Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
richtete sich die wogenden weißen Locken und fragte sich, ob sie nach Hause zurückkehren und sich dort in ihr Korsett zwängen sollte.
    »Wir müssen wachsam sein, Gytha.«
    »Ja, ja.«
    »Wir dürfen uns von nichts ablenken lassen.«
    »Nein, nein.«
    »Du hörst mir gar nicht zu, oder?«
    »Was?«
    »Du könntest wenigstens herausfinden, warum Magrat nicht da ist.«
    »Na gut.«
    Nanny Ogg schlenderte verträumt davon.
    Oma Wetterwachs drehte sich um…
    Normalerweise hätten jetzt Violinen erklingen müssen. Unter solchen Umständen rechnete man damit, daß die Hintergrundgeräusche – das Summen und Brummen der vielen Stimmen – allmählich verklangen, daß die Menge auseinanderwich und eine Gasse freigab zwischen Oma Wetterwachs und Ridcully.
    Ja, Violinenklänge. Irgend etwas hätte geschehen sollen.
    Es geschah tatsächlich etwas: Der Bibliothekar wankte vorbei, benutzte die Arme als zusätzliche Beine und trat – oder stieß – Oma auf den Fuß, als er zum Büfettisch eilte.
    Sie bemerkte es kaum.
    »Esme?« fragte Ridcully.
    »Mustrum?« erwiderte Oma Wetterwachs.
    Nanny Ogg trat näher.
    »Esme, ich habe Millie Chillum gesehen, und sie meinte…«
    Oma Wetterwachs’ Ellenbogen bohrte sich ihr in die Seite. Nanny schnappte nach Luft und schätzte die Situation ab.
    »Oh«, sagte sie. »Nun, ich… ich gehe dann wohl besser.«
    Erneut trafen sich die Blicke.
    Wieder kam der Bibliothekar vorbei, und diesmal trug er ein Tablett mit Obst.
    Oma Wetterwachs beachtete ihn nicht.
    Der Quästor – er befand sich derzeit im mittleren Bereich seines Zyklus’ – klopfte Ridcully auf die Schulter.
    »Hallo, Erzkanzler. Die Wachteleier sind gar nicht so übel…«
    »VERSCHWINDE. Stibbons, bitte hol die Froschpillen. Und halte alle Messer von ihm fern.«
    Und wieder sahen sie sich an.
    »Na so was«, sagte Oma nach ungefähr einem Jahr.
    »Dies muß ein verzauberter Abend sein oder so«, sagte Ridcully.
    »Ja. Das befürchte ich auch.«
    »Du bist es wirklich, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon«, bestätigte Oma Wetterwachs.
    »Hast dich überhaupt nicht verändert, Esme.«
    »Du dich auch nicht. Bist noch immer ein schamloser Lügner, Mustrum Ridcully.«
    Sie traten aufeinander zu. Und wieder schwankte der Bibliothekar vorbei, und seine Fracht bestand diesmal aus einem großen Teller mit Meringen. Hinter ihm kroch Ponder Stibbons auf dem Boden umher und sammelte verstreute Froschpillen auf.
    »Tja«, sagte Ridcully.
    »Komisch.«
    »Die Welt ist klein.«
    »Ja.«
    »Du bist du, und ich bin ich. Bemerkenswert. Und jetzt ist es hier und heute.«
    »Und damals war’s damals.«
    »Ich habe dir viele Briefe geschrieben«, sagte Ridcully.
    »Bekam nie welche.«
    In den Augen des Erzkanzlers funkelte es.
    »Seltsam. Und ich habe sie extra mit einem Richtungszauber ausgestattet.« Er musterte die Hexe von Kopf bis Fuß. »Wieviel wiegst du, Esme? Hast bestimmt kein Gramm Fett am Leib, wie?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Gönn einem alten Mann seine Neugier.«
    »Na schön. Etwa siebenundfünfzig Kilo.«
    »Hmm… Müßte eigentlich klappen. Fünf Kilometer mittwärts… Eine leichte Drift nach links, kein Problem…«
    Ridcully streckte ruckartig den Arm und griff nach Omas Hand. Er fühlte sich jung und übermütig. Die Zauberer in der Unsichtbaren Universität wären sicher sehr verblüfft gewesen.
    »Laß uns woanders hingehen.«
    Er schnippte mit den Fingern.
    Die Masse muß wenigstens ungefähr erhalten bleiben – das ist eine fundamentale magische Regel. Wenn etwas von A nach B bewegt wird, so muß etwas anderes von B nach A wechseln.
    Und dann das Bewegungsmoment. Zwar dreht sich die Scheibenwelt nur langsam, aber verschiedene Punkte bewegen sich in bezug auf die Mitte mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Woraus folgt: Ein Zauberer, der sich in Richtung Rand bewegt, sollte darauf vorbereitet sein, sein Ziel laufend zu erreichen.
    Die fünf Kilometer bis zur Lancrebrücke bewirkten nur ein leichtes Zerren, und damit hatte Ridcully gerechnet. Er materialisierte an die Brüstung gelehnt, mit Esme Wetterwachs in den Armen.
    Eine Sekunde vorher hatte der Zolltroll jenen Platz eingenommen. Plötzlich fand er sich lang ausgestreckt im Großen Saal wieder, zufälligerweise direkt auf dem Quästor.
    Oma Wetterwachs sah in den Fluß hinab, und anschließend richtete sie einen mißbilligenden Blick auf Ridcully.
    »Dazu hattest du kein Recht«, sagte sie. »Bring mich sofort zurück.«
    »Meine Güte.« Der

Weitere Kostenlose Bücher