Lords und Ladies
und…«
Oma Wetterwachs seufzte.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Ich will nur eine klare Antwort. Kannst du ihr helfen? Ja oder nein. Wenn du ›nein‹ sagst, bringe ich das Mädchen fort und lasse dich in Ruhe.«
Sie sagte das so gelassen, daß Magrat über den eigenen Ärger stolperte und sich wieder aufzurichten versuchte.
»Ich habe nicht gesagt, daß ich keine Möglichkeit sehe, der Verletzten zu helfen. Ich wollte nur…«
»Gut.«
Es klapperte, als Nanny mehrere Terrinendeckel hob und wieder sinken ließ.
»He, hier gibt’s drei verschiedene Arten Eier!«
»Sie hat kein Fieber«, stellte Magrat fest. »Langsamer Puls. Die Augen trüb. Shawn?«
»Ja, Fräulein Königin?«
»Gekocht, verrührt und gebraten. Das nenn’ ich nobel.«
»Lauf zu meiner Hütte und hol alle Bücher, die du dort findest. Ich glaube, ich habe schon einmal von solchen Symptomen gelesen, Oma. Shawn?«
Shawn blieb auf halbem Wege zur Tür stehen.
»Ja, Fräulein Königin?«
»Gib auf dem Weg nach draußen in der Küche Bescheid. Dort soll man möglichst viel Wasser kochen. Wir müssen die Wunde zuerst säubern. Wie dem auch sei: Elfen…«
»Ich überlasse die Sache dir«, sagte Oma und wandte sich ab. »Kann ich dich sprechen, Euer Majestät? Ich möchte dir etwas zeigen, unten im Keller.«
»Ich brauche Hilfe«, wandte Magrat ein.
»Frag Nanny.«
»Damit meint sie mich«, sagte Nanny Ogg mit vollem Mund.
»Was ißt du da?«
»Toast mit Spiegelei und Ketchup«, lautete die glückliche Antwort.
»Wenn’s so weitergeht, müssen wir nicht nur Diamanda behandeln, sondern auch dich«, murmelte Magrat und rollte die Ärmel hoch. »Geh und sieh in der Küche nach dem Rechten.« Sie betrachtete die Wunde. »Frag die Köchin, ob sie schimmeliges Brot hat…«
Die Grundelemente der Zauberei sind der Orden, das Institut und natürlich die Universität.
Das Grundelement der Hexerei ist die Hexe, doch es gibt noch ein anderes, immer vorhandenes Grundelement, nämlich die Hütte.
Bei einer Hexenhütte handelt es sich um ein ganz besonderes architektonisches Objekt. Sie wird nicht in dem Sinne gebaut, sondern im Lauf der Zeit zusammengesetzt, was dazu führt, daß die reparierten Bereiche immer dichter zusammenrücken. Man denke dabei an eine Socke, die nur aus gestopften Stellen besteht. Der Kamin schraubt sich wie ein Korkenzieher nach oben. Das Reet des Daches ist so alt, daß kleine Bäume darin wachsen. Die Bodendielen sind hin und her gebogen; des Nachts knarren sie ebenso hingebungsvoll wie die Planken eines Segelschiffs im Sturm. Wenn nicht mindestens zwei Wände mit Balken abgestützt sind, ist es keine richtige Hexenhütte, sondern nur das Heim einer dummen Alten, die aus Teeblättern die Zukunft liest und mit ihrer Katze spricht.
Offenbar locken solche Hütten die gleiche Art Hexen an. Das ist ganz natürlich. Jede Hexe bildet in ihrem Leben ein oder zwei junge Hexen aus, und wenn sie schließlich das Zeitliche segnet, nimmt eine Nachfolgerin ihren Platz ein.
In Magrats Hütte hatten nachdenkliche Hexen gewohnt, die dazu neigten, Dinge zu bemerken und zu notieren. Welche Kräuter wirkten besser gegen Kopfschmerzen als andere; Teile alter Geschichten; Legenden; dies und das – darum ging es in den schriftlichen Hinterlassenschaften.
In den Regalen standen zwölf Bücher, die mit winziger Handschrift und sorgfältigen Zeichnungen vollgekritzelt waren. Hinzu kamen getrocknete und gepreßte Blumen und Frösche.
Es war eine Hütte von Hexen, die sich der Forschung verschrieben hatten, die nicht aufhörten, Fragen zu stellen. Das Auge von welchem Molch? Welche Spezies von Haien, die in tiefen Meeresschluchten lebten? Und wenn man zur Herstellung eines Tranks Blätter des Wilden Stiefmütterchens benötigte… In verschiedenen Teilen des Kontinents wuchsen insgesamt siebenunddreißig Pflanzen, die diesen Namen trugen – welche war gemeint?
Oma Wetterwachs kam mit der Hexerei deshalb besser zurecht als Magrat, weil sie wußte: Bei der Hexenkunst spielte es überhaupt keine Rolle, welche Blätter man verwendete.
Magrat hingegen glaubte, daß solchen Dingen große Bedeutung zukam, und deshalb war sie die bessere Heilerin.
Die Kutsche hielt vor einer Barrikade auf der Straße.
Das Oberhaupt der Räuberbande rückte sich die Augenklappe zurecht – mit seinen Augen war alles in bester Ordnung, aber die Leute respektierten einen in Uniform mehr.
Er trat näher.
»Morgen, Jim. Was haben wir denn
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