas sehen? Und was ist das?«
»Brokat, glaube ich.«
»Sieht wie Pappe aus. Muß ich so etwas jeden Tag tragen?«
»Keine Ahnung, Gnäfrau.«
»Verence trägt ganz normale Hosen und ‘ne alte Jacke!«
»Ja, aber du bist die Königin. Königinnen sind zu wesentlich mehr Eleganz verpflichtet – das ist allgemein bekannt. Es gibt kaum etwas daran auszusetzen, wenn Könige so durch die Gegend laufen, daß ihr Hintern halb aus der Hose guckt…«
Millies Hand flog zum Mund.
»Schon gut«, sagte Magrat. »Selbst die Beine von Königen enden in… in Erweiterungen der Oberschenkel. Fahr ruhig fort. Was wolltest du eben sagen?«
Die Wangen der Zofe glühten.
»Ich meine, ich meine, ich meine, Königinnen müssen ganz vornehm aussehen«, brachte Millie hervor. »Der König hat Bücher darüber. Man spricht in diesem Zusammenhang von Etiketten und so.«
Magrat betrachtete sich kritisch im Spiegel.
»Es steht dir gut, Euer Fast-Majestät«, sagte die Zofe.
Magrat wandte sich von einer Seite zur anderen.
»Mein Haar ist eine Katastrophe«, murmelte sie nach einer Weile.
»Bitte, Gnäfrau, der König hat nach einem Friseur in Ankh-Morpork geschickt, Gnäfrau. Müßte noch vor der Hochzeit hier eintreffen.«
Magrat rückte eine Locke zurecht. In ihr reifte allmählich die Erkenntnis heran, daß sie als Königin ein völlig neues Leben beginnen würde.
»Meine Güte«, sagte sie leise. »Und was kommt jetzt?«
»Keine Ahnung, Gnäfrau.«
»Was macht der König?«
»Oh, er ist früh aufgestanden, um dem alten Muckel in Schnitte zu zeigen, wie man richtig Schweine züchtet.«
»Und ich? Was soll ich machen? Worin bestehen meine Pflichten?«
Millie wirkte verwirrt, wobei sich ihr Gesichtsausdruck allerdings nur unmerklich veränderte.
»Weiß nicht, Gnäfrau. Ich nehme an, du regierst einfach. Wanderst im Garten. Empfängst Leute. Kümmerst dich um Gobelinbezüge und Tapisserien und so. Bei Königinnen ist das sehr beliebt. Außerdem… Später muß auch noch die Frage der Thronfolge geklärt werden…«
»Ich begnüge mich zunächst damit, mir die Tapisserien vorzunehmen«, sagte Magrat fest.
Ridcully hatte Probleme mit dem Bibliothekar.
»Zufälligerweise bin ich dein Erzkanzler, jawohl!«
»Ugh!«
»Bestimmt gefällt es dir! Frische Luft! Viele Bäume! Mit vielen Ästen, an denen man bestens hängen kann.«
»Ugh!«
»Komm sofort runter!«
»Ugh!«
»Die Bücher sind hier auch ohne dich sicher. Lieber Himmel, es ist ohnehin schwer genug, Studenten in die Bibliothek zu locken . Aus eigenem Antrieb kommen sie sicher nicht hierher.«
»Ugh!!«
Ridcully sah zum Bibliothekar empor, der am obersten Regal der Parazoologie hing, zwischen Ba und Mn .
»Na schön.« Der Erzkanzler sprach jetzt leiser, und in seiner Stimme drückte sich eine gewisse Schläue aus. »Eigentlich schade, wenn man es recht bedenkt. Im Schloß von Lancre soll es eine gute Bibliothek geben. Was man in der Provinz eben so Bibliothek nennt… Es ist nur ein Haufen alter Bücher. Niemand hat sich die Mühe gemacht, sie zu katalogisieren.«
»Ugh?«
»Tausende von Büchern. Unter ihnen sehr seltene Exemplare. Ja, wirklich schade, daß du nicht mitkommen willst.« Mit Ridcullys Stimme hätte man jetzt Achsen schmieren können.
»Ugh?«
»Aber du bist fest entschlossen, wie ich sehe. Nun, dann muß ich mich eben allein auf den Weg machen. Bis dann.«
Draußen blieb Ridcully
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