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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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Kindererziehung zu reden,
oder?«
    »Nein«,
sagte er. »Die Erwähnung unausstehlicher Kinder ließ nur meine Gedanken kurz
abschweifen. Ich wollte Sie sprechen, da ich Ihre Hilfe brauche.«
    Sie sagte
nichts, konnte ihre Überraschung jedoch kaum verbergen. Es blieb nur zu hoffen,
dass sie den törichten Freudentaumel
besser verbergen konnte, der ihr das Herz höherschlagen ließ.
    »Diese
letzten vier Worte waren die schwersten, die ich je in meinem Leben gesagt
habe«, sagte er. »Ich hatte befürchtet, an ihnen zu ersticken.«
    »Ich
dachte, ich würde in Ohnmacht fallen, als ich sie hörte«, sagte sie.
»Meiner Erfahrung nach ließen Männer sich lieber den Arm amputieren, als um
Hilfe zu bitten. Und dann noch eine Frau um Rat zu fragen ist geradezu
unerhört.«
    Er
lächelte. »Es bereitet mir schier unerträgliche Qualen.«
    »Und doch
stockt Ihnen weder der Atem, noch läuft Ihr Gesicht blau an«, stellte sie
fest.
    »Vielleicht
tritt der Schock mit verzögerter Wirkung ein. Ehe es so weit ist, will ich
Ihnen rasch verraten, dass ich nicht recht weiterweiß.« Er deutete in das
Zimmer. »Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll.«
    Weil das
Zimmer lediglich ein bisschen frische Farbe und einen kleinen Großputz brauchte,
war einiges Mobiliar aus anderen Zimmern, die derweil renoviert wurden, hereingestellt
worden.
    »Sowohl
Mrs. Endicott als auch Lady Lithby meinten, es wäre nicht an ihnen, darüber zu
entscheiden«, sagte er. »Aber wie entscheidet man denn, was man behalten
soll und was weggeworfen werden kann?«
    Charlotte
trat in das Zimmer. Es war viel beengter als zuletzt, da sie den Inhalt der
Truhe gesichtet hatte. Und es würde im Laufe der Renovierungsarbeiten wohl noch
beengter werden. Die Truhe stand nach wie vor offen da. Wie es aussah, hatte
jemand alles, was sie so sorgfältig herausgenommen und geordnet hatte, ziemlich
achtlos wieder hineingeworfen.
    Mr.
Carsington musste ihrem Blick gefolgt sein, denn er meinte: »Ich konnte mich
nicht entscheiden, welchen Fächer ich meiner Großmutter schicken soll.
Vielleicht schicke ich ihr ja einfach alle.«
    »Damit
würden Sie aber die angestrebte Wirkung zunichtemachen«, sagte sie. »Die
ja gerade darin besteht, dass Sie Ihrer Großmutter einen Fächer schicken, den
Sie mit großer Sorgfalt einzig für sie ausgewählt haben. Dann wird sie nämlich
zu dem Schluss kommen, dass Sie doch aufmerksamer sind, als sie angenommen
hatte. Wenn Sie eine gute Wahl treffen, könnte sie gar zu dem Schluss gelangen,
dass in Ihnen mehr Gefühle schlummern, als sie je vermutet hätte.«
    »Das dürfte
nicht schwer sein«, meinte er. »Sie ist davon überzeugt, dass ich
überhaupt keine Gefühle habe.«
    Zwar sagte
er das in jenem unbeteiligten Ton, den er so oft anschlug, aber sie hörte
seinen Verdruss dennoch heraus. »Bedeutet es Ihnen so viel, was Ihre Großmutter
von Ihnen denkt?«, fragte sie.
    »Es sollte
mir nichts bedeuten«, sagte er. »Schließlich ist sie uns allen gegenüber
gleich ungnädig – einschließlich meines werten Vaters.« Lächelnd fügte er
hinzu: »Aber ich würde sie gern verblüffen. Wenigstens einmal in meinem
Leben.«
    Er konnte
auf so viele Arten lächeln, und in diesem Lächeln meinte sie ihn in ganz jungen
Jahren zu sehen: als den Jungen, der sich über seine gestrenge, anmaßende
Großmutter ärgert.
    »Ich kenne
Ihre Großmutter«, sagte sie. Verglichen mit der Dowager Lady Hargate war
Mrs. Badgeley harmlos. »Lassen Sie mich einen Fächer für sie aussuchen. Und was
den Rest angeht ...« Sie deutete auf das sich stapelnde Mobiliar. »Sagen
Sie mir, nach welchen Kriterien Sie aussortieren wollen, dann mache ich Ihnen
eine vorläufige Liste.«
    »Wenn ich
Kriterien hätte, würde ich Sie nicht damit behelligen.« Er überlegte kurz,
ehe er hinzusetzte: »Ich wüsste auch gern, ob sich etwas davon zu Geld machen
ließe.«
    »Ah«,
sagte sie, keineswegs überrascht. Ein Anwesen dieser Größe auf Vordermann zu
bringen, war eine kostspielige Angelegenheit. Sie hatte bereits vermutet, dass
seine finanziellen Mittel begrenzt waren. Und sie war sich mittlerweile
ziemlich sicher, dass er seinen Vater nur äußerst ungern um Geld bitten würde.
    Es
überraschte sie indes, in welche Verlegenheit ihn das stürzte. Dabei war er
sonst immer so
selbstsicher. Doch es war unverkennbar, dass seine Wangen sich röteten. Sie
sollte sich von seiner Verletzlichkeit nicht berühren lassen, sollte ihr Herz
vor ihm bewahren, doch es schien längst um

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