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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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beschäftigt, sich mit geschwollener Brust
und gerecktem Kinn zu ereifern. Anhand ihrer Kleidung schloss Darius auf ihren
jeweiligen Rang. Der ältere und kräftigere der beiden, ein Bursche mit rotem
Haar und roter Knollennase, musste der Kutscher sein, der kleine drahtige Mann
der Stallmeister.
    »Wenn Sie
auf ihn hören, wird die Stute die Zeche zahlen, Mylady«, sagte der
Kutscher. »Bei so einer Wunde sickern die Lebensgeister heraus und lassen die
Temperatur sinken. Wenn Sie das jetzt noch waschen, senken Sie die Temperatur
noch mehr. Nehmen Sie lieber die schwarze Salbe, die heizt die Lebensgeister
ordentlich an.«
    »Salbe bei
so einem Kratzer?«, höhnte der Stallmeister. »Da kriegt sie Fieber, kannst
du drauf wetten. Ein Umschlag muss gemacht werden, es sei denn, du willst das
Tier umbringen.«
    »Seit ich
denken kann, arbeite ich für Seine Lordschaft und habe noch kein einziges Pferd
...«
    »Sind alle
von allein krepiert, was?«
    »Euer
Ladyschaft ...«
    »Ihre
Ladyschaft weiß, dass ein Umschlag genau das Richtige ...«
    »Damit
wirst du die Stute umbringen!«, brüllte der Kutscher. Er machte einen
Schritt auf den Stallmeister zu und blähte die breite Brust. Sein gerötetes
Gesicht rötete sich noch mehr. Es war eine stattliche Drohgebärde, die den
Stallmeister indes nicht einzuschüchtern vermochte.
    » Warum sie
nicht noch zur Ader lassen?«, schrie der Kutscher. »Warum ihr nicht den
letzten Rest an Lebensgeistern rauben? Das kommt davon, wenn gewisse Leute sich
einen Platz anmaßen, der ihnen nicht zusteht. Seit ich ein kleiner Junge war,
kümmer' ich mich hier um die Pferde – da war Euer Ladyschaft noch ein kleines
Mädchen. Diese Stute gehört ins
Kutschenhaus und dort gepflegt!«
    »Wenn es
Ihrer Ladyschaft nicht passen würde, wie ich mit den Tieren umgehe, hätte Sie
sie wohl kaum zu mir gebracht, oder?«
    »Das
reicht!«, fuhr Lady Charlotte die beiden an. »Was ist nur in euch
gefahren? Belinda hat sich zu Tode erschrocken, und sie ist verletzt – und
jetzt schreit ihr hier herum und verstört sie völlig. Ihr solltet es eigentlich
besser wissen. Beide.«
    Darius
stieß sich vom Stalltor ab. »Ähem«, räusperte er sich.
    Die beiden
Männer wandten den Kopf nach ihm um. Lady Charlotte fuhr herum. Mit dem nassen
Tuch in der Hand stand sie da und schaute Darius an, als sei er geradewegs der
Hölle entsprungen.
    Derweil
tropfte Wasser – oder was immer es war, womit sie die Wunde reinigte – auf ihr
Kleid, das nun zwar bis oben zugeknöpft war, aber dank zahlreicher
Schmutzstreifen und einiger Fettflecken noch despektierlicher wirkte als bei
ihrer letzten Begegnung.
    Darius trat
in den Stall und freute sich des vertrauten Geruchs von Heu, Mist und
Pferdeleibern. Alles wirkte hell und geräumig, klug durchdacht und sauber
gehalten. Seine eigenen Stallungen waren viel kleiner und beengter, hatten
nicht einmal annähernd diese Ausmaße. Die einzelnen Boxen wurden gar von
ionischen Säulen getrennt. Damit konnten Beechwoods bescheidene Stallungen es
natürlich nicht aufnehmen, und auch in punkto Sauberkeit und Ordnung hatten sie
den seinen einiges voraus.
    Anerkennend
sah er sich um, doch hauptsächlich lag sein Augenmerk auf der jungen Dame, die
keineswegs geschunden aussah. Dem Vernehmen nach schienen auch ihre
Lebensgeister keinen Schaden genommen zu haben.
    »Mr.
Carsington«, sagte sie.
    »Wie ich
hörte, hatten Sie einen Unfall«, sagte er. »Eben sah ich Ihren Einspänner
mit gebrochenem Rad im Straßengraben und ... war besorgt.«
    In Panik
geraten hätte es zwar besser getroffen, aber er geriet nie in Panik. Niemals.
Unter gar keinen Umständen.
    Nicht
einmal dann, wenn sein Vater ihn in die Inquisitionskammer beorderte.
    Panik war
ein zutiefst irrationaler Zustand.
    Was zum
Teufel war nur los mit ihm?
    »Das Rad
ist in einer Wagenspur steckengeblieben und der Wagen umgekippt«, gab sie
knapp Auskunft. »Es war nicht weiter schlimm, aber Belinda hat sich sehr
erschrocken, hat einen Satz zur Seite gemacht und sich an der Deichsel
verletzt.« »Aber Sie sind unverletzt«, stellte er fest. »Und Lady
Lithby auch, wie ich vermute.« »Aber ja, uns geht es gut«, erwiderte
sie ungeduldig. »Wir haben schon Schlimmeres überstanden. Colonell Morrell kam
gerade des Weges und war uns behilflich.« Darius fauchte nicht bei der
Erwähnung des Colonel. Im Tierreich war es weit verbreitet, Feinde und Rivalen
anzufauchen, aber er war kein Tier, sondern ein vernunftbegabtes Wesen, das
keinen

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