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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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diesem Ort eigentlich nichts zu suchen hatte. Trotzdem: Sie putzte sich die Nase und setzte ihre Entdeckungsreise fort. Einige neben dem Bett liegende Kleidungsstücke wiesen darauf hin, daß. Verence mit seiner Garderobe ebenso rücksichtsvoll umging wie die meisten Angehörigen des männlichen Teils der Bevölkerung. Und noch etwas: Wie viele seiner Geschlechtsgenossen schien er gewisse Schwierigkeiten mit den komplexen topologischen Manövern zu haben, die nötig waren, um Socken auf die richtige Seite zu ziehen.
    Die ehemalige Hexe sah eine kleine Frisierkommode samt Spiegel, an dem eine kleine, verwelkte Blume befestigt war. Sie hatte große Ähnlichkeit mit jenen Blumen, die Magrat des öfteren im Haar trug.
    An dieser Stelle hätte sie das Zimmer besser verlassen sollen, wie sie später zugeben mußte. Aber sie schien überhaupt keine Kontrolle mehr über sich zu haben.
    Mitten auf der Frisierkommode stand eine Art Napf aus Holz. Er enthielt Münzen, Bindfäden und andere Dinge, wie sie für eine abends geleerte Hosentasche typisch zu sein schienen.
    Ein zusammengefalteter Zettel fiel Magrat auf. Er sah aus, als hätte er eine ganze Weile in besagter Hosentasche verbracht.
    Die Fast-Königin griff danach und entfaltete ihn.
     
    An mittwärtigen Hängen der Spitzhornberge gab es überall kleine Königreiche. Jedes schmale Tal und jeder Felssims, der mehr als einer Gemse Platz bot, stellte ein Königreich dar. In den Spitzhornbergen gab es Königreiche, die so klein waren, daß folgendes geschehen konnte: Wenn sie von einem Drachen heimgesucht wurden und ein Held die Gefahr bannte, und wenn ihn der König dafür mit der Hälfte des Reiches belohnen mußte, wie es Paragraph drei der Heldengesetze verlangte – dann blieb überhaupt kein Königreich mehr übrig. So fanden denn lange Annexionskriege statt, weil jemand nach einem Platz suchte, wo er die Kohlen aufbewahren konnte.
    Lancre gehörte zu den größeren Königreichen. Immerhin konnte es sich sogar ein stehendes Heer leisten. *
    Könige, Königinnen und verschiedene Subformen der Aristokratie strömten derzeit über die Lancrebrücke. Beobachtet wurden sie von einem verdrießlichen und tropfnassen Troll, der den Wachdienst für den heutigen Tag aufgegeben hatte.
    Die Türen des Großen Saals standen weit offen. Überall trieben sich Jongleure und Feuerschlucker herum. Oben in der Bänkelsängergalerie spielte ein kleines Orchester auf Instrumenten wie der einsaitigen Fiedel von Lancre oder den berühmten Spitzhorn-Dudelsäcken. Glücklicherweise verloren sich die damit erzeugten Klänge im Lärm der Menge.
    Nanny Ogg und Oma Wetterwachs waren ebenfalls im Großen Saal. Da es sich um eine festliche Angelegenheit handelte, trug Nanny jetzt nicht ihren schwarzen spitzen Hut, sondern einen anderen, der zwar die gleiche Form hatte, dafür aber rot glänzte. Sehr dekorative Wachskirschen baumelten daran.
    »Alle möglichen Leute sind hier«, freute sich Nanny und nahm ein Glas von einem nahen Tablett. »Sogar einige Zauberer aus Ankh-Morpork, hat mir unser Shawn gesagt. Er meinte, einer von ihnen hat gesagt, ich hätte eine gute Figur. Leider wußte er nicht, wer das war.«
    »Muß an Geschmacksverirrung leiden«, murmelte Oma, doch es kam nicht von Herzen. Es handelte sich nur um eine automatische Gemeinheit. Nanny Oggs Besorgnis wuchs – irgend etwas schien ihre Freundin zu belasten.
    »Es gibt einige Herren und Herrinnen, die wir hier nicht sehen möchten«, sagte Oma Wetterwachs. »Ich werde erst dann erleichtert aufatmen, wenn dies alles vorbei ist.«
    Nanny Ogg reckte den Hals und bemühte sich, über den Kopf eines kleinen Kaisers hinwegzublicken.
    »Von Magrat ist weit und breit nichts zu sehen. Da drüben steht Verence und spricht mit einigen anderen Königen, aber Magrat ist nirgends zu sehen. Unser Shawn hat gesagt, daß Millie Chillum meinte, heute morgen sei sie das reinste Nervenbündel gewesen.«
    »All diese hochgeborenen Leute«, grummelte Oma und ließ den Blick über die vielen gekrönten Häupter schweifen. »Fühle mich hier wie ein Fisch auf dem Trockenen.«
    »Nun, wenn du mich fragst: Jeder schafft sich sein eigenes Wasser.« Nanny nahm einen gebratenen Hähnchenschenkel vom Büfettisch und schob ihn sich in den Ärmel.
    »Trink nicht zuviel. Wir müssen wachsam bleiben, Gytha. Denk daran, was ich dir gesagt habe. Wir dürfen uns nicht ablenken lassen…«
    »Das ist doch nicht etwa die reizende Frau Ogg, oder?«
    Nanny drehte sich

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