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Loreley

Titel: Loreley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erst jetzt wurde ihr wirklich klar, welche Macht ihr dadurch g e schenkt wurde, so als hätte sie vorher nie wirklich da r über nac h gedacht.
    Sicher, sie hatte es genossen, doch die Bedeutung des Ganzen war ihr verborgen geblieben. In gewisser Weise war dies hier noch besser als der Gesang, denn Baan u n terlag ihr aus freien Stücken. Einen Moment lang fragte sie sich, was wohl geschehen wäre, wenn sie Ailis auf diese Weise gelockt hätte. Hätte sie ihren Willen ebenso schnell brechen können wie Baans?
    Er streifte ihr Kleid ab, bewunderte atemlos ihren m a kellosen Körper. Fee war fa s ziniert, von sich selbst, aber auch von ihm. Sie hockte auf seinem Oberkörper und genoss die Berührung seiner Rippen an ihren Schenkeln, das leichte Reiben und Ki t zeln, das sie dabei verspürte. Sie sah ihm an, dass er ganz genauso empfand und dass zugleich eine tiefe Ungeduld in ihm brannte. Er wollte nicht, dass dieser Moment ein Ende hatte, zugleich aber verlangte es ihn nach mehr. Die Begierde in seinem Blick machte ihn so schwach, so verletzlich. So formbar.
    Die Macht des Fleisches über den Geist war neu für sie – war das Andere in ihr –, wie überhaupt das B e wusstsein, Fleisch zu sein, für sie in diesen Augenblicken eine neue Bedeutung erhielt. Es war, dachte sie, ein Feld, das sich gewiss zu erforschen lohnte.
    Hatte sie früher Skrupel gehabt bei dem, was sie ger a de tat? Sie konnte sich nicht erinnern. Jetzt, da ihr jeder Skrup el fremd war, da die Zwänge ihrer Erziehung, ja, des reinen Menschseins von ihr abgefallen waren, beda u erte sie das Versäumnis, diese Dinge nicht bereits viel früher genossen zu haben. Jeden Knappen, jeden Fische r jungen aus dem Dorf hätte sie haben können, doch sie hatte sich ihnen verweigert! Wie gre n zenlos dumm von ihr! Sie hätte längst über eine Armee von Männern ve r fügen können, die ihr willenlos folgte.
    Wie gut aber, dass jetzt das Andere da war, um ihr so l che Nachlässigkeiten vor Augen zu führen. Keine Fehler mehr, keine Nachsicht. Kein erbärmliches Gewi s sen.
    Sie presste ihn mit Armen und Beinen in die Decken, fühlte ihn unter sich erbeben, pulsieren wie ein gewalt i ges Herz. Er hatte Fieber, o ja, aber es war keines, das mit Krankheit oder Schwäche zu tun hatte. Er bewies es ihr, als er seine Arme mühelos aus ihrer Umklammerung befreite, ihre Schultern packte und sie zu sich herabzog. Ihre Lippen, ihre Zungen trafen sich. Fee öffnete die A u gen, sah, dass seine Lider geschlo s sen waren. Sie löste ihr Gesicht von seinem.
    »Schau mich an!«, verlangte sie. »Schau mich immer an!«
    »Aber – «
    »Nein, egal, was ich früher gesagt habe. Schau mich an!«
    Und damit er jeden weiteren Widerspruch vergaß, rec k te sie sich über ihm in die Höhe, berührte ihre Brustwa r zen, ließ ihre Hände an sich hinabwandern und zerzauste mit den Fingerspitzen ihr Schamhaar, tastete weiter, tiefer, und dabei war ihr in jedem Augenblick bewusst, dass er zusah, dass er sich um nichts in der Welt auch nur eine einzige ihrer Bewegungen entgehen lassen würde.
    Es ist so leicht, dachte sie. So unglaublich leicht! Dann durchfuhr sie ein Schwall von Erregung und sie ließ von sich ab, widmete sich stattdessen ihm und seinen Wü n schen. Jed en einzelnen las sie von seinen Augen ab, küsste sie unausgesprochen von seinen rauen, vor E r staunen geöffneten Lippen.
    »Bist du noch böse auf mich?«, wisperte sie einmal.
    Seine Augen blitzten, und da wusste sie, dass er sie durchschaute oder wenigstens glaubte, es zu tun, doch dann schüttelte er nur den Kopf und schwieg voller E r gebe n heit, wie ein junger Hund, der seine Kehle zum Biss offenbart.
    Es reizte sie zu erfahren, wie weit sie gehen konnte, aber noch scheute sie sich d a vor. Es war ein waghalsiges Spiel, und sie ahnte, dass sie ihn verlieren würde, wenn sie es übertrieb. Heute würde sie noch keine Verspr e chungen aus ihm herauskitzeln, keine Schwüre, die er vielleicht allzu schnell bereuen würde. Sein Verlangen musste auf kleiner Flamme weiterlodern, und allein in ihrer Macht musste es stehen zu entsche i den, wann der richtige Zeitpunkt gekommen war, um neue Nahrung hinzuzugeben, ihn zu besitzen, zu benutzen und ihn for t zuwerfen, wenn er für sie an Reiz verlor.
    Sie rollte sich von ihm ab, ließ ihn über sich und g e noss seine Berührungen und Küsse, das Tasten seiner Zunge und Finger. Eine Weile lang gestattete sie ihm, mit ihr zu tun, was er wollte, doch dann entschied sie, dass

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