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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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gleiten, spürte, wie er zurückweichen wollte, und
schloss ihre Hände fest um seine Arme.
    Noch nicht.
Bitte noch nicht.
    Nur noch
ein bisschen, einen weiteren kurzen Augenblick. So lang war es her, dass sie
darauf hatte verzichten müssen. Sie hatte vergessen, wie wunderbar es sein
konnte. Ein Kuss, ein bloßer Kuss. Sie hatte vergessen, wie wunderbar es
begann, bevor alles kalt und grausam wurde.
    Sie hielt
ihn fest und drückte ihren Mund auf seinen.
    Komm
zurück. Ich bin noch nicht fertig.
    Mit aller
Zärtlichkeit, die sie in sich finden konnte, lockte sie ihn zurück.
    Mit all den
Träumen, die zu träumen sie aufgegeben hatte.
    Mit all dem
Verlangen, das sie erstickt hatte, all ihren Wünschen, ihrer Einsamkeit. Zehn
Jahre.
    Es brach
aus ihr hervor, als wäre ein Damm in ihr gebrochen.
    Zehn Jahre
der Langeweile, der Wut und der Enttäuschung.
    Zehn Jahre
Lügen, Ausweichen und Betrügen.
    Und zehn
Jahre unterdrücktes Lachen.
    Alles brach
aus ihr hervor.
    Es war nur
ein Kuss, ein bloßer Kuss, doch in diesem Kuss war alles, was sie in sich fühlte.
    Und dann
endlich erwiderte er ihren Kuss.
    Er schlang
die Arme um sie und küsste sie, als wäre sie die einzige Frau auf der Welt und dies
der letzte Kuss, der je geküsst würde, und als gäbe es nichts mehr auf der Welt als
diesen Kuss.
    Nur noch
seinen Kuss, so zärtlich und wunderbar.
    ... und
innig.
    ... und
leidenschaftlich.
    ... und
überwältigend.
    Ihre Knie
gaben nach. Ihr Verstand setzte aus.
    Die Welt
bebte und wandelte sich, verlor alles Vertraute.
    Sein Kuss
riss sie mit sich. Sie war verloren, taumelte wie ein Zweig in einem reißenden
Fluss.
    Wieder sah
sie sich straucheln, taumelnd zu Boden gehen, eine töricht lachende Närrin.
Verloren. Wieder verloren.
    Nein, das durfte
nicht sein. Nicht noch einmal.
    Sie riss
sich los, legte ihre Hände auf seine Brust und stieß ihn von sich. Doch er rührte sich
nicht, sah sie nur an aus zu schmalen Schlitzen verengten Augen, die wie geschmolzenes
Gold waren. Sie spürte, wie rasch seine Brust sich unter ihren Händen hob
und senkte.
    »Sie haben
angefangen«, sagte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein leises Vibrieren,
das tief in ihr widerhallte.
    Sie war
außer Atem und rang nach Worten. »Nein, Sie haben angefangen«, brachte sie
schließlich hervor.
    »Und Sie
haben nicht aufgehört«, entgegnete er. »Ich wollte ja, aber Sie ...«
Er ließ den Rest
ungesagt, aber sie sah ein versonnenes Lächeln über sein Gesicht huschen, das ihn gar
noch schöner aussehen ließ. »Was soll ich sagen? Sie verstehen zu küssen. Sie
verstehen es wirklich gut.«
    Da hatte er
allerdings recht.
    Und weil er
recht hatte, hätte sie ihn am liebsten getreten. Weil er recht hatte, und weil er das
mit einer solchen Leichtigkeit mit ihr hatte machen können. Oh, mit welcher
Leichtigkeit.
    Zehn Jahre,
und sie schien nichts dazugelernt zu haben. Sie war noch immer so töricht wie
einst.
    Sich selbst
sollte sie treten.
    Mit einem
Achselzucken wandte er sich ab und schaute sich suchend um. Sein Hut war ihm
während des kleinen Gerangeis abhandengekommen. Sie sah, wie er ihn aufhob,
kurz mit dem Handrücken Sand und Kies abstreifte und ihn sich in gehörig verwegenem
Winkel wieder aufsetzte.
    Als ob sie
der Erinnerung bedurft hätte. Ein verwegener Wüstling war er. Ein
leichtfertiger Lebemann. Sie wusste, dass er einer war. Sie wusste um die
Folgen. Zehn lange Jahre hatte sie unter den Folgen gelitten.
    Ein Kuss,
und es war um sie geschehen.
    Keine
Minute mehr, und sie wäre mit ihm am Boden gelegen, die Röcke gerafft, die
Beine breit, wie er es von seinen kleinen Flittchen gewohnt war.
    Ja, es war
ihre Schuld, doch es war kaum zu ertragen: das wissende verwegene Lächeln, die
souveräne Selbstgewissheit – wohingegen sie sich fühlte, als wäre die Welt, die
sie in zehn langen Jahren so sorgsam aufgebaut hatte, in Stücke gegangen. Sie
riss ihm seinen Hut vom Kopf und schlug ihn damit. Erst auf den Arm, dann auf
die Brust. Dann schleuderte sie seinen Hut zu Boden, trat wütend danach und
stürmte davon.
    Darius
blieb wo er war und wartete darauf, dass sein Atem sich beruhigte und seine
Fortpflanzungsorgane sich legten.
    Dieser
Kuss.
    Er gestand
es wahrlich nicht gern ein, nicht einmal sich selbst, aber die Knie waren ihm
ein bisschen, aber wirklich nur ein bisschen, weich geworden.
    Wegen eines
Kusses. Eines bloßen Kusses. Nichts weiter. Er hatte seinen Mund nicht ein
einziges Mal von ihren Lippen schweifen lassen. Er hatte

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