Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Scorbic gewisse Dinge zu erklären versucht, doch bei Worten wie »Vitaminen« wackelte das Dreifachkinn der Frau so drohend, daß die Fast-Königin aus der Küche floh.
    Magrat nahm sich jetzt einen Apfel vor. Mit Äpfeln kannte sich die Köchin aus. Sie füllte sie mit Rosinen und Creme und machte große, gebratene und mehlige Dinge daraus. Magrat hatte aus purer Verzweiflung einen rohen Apfel aus der Speisekammer gestohlen und plante auch, herauszufinden, wo die Karotten aufbewahrt wurden.
    Verence zeichnete sich undeutlich hinter silbernen Kerzenständern und diversen Büchern ab.
    Gelegentlich wechselten sie einen Blick und lächelten. Zumindest sah es nach einem Lächeln aus – angesichts der großen Entfernung konnte man nicht ganz sicher sein.
    Offenbar hatte der König gerade etwas gesagt.
    Magrat wölbte die Hände trichterförmig vorm Mund.
    »Wie bitte?«
    »Wir brauchen ein…«
    »Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Was?«
    »Was?«
    Schließlich stand Magrat auf und wartete, während Spriggins ihren Stuhl zum anderen Ende des Tisches schob, wobei die natürliche Blässe seiner Wangen einer purpurnen Tönung wich. Die ehemalige Hexe hätte ihren Stuhl auch selbst bewegen können, aber für Königinnen geziemte sich so etwas nicht.
    »Wir sollten uns einen Poeta laureatus zulegen«, sagte Verence und klopfte mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle im Buch. »Jedes königliche Schloß braucht einen Hofdichter. Solche Leute schreiben Gedichte für besondere Anlässe.«
    »Ja?«
    »Ich habe dabei an Frau Ogg gedacht. Als Sängerin soll sie recht amüsant sein.«
    Magrat verzog keine Miene.
    »Ich, äh, ich glaube, sie kennt viele Reime für bestimmte Worte«, erwiderte sie.
    »Das übliche Honorar beträgt vier Taler und ein kleines Faß Sherry.« Verence sah auf die Seite. »Vielleicht kann man auch mit Ankh-Morpork-Dollars bezahlen und mit Wein anstelle von Sherry.«
    »Worin bestünden Nannys Pflichten?« erkundigte sich Magrat.
    »Hier heißt es, der Poeta laureatus trägt Gedichte bei Staatsfeierlichkeiten vor«, antwortete Verence.
    Magrat kannte einige von Nannys fröhlichen Vorträgen – besonders eindrucksvoll waren jene, die sie mit Gesten untermalte. Sie nickte ernst.
    »Einverstanden«, sagte sie. »Vorausgesetzt – und dieser Punkt liegt mir sehr am Herzen –, vorausgesetzt, Nanny Ogg tritt ihr Amt erst nach unserer Hochzeit an.«
    »Wie?«
    »Nach der Hochzeit.«
    »Oh.«
    »Ich bitte ausdrücklich darum.«
    »Na schön. Wenn du möchtest…«
    Jenseits der Doppeltür ertönten Stimmen, und kurz darauf schwang das Portal auf. Nanny Ogg und Oma Wetterwachs marschierten in den großen Saal. Shawn versuchte, sie zu überholen.
    »So versteh doch, Mama: Ich muß jeden Besucher ankündigen!«
    »Na los, sag ihnen, wer wir sind«, schlug Nanny vor. »Hallo, Euer Majestäten.«
    »Dieses Schloß sei gesegnet«, meinte Oma. »Magrat, wir haben jemanden mitgebracht, der behandelt werden muß.«
    Sie stieß einen Kerzenständer und etwas Geschirr zu Boden, legte Diamanda dann auf den Tisch. Auf dem langen Tisch war zwar genug Platz, aber ein ordentlicher Auftritt erforderte Dramatik.
    »Gestern seid ihr Feinde gewesen!« entfuhr es Magrat verdutzt.
    »Und wenn schon«, erwiderte Oma Wetterwachs. »‘n Morgen, Euer Majestät.«
    König Verence nickte. Manche Könige hätten jetzt nach den Wachen gerufen, aber Verence verzichtete darauf, weil er vernünftig war. Er hatte es mit Oma Wetterwachs zu tun und außerdem: Der einzige Wächter hieß Shawn Ogg und versuchte gerade, seine Trompete geradezubiegen.
    Nanny Ogg schlenderte zur Anrichte. Es fehlte ihr nicht am Mitgefühl, aber der Tag war bereits einige ereignisreiche Stunden alt, und niemand schien sich für den recht üppigen Rest des Frühstücks zu interessieren.
    »Was ist mit ihr passiert?« fragte Magrat, als sie mit der Untersuchung des Mädchens begann.
    Oma sah sich im Saal um. Rüstungen, Schilde an den Wänden, rostige Schwerter und Piken… Vermutlich gab es hier genug Eisen.
    »Ein Elf hat auf sie geschossen…«
    »Aber…«, begannen Magrat und Verence gleichzeitig.
    »Vergeudet jetzt keine Zeit damit, Fragen zu stellen. Ja, ein Elf hat auf das Kind geschossen. Sind schrecklich, ihre Pfeile. Sorgen dafür, daß der Geist ganz allein auf Wanderschaft geht. Nun, kannst du ihr helfen?«
    Trotz ihrer Gutmütigkeit fühlte Magrat einen Anflug von gerechtem Zorn.
    »Ach, plötzlich bin ich wieder eine Hexe. Du brauchst mich,

Weitere Kostenlose Bücher