Loriot - Biographie
am Set bleiben. Diesmal bekam Vicco sogar einen Namen, er musste als »Stabsfeldwebel Queißer« mehrfach das Codewort »Bienenkorb« ins Telefon sagen. Die Dreharbeiten verliefen zumindest für ihn reibungslos, die Uraufführung des beachtenswerten Films war am 22. Oktober 1959 in Mannheim.
Auch wenn dies natürlich ebenfalls ein Einsatz war, der von kaum jemandem wahrgenommen wurde, so hatte Vicco von Bülow es immerhin geschafft, in einem der erfolgreichsten Filme der unmittelbaren Nachkriegszeit teilzunehmen. Zahlreiche Bundesfilmbänder in Gold, ein Golden Globe Award und die Nominierung für den Oscar waren nur die herausragenden Auszeichnungen, die der Film zuerkannt bekam, in dem der Wahnsinn der letzten Kriegstage nachgezeichnet wurde – am Beispiel einer Handvoll Kinder und Jugendlicher, die völlig sinnlos eine Brücke verteidigen sollten.
Überdies war Bernhard Wicki von den Fähigkeiten Vicco von Bülows als Kleindarsteller so angetan, dass er ihn sogleich für sein nächstes Projekt verpflichtete. Das Wunder des Malachias hieß der Film, endlich einmal kein Kriegsfilm, sondern eine Satire auf die Jahre des Wirtschaftswunders. Der fromme Mönch Malachias vollbringt darin durch seine Gebete ein Wunder – ein verruchtes Lokal mit Namen Eden wird vom lieben Herrgott mit jedem Stein und sämtlichem mobilen und immobilen, leblosen und lebenden Inventarien aus der Gelsenkirchener Stadtmitte auf eine Nordseeinsel versetzt. Doch anstatt Läuterung folgt nur noch weitere und immer schamlosere Geschäftemacherei. Vicco von Bülow bekam von Wicki die Rolle des Dr. Joachim Schöninger zugedacht, einen reichlich kauzigen Professor. Die Dreharbeiten im Herbst 1960 führten ihn bis nach Gelsenkirchen. »Die große Welt der Filmschaffenden hatte sich mir endgültig erschlossen«, schrieb er später mit feiner Selbstironie. [75] Doch immerhin lernte er Stars wie Senta Berger, Horst Bollmann oder Günter Pfitzmann kennen. Der Film wurde am 3. Juli 1961 in Berlin uraufgeführt.
Das lustige Intermezzo als Kleindarsteller endete folgerichtig aber wieder mit einem (Anti-)Kriegsfilm. Jenes Erlebnis aber war so furios, dass man sich wundern konnte, dass Vicco von Bülow anschließend diese »Karriere« nicht fortgesetzt hat. Denn in Der längste Tag , einer Hollywood-Produktion, spielte er an der Seite von Richard Burton, Sean Connery, Gert Fröbe, John Wayne, Henry Fonda, Robert Mitchum, Rod Steiger, Robert Wagner, Hans Söhnker und vielen anderen. Und schließlich gewann der Film auch noch zwei Oscars, sodass sich Loriot irgendwie als Oscar-Gewinner fühlen durfte. Was er in preußischer Bescheidenheit sicher stets weit von sich wies. Auch rettete dieser Film mit seinem großen kommerziellen Erfolg die 20th Century Fox vor dem Bankrott, hatte die sich doch just mit dem Leinwand-Spektakel Cleopatra verhoben und allein die Einnahmen aus Der längste Tag wendeten das Desaster ab.
Der zu den aufwendigsten Filmen dieser Zeit gehörende Streifen schildert die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944. Vier Regisseure (Andrew Marton, Darryl F. Zanuck, Gerd Oswald und Bernhard Wicki) sollten die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln darstellen, aus einer amerikanischen, einer britischen, einer französischen Perspektive – und es gab einen deutschen Teil, den Bernhard Wicki übernahm. Der holte sich seinen Lieblingskleindarsteller und steckte ihn mal wieder in eine Nazi-Uniform. Ab August 1961 wurde fast neun Monate lang gedreht, von Bülows Einsatz beschränkte sich aber auf wenige Tage.
Denn seine Rolle war wieder sehr überschaubar. Er sollte auf einen deutschen General, gespielt von Wolfgang Preiß, zugehen und ihm in militärischem Ton zackig Meldung machen. Ein Satz, mehr nicht. Von Bülow selbst gab ihn wie folgt wieder: »Wehaven’tbeenabletogetitthroughsir.« Und er fügte an: »Erstaunlicherweise nahm meine Zunge keinen Schaden. Nur als wir kurz darauf die deutsche Fassung mit den Worten: ›WirsindbishernichtdurchgekommenHerrGeneral‹ drehten, gehorchte sie mir erst im fünften Anlauf.« [76]
Vicco von Bülow hinterließ im Kino der späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre eine beeindruckende Bilanz. Er spielte in vier Filmen mit, wovon zwei für Oscars nominiert wurden und einer sogar diese Trophäe (und gleich zweifach) gewann. Wirklich als Schauspieler konnte er sich dennoch erst fast 30 Jahre später fühlen.
Angesiedelt
Als Der längste Tag Ende Oktober 1962 in den deutschen Kinos
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