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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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Nach dem Tod deiner Mutter war ich
sehr einsam. Ich hätte leicht einen törichten Fehler machen können.«
    Auch sie
hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter einsam gefühlt. Und nachdem ihr Vater
wieder geheiratet hatte ... oh, Charlotte konnte sich kaum noch daran erinnern,
entsann sich nur noch eines entsetzlichen Gefühls unermesslicher Verlassenheit.
Sie war sehr verletzlich gewesen in jener Zeit. Und dann war Geordie Blaine
aufgetaucht und hatte sich das zunutze gemacht.
    Ihr Vater
war so nett, sie nicht an den Fehler zu erinnern, von dem er
glaubte, dass sie ihn beinah gemacht hätte. Er glaubte, Blaine zum Teufel
geschickt zu haben, bevor Schlimmeres hatte geschehen können.
    Selbst die
beiden Menschen, die als Einzige die Wahrheit kannten, waren so nett, sie
niemals daran zu erinnern, dass Schlimmeres geschehen war.
    Charlotte
bedurfte auch nicht der Erinnerung.
    Als ihr
Vater sich ihr zuwandte, blickten seine grauen Augen ungewohnt ernst. Lord
Lithby war ein von Natur aus fröhlicher Mensch, und meist lag ein vergnügtes
Funkeln in seinen Augen. »Das Leben ist unberechenbar, meine Liebe. Nichts ist
gewiss, außer dass wir eines Tages sterben werden.«
    Vor einigen
Monaten hätte ein Fieber ihn fast dahingerafft.
    Sie schloss
ihre behandschuhten Hände fester um das Gatter. »Oh Papa, ich wünschte, du
würdest so etwas nicht sagen.«
    »Der Tod
ist unausweichlich«, beharrte er. »Im Winter, als ich so scheußlich krank
war, fiel mir ein, was zuvor noch alles zu erledigen wäre. Eine meiner größten
Sorgen galt dir. Wer wird sich um dich kümmern, wenn ich nicht mehr bin?«
Dienstboten, dachte sie. Anwälte. Verwalter. Eine Erbin konnte immer Leute
bezahlen, sich um sie zu kümmern, und es dürfte kein Mangel an Bewerbern für
diese lukrative Aufgabe herrschen. Keine Frau auf Erden hätte eines Ehemanns
weniger bedurft als eine reiche Frau.
    Und
Charlotte war eine sehr reiche Frau. In der ehelichen Vereinbarung ihrer Mutter
war auch die großzügige Versorgung ihrer Nachkommen festgelegt worden. Da aus
der Ehe nur ein Kind hervorgegangen war, erfreute Charlotte sich einer Summe,
die für die Tochter eines Marquess ungewöhnlich beachtlich war.
    »Es tut mir
leid, dir solche Sorgen zu bereiten«, sagte sie.
    Er winkte
ab. »Es gehört zu den Aufgaben eines Vaters, sich um seine Kinder zu sorgen.
Kein Anlass zur Beunruhigung, einfach nur ein Problem, das es zu lösen gilt.
Zugegeben, ich habe mich nie zuvor in der Kuppelei versucht. Mittlerweile habe
ich indes einige Gedanken an die Angelegenheit verschwendet. Sowie ich wieder
genesen war, habe ich aufmerksam
verfolgt, was sich während der Saison so alles in London getan hat.«
    Die
Londoner Saison war eine, wenn nicht gar die Gelegenheit für unverheiratete
Adelige eine passende Partnerin zu finden. Wie es sich für eine junge Dame von
Stand schickte, hatte Charlotte gehorsam alle erforderlichen Veranstaltungen
besucht. Wie die anderen Damen auch hatte sie sich auf den wöchentlichen Bällen
bei Almack's präsentiert, zu denen nur die besten Kreise geladen wurden – zu
dem rühmlichen Zweck, wie ihr schien, sich mit ausgesuchter Langeweile zu
malträtieren. »Die meisten Mädchen finden während der Saison einen Mann«,
bemerkte Lord Lithby. »Du hattest bereits die achte Saison. Da dein
vorbildliches Verhalten nicht der Grund für den ausbleibenden Erfolg sein kann,
muss es andere Gründe geben. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu zwei
Schlüssen gelangt: Erstens ist die Methode zu beliebig. Zweitens bietet London
zu viele Zerstreuungen. Wir sollten wissenschaftlich an das Problem
herangehen.«
    Lord Lithby
war Agrarwissenschaftler. Als Mitglied der Philosophischen Gesellschaft las er
ständig deren Pamphlete oder verfasste Abhandlungen über den Ackerbau. Er fuhr
fort, seiner Tochter zu erklären, dass einige der in der Landwirtschaft
bewährten Prinzipien sich auch auf Menschen anwenden ließen. Was es brauchte,
war ein System, und ihm sei auch schon eines eingefallen.
    Er ahnte ja
nicht, wie viel Bedacht seine Tochter darauf verwandt hatte, den angestrebten
Erfolg abzuwenden. Wenn er wüsste, wie wissenschaftlich sie an das Problem des
Sich-der-Verheiratung-Entziehens herangegangen war! Charlotte hatte schon vor
Jahren ein System ersonnen und arbeitete ständig an seiner Verbesserung.
    Einmal war
sie einem Mann blindlings erlegen. Einmal und nie wieder.
    Wegen ihrer
langen Krankheit – die eine Erkrankung des Körpers als auch der Seele gewesen
war

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