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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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diesen Reminiszenzen gesellten sich andere hinzu. Sie erinnerte sich zum Beispiel daran, daheim im Bett gelegen zu haben, nicht in einer Hütte, sondern in einem richtigen Haus, ja, und es waren keine fremden Erinnerungen, sondern ihre eigenen. Irgend etwas ließ sie ahnen, zu schlafen und zu träumen…
    Sie versuchte, den Blick auf Nanny Ogg zu richten. Gytha bot eine beruhigend stabile und solide Realität.
    Nanny holte gerade ein Taschenmesser hervor.
    »Was hast du damit vor?«
    »Ich will das Wesen von seinem Leid erlösen.«
    »Auf mich erweckt es nicht den Eindruck, sehr zu leiden.«
    Nanny Ogg schürzte nachdenklich die Lippen. »Das könnte ich schnell ändern, Esme.«
    »Es gehört sich nicht, das Geschöpf zu quälen, nur weil es hilflos auf dem Boden liegt, Gytha.«
    »Ich warte nicht, bis es aufsteht und sich wehren kann, Esme.«
    »Gytha!«
    »Damals haben die Elfen kleine Kinder verschleppt. So etwas darf nicht noch einmal geschehen. Wenn ich mir vorstelle, daß jemand unseren Pewsey entführt…«
    »So dumm sind nicht einmal Elfen. Habe in meinem ganzen Leben kein klebrigeres Kind gesehen.«
    Oma zog behutsam ein Lid des Mädchens hoch.
    »Weilt in einer völlig anderen Welt«, kommentierte sie und hob Diamanda hoch.
    »Ich trage sie. Kümmere du dich um den Burschen dort.«
    »Es war sehr tapfer von dir, das Mädchen zu retten«, sagte Nanny. »Sicher bist du dadurch langsamer vorangekommen. Und Pfeile sind schnell.«
    »Ich hatte einen guten Schild«, erwiderte Oma.
    Diese Worte schockierten Nanny Ogg.
    »Was? Daran hast du bestimmt nicht gedacht, oder?«
    »Nun, das Kind war bereits getroffen«, brummte Oma Wetterwachs. »Und wenn es mich ebenfalls erwischt hätte, wäre eine Flucht nicht mehr möglich gewesen.«
    »Aber das… das ist herzlos, Esme!«
    »Es mag herzlos sein, aber nicht kopf los. Es ging mir nicht um irgendwelche Nettigkeiten, sondern um Vernunft. Warum siehst du mich so an? Kommst du jetzt? Oder willst du den ganzen Tag mit offenem Mund dort herumstehen?«
    Nanny schloß den Mund – und öffnete ihn wieder, um zu sagen:
    »Was willst du jetzt unternehmen?«
    »Nun, kannst du das Mädchen heilen?«
    »Ich? Nein.«
    »Und ich auch nicht«, meinte Oma Wetterwachs. »Aber ich kenne jemanden, der das vielleicht hinbekommt. Den da bringen wir zunächst mal im Kerker unter. Da unten gibt’s viel Eisen: Gitter und so. Dürfte dafür sorgen, daß er ruhig bleibt.«
    »Wie hat er es geschafft, in unsere Welt zu gelangen?« fragte Nanny.
    »Er hielt sich an mir fest. Vielleicht öffnet sich eine Lücke in der von… Steinkraft geformten Barriere, um Menschen durchzulassen. Ich weiß nicht genau, wie’s funktioniert. Mir genügt’s, wenn seine Freunde da drin bleiben.«
    Nanny hob sich den bewußtlosen Elfen mühelos auf die Schulter. *
    »Riecht unangenehmer als die schmutzigste Ecke eines Ziegenstalls«, klagte sie. »Ich schätze, zu Hause muß ich ein Bad nehmen.«
    »Meine Güte«, erwiderte Oma. »Es wird immer schlimmer, nicht wahr?«
     
    Was ist Magie?
    Hexen erklären dieses Phänomen auf zweierlei Art und Weise, abhängig davon, wie alt sie sind. Ältere Hexen vermeiden es, darüber zu reden, doch tief in ihrem Herzen vermuten sie folgendes: Das Universum weiß eigentlich gar nicht, was vor sich geht, und es besteht aus Billionen von Milliarden von Millionen Möglichkeiten. Zu jeder einzelnen davon könnte es werden, wenn man ein trainiertes Bewußtsein mit Quantengewißheit in den Spalt schiebt und hebelt. Anders ausgedrückt: Wenn man den Hut einer bestimmten Person explodieren lassen wollte, so brauchte man sich nur in ein Universum zu hebeln, in dem eine genügend große Anzahl von Hutmolekülen beschloß, zur gleichen Zeit in unterschiedliche Richtungen davonzufliegen.
    Jüngere Hexen hingegen reden ständig über Magie und glauben, daß es dabei um Kristalle, mystische Kräfte und Tänze ohne Schlüpfer geht.
    Vielleicht haben alle Recht, und zwar gleichzeitig. So ist das eben mit den Quanten.
     
    Früher Morgen. Shawn patrouillierte auf den Wehrgängen – im Moment war es seine Pflicht, die Bewohner des Schlosses vor allen eventuell angreifenden Barbarenhorden zu schützen.
    Ihm gefiel das militärische Leben. Manchmal wünschte er sich, daß wenigstens eine kleine Horde angreifen und ihm dadurch Gelegenheit geben würde, in die Rolle des strahlenden Helden zu schlüpfen. Oft träumte er davon, ein Heer in die Schlacht zu führen. Allerdings mußte sich der König

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