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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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Träume
zurückzukehren. Keine halbe Stunde später machten er und Darius sich auf den
Weg nach Lancashire.
    Donnerstagabend
    Colonel Morrell nippte an seinem Whiskey.
»Jowett«, wiederholte er.
    »Schreinermeister
drüben auf Beechwood, Sir«, sagte Kenning. »Er meinte, Mr. Carsington
hätte sich des Lehrlings des Stuckateurs angenommen – der, von dem ich Ihnen
erzählt hatte. Mit den komischen Augen. Geht immer mit Lady Lithbys Hund
spazieren.«
    »Komische
Augen«, wiederholte sein Herr.
    »Eins ist
blau, hat Jowett gesagt. Das andere so braungrün.«
    Der Colonel
überlegte eine Weile. »Ich kannte mal einen Mann mit solchen Augen«, sagte
er dann. »Frederick Blaine, einer meiner Offiziere. Du erinnerst dich an ihn,
Kenning?«
    »Oh ja,
der«, erinnerte sich Kenning. »Seine Augen sind mir nie aufgefallen.«
»Nichts als Ärger mit dem Burschen«, sagte sein Herr. »Bei Waterloo in die
Luft geflogen. War schon immer viel zu unbeherrscht und leichtfertig gewesen,
aber nachdem sein jüngerer Bruder Geordie einige Jahre zuvor bei einem Duell
gestorben war, wurde er untragbar. Und dieser Geordie erst – das war ein ganz
Schlimmer. Wo immer er hinkam, gab es Beschwerden, dass er junge Mädchen auf
Abwege führte. Hätte er unter meinem Befehl gestanden, hätte ich ihm beim
ersten Ruch eines Skandals einen Verweis erteilt.« Er ließ seine Worte
wirken, ehe er fortfuhr: »Aber sein Vorgesetzter war geradezu sträflich
nachlässig. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, war das Bataillon mal eine
Weile hier in der Gegend stationiert.«
    Colonel
Morrells Gedächtnis trog ihn nur selten. Ganz im Gegenteil: Sein Gedächtnis war
geradezu vortrefflich, und es hatte ihm schon viele gute Dienste geleistet.
»Sie glauben, dass der Junge einer seiner Bastarde ist, Sir? Jowett deutete
auch so etwas an, wusste aber keine Namen.«
    Während des
nachfolgenden Schweigens stellte des Colonels vortreffliches Gedächtnis eine
Verbindung her zwischen den dunklen Andeutungen eines trunkenen Kutschers über
Ereignisse, die sich vor zehn Jahren zugetragen hatten, und dem, was er soeben
gehört hatte. »Wie alt, sagtest du, ist der Junge?« »Zehn oder so,
Sir.«
    »Zehn.«
Colonel Morrell nippte an seinem Whiskey. »Oder so. Und kam aus dem Armenhaus
von Salford.«
    »Davor war
er in Sheffield.«
    »Sheffield,
Yorkshire«, sagte der Colonel. »Zehn
Jahre. Yorkshire.« Ihm kam ein Gedanke, der vor einer Woche noch undenkbar
gewesen wäre.
    Nun dachte
er ihn.
    »Kenning«,
sagte er. »Du begibst dich morgen nach Salford.«
    Beechwood
    Freitagmorgen, 5. Juli
    »Ich
hatte schon
befürchtet, Sie hätten mich verlassen«, sagte Mr. Carsington, »und mich
schutzlos den Heerscharen von Arbeitern und Gesinde ausgeliefert.«
    Er und
Charlotte standen an der Tür des über Eck gelegenen Gästezimmers. Mrs.
    Endicott,
die neue Haushälterin, hatte Charlotte gleich bei ihrem Eintreffen gesagt, dass
er sie so bald wie möglich zu sprechen wünschte.
    »Wir hätten
eher kommen können«, sagte sie. »Stephens Fieber ist rasch verflogen. Doch
weil er sich noch immer nicht gut fühlte und sehr gejammert hat, beschloss
meine Stiefmutter, ihn ein bisschen zu hätscheln. Normalerweise überlässt sie
die Jungs den Kindermädchen – und Papa. Aber wenn einer von ihnen krank ist,
übernimmt sie die Sache. Auch dann, wenn sie ganz besonders unausstehlich
sind.« »Wie alt sind sie noch mal?«, fragte er. »Einer ist drei, wenn
ich mich recht entsinne, und einer vier oder fünf, nicht wahr? Können so kleine
Jungs denn schon besonders unausstehlich sein?«
    »Die
älteren auf jeden Fall«, sagte Charlotte. »Deshalb hat Stiefmama Richard
und William auch nach Shropshire verbannt – sie haben Georgie die ganze Zeit
geärgert. In Shropshire können sie sich jetzt zur Abwechslung von ihren älteren
Cousins ärgern lassen.«
    »Ihre
Vorstellung der Kindererziehung erinnert mich an die meiner Mutter«,
meinte Mr. Carsington.
    »Sie gibt
sich keinen Illusionen hin und ist sehr unsentimental«, sagte Charlotte.
»Das muss sie auch sein, denn Papa ist viel zu nachgiebig. Sie möchte nicht,
dass die Jungs verwöhnt werden.«
    »Findet sie
denn, dass Sie verwöhnt wurden?«
    »Ich weiß
nicht, was sie darüber denkt«, erwiderte Charlotte. »Ich weiß nur, was ich
ihr zu verdanken habe.« Sie zwang die Vergangenheit dahin, wo sie
hingehörte – in die hintersten Regionen ihres Verstandes. »Sie haben mich aber
gewiss nicht rufen lassen, um mit mir über

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