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Loreley

Titel: Loreley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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warum ich mich darauf eingelassen habe!
    Sie trat auf ihn zu und legte ihre Hände an seine Hü f ten. »Du wolltest von Anfang an nicht dorthin. Mehr als einmal hast du gesagt, dass du diese Reise nur mir zum Gefallen antrittst.«
    »Aber das hat nichts – «
    »Du hast es gesagt«, wiederholte sie beharrlich. »Das kannst du nicht abstreiten.«
    »Nein«, erwiderte er unsicher. »Natürlich nicht.«
    »Du magst meinen Onkel nicht, auch das hast du g e sagt.«
    »Er war immerhin der beste Freund meines Vaters.«
    »Verpflichtet dich das zu irgendetwas?«
    »Zu Höflichkeit. Und ein überstürzter Aufbruch wie der unsere war ganz gewiss a l les andere als höflich!«
    »Und wenn schon? Diese Leute sind meine Familie. Sie werden nicht böse sein.«
    »Sie halten mich gewiss für einen Narren.«
    »Unsinn. Mein Onkel hat dich gelobt, sobald auch nur d ein Name fiel. Wir hätten ihm keine größere Freude als unsere Hochzeit machen können.«
    Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Gewonnen!, dachte sie triumphierend.
    Er aber löste sich abrupt von ihr. Ein Blick in seine Augen zeigte ihr, dass ihm noch etwas eingefallen war, so als würde seine Erinnerung Schicht für Schicht freig e legt und mit ihr ein Misstrauen, das er selbst nicht völlig durchschauen konnte.
    »Du hättest in der Kutsche reisen sollen«, sagte er verwirrt. »Stattdessen bist du – «
    »Auf einem Pferd geritten. Na und? Ich mag Pferde.«
    »Deine Beine waren nackt.«
    Sie hob ihren Rock bis zur Hüfte und ihr Lächeln war jetzt beinahe gehässig. »So nackt, meinst du? Im Bett hattest du bisher nichts daran auszusetzen. Ganz im G e genteil!«
    Einen winzigen Augenblick lang sah es aus, als wollte er sie schlagen, und Fee machte sich bereit, den Gesang anzustimmen. Eigentlich hatte sie das vermeiden wo l len. Im Moment war ihr weder nach einem Kampf noch nach Unterhaltung zu Mute. Sie wünschte einfach nur, dieses alberne Gespräch wäre endlich zu Ende.
    Aber Baan griff sie nicht an. Er stand da, als wäre er sich plötzlich des ganzen Ausmaßes seiner Unterlege n heit bewusst geworden.
    »Großer Gott«, flüsterte er, »ich …«Er brach ab, straffte sich und begann von ne u em. »Ich muss schlafen. Kann sein, dass du recht hast – vielleicht habe ich wir k lich Fieber.«
    Fee ließ den Saum ihres Kleides fallen, nahm ihn sac h te am Arm und führte ihn zum Bett. »Leg dich hin. Schlaf ein wenig. Morgen wird es dir besser gehen.«
    »Morgen«, wiederholte er wie betäubt, »ja.«
    Sie wollte ihm beim Ausziehen helfen, doch er streifte die verschwitzte Kleidung selbst ab, bis er splitternackt vor ihr stand. Eine überwältigende Lust, die ihr früher in solch einer Lage völlig fremd gewesen wäre, überkam sie, und sie trat vor und schmie g te sich an ihn. Er war nicht so geschwächt, dass sein Körper nicht sogleich auf ihre Nähe reagiert hätte. Fee ließ ihre Hand an ihm he r abgleiten, streichelte ihn.
    »Du hast gesagt, ich sei krank«, flüsterte er.
    »Nicht krank genug.«
    Er grinste. »Deshalb also konntest du kein ganzes Jahr mehr warten.«
    »Vielleicht.«
    Sie presste ihn zurück auf das Bett. Die Decken waren eiskalt; das Feuer im Kamin war erst geschürt worden, als die Diener den Trupp auf dem Kraterkamm hatten aufta u chen sehen. Erregt, aber immer noch ein wenig verwirrt, blieb er auf dem Rücken liegen. Fee beugte sich über ihn.
    »Du fragst gar nicht mehr, warum«, bemerkte sie l ä chelnd.
    »Warum was?«
    »Warum … nun, ich weiß nicht.« Ihre Lippen berüh r ten seinen Bauch, küssten ihn. »Warum ich bin, wie ich bin.«
    »Ich glaube, das finde ich gerade heraus.«
    Sie ließ zu, dass er das Haar auf ihrem Rücken teilte und die Knöpfe und Haken i h res Kleides öffnete. Jetzt war sie froh, auf den Gesang verzichtet zu haben. Sie genoss es, ihn sich auch ohne den Zauber der Melodie gefügig zu machen. Bisher hatte sie – ohne das Andere in ihr – nicht gewusst, dass Frauen zu etwas Derartigem fähig waren. Genauso, wie sie früher einmal nicht g e wusst hatte, dass sie auch ohne eine Wunde Blut vergo s sen.
    Von der Entdeckung aber, die sie gerade machte, ve r sprach s ie sich weit größere Vorteile. Und sie war begi e rig, alles darüber zu erfahren, alle Möglichkeiten, jedes winzige Detail. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass sie und Baan sich im Bett vergnügten, und sie wusste genau, welche Worte, Gesten und Handgriffe nötig w a ren, um ihn und sich selbst zu erfreuen. Doch

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