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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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sah
sie ihn an.
    Er
wünschte, seine Worte zurücknehmen zu können, doch dazu war es zu spät. »Ihre
Stallburschen nehmen Sie nicht ernst«, stellte er fest. »Mein Vater nimmt
mich auch nicht ernst. Oder vielmehr meine Arbeit. In seinen Augen ist das bloß
müßiges Geschreibsel.« Mit Unmut dachte er daran, wie sein Vater
abgewunken hatte, wie er mit einer beiläufigen Handbewegung lange Jahre
unermüdlicher Forschung und umsichtiger Experimente ebenso abgetan hatte wie
die Sorgfalt, mit der die Früchte dieser Arbeit in einfache und verständliche
Prosa gesetzt worden waren – damit jeder Bauer, der des Lesens mächtig wäre,
daraus Nutzen ziehen könne, und nicht nur Männer wie Lord Lithby.
    Wenngleich
Darius es derzeit stoisch ertragen hatte, versetzte die Erinnerung daran ihn in
Rage.
    Er spürte,
wie seine Wangen sich erhitzten. Er wusste auch, dass ihr dies nicht entgehen
würde.
    Selber
schuld, schalt er sich. Er hatte sich echauffieren lassen. Das kam davon, wenn
man seine Gefühle über seinen Verstand walten ließ.
    Während des
nachfolgenden Schweigens, das sich recht lang hinzog, sagte er sich, dass es
keinen logischen Grund gebe, sich beschämt zu fühlen. Schließlich zählte weder
ihre Meinung noch die seines Vaters, zumindest nicht im großen Walten der Welt.
    Dann meinte
sie: »Vielleicht macht Ihr Vater kein großes Aufhebens darum, weil er genau das
und nicht weniger von Ihnen erwartet.«
    Darius
lachte kurz auf. »Er erwartet überhaupt nichts von mir. Er ist überzeugt, dass
ich nichts zustande bekomme.«
    »Nein, ich
glaube, dass er Großes von Ihnen erwartet«, erwiderte sie.
    Er
betrachtete ihr perfektes Profil. Nicht die Andeutung eines Zweifels sah er da.
»Sie haben eine rührende Fantasie«, sagte er.
    »Ich gehöre
nur nicht zu Ihrer Familie«, sagte sie. »Weshalb ich die Lage von außen
betrachten kann. Zudem kenne ich Lord Hargate recht gut. Meine Beobachtung ist
in diesem Fall so objektiv, wie die Ihre es niemals sein kann.«
    Wieder
blitzte ein kurzer Gedanke in ihm auf, und diesmal bekam er ihn zu fassen. Er
hatte eine Spur. Sorgsam verwahrte er sie im Hinterkopf, um sie später zu
verfolgen. »Und was beobachten Sie?«, fragte er.
    »Dass Lord
Hargate mehr von seinen Söhnen erwartet als die meisten Adeligen«, sagte
sie. »Wenn er mit Ihren Errungenschaften unzufrieden ist, dann nur, weil er
glaubt, dass Sie zu Größerem befähigt sind. Er kann sehr fordernd sein, das
stimmt, und viele finden ihn geradezu furchterregend in seiner Ehrlichkeit.
Aber ist das nicht auch hilfreich? Wenn Sie einen Fehler gemacht, wenn Sie ihm
missfallen oder ihn enttäuscht haben, wird er es Ihnen sagen, klipp und
klar.«
    »Klipp und
klar und sehr ausführlich«, sagte Darius. »Wenn er vom schlechten Zustand
meiner Straße und Ihrem Unfall erfährt ...« Er unterbrach sich und lachte
leise. »Weshalb sage ich eigentlich ,wenn'? Natürlich wird er davon erfahren –
und sei es nur durch meine Großmutter. Sie erfährt alles. Sie hört sogar das
Gras wachsen. Dann kann ich mich auf was gefasst machen.«
    »Wahrscheinlich«,
stimmte sie zu. »Aber Sie sollten sich das nicht allzu sehr zu Herzen nehmen.
Der Unfall war nicht Ihre Schuld, sondern meine. Die Straße ist in einem
schlechten Zustand, wohl wahr, aber derlei sind wir auf dem Land gewohnt. Es
war wirklich nicht das erste Mal, dass ich mit rumpelnden Rädern über
zerfurchte Wege gefahren bin. Der eigentliche Grund für den Unfall war, dass
ich meine Gedanken habe schweifen lassen.«
    Da ihre
Haut so hell war, errötete sie leicht. Es überraschte ihn keineswegs, sie bei
der Erwähnung abschweifender Gedanken erröten zu sehen, es überraschte ihn
hingegen sehr, wie rasch der rosige Hauch einer gespenstischen Blässe wich.
Entschlossen presste sie die Lippen zusammen.
    »Sie machen
sich Sorgen um das Pferd«, vermutete er.
    »Ja ...
Ja!«, rief sie. Tränen standen ihr in den Augen, doch sie blinzelte
heftig, um nicht zu weinen, und ballte energisch die Fäuste. »Ich kann es noch
immer kaum fassen, wie dumm und leichtfertig ich war. Ich habe Belinda im Stich
gelassen, das arme Ding. Pferde vertrauen uns, weil wir sie gelehrt haben, uns
zu vertrauen. Deshalb sind wir auch für sie verantwortlich. Belinda hat darauf
vertraut, dass ich gut auf sie aufpasse, aber ich habe ihr Vertrauen
missbraucht. Ich habe einfach nicht auf die Straße geachtet, und jetzt ist sie
verletzt und muss meinetwegen leiden. Und Fewkes hätte ihr beinahe noch

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