Loriot - Biographie
befand sich in dieser Zeit in einer Hochphase. Wenngleich dies nicht immer – wie vielleicht heute – mit der nötigen Kritik an den politischen Ursachen geschah, sondern die menschlichen und zwischenmenschlichen Schicksale in den Mittelpunkt gerückt wurden. Später (und deutlich erfolgreicher) verfilmte Wisbar noch in Nacht fiel über Gotenhafen das Drama um die »Wilhelm Gustloff« oder in Hunde, wollt ihr ewig leben das grausame Sterben in Stalingrad.
In der Hauptrolle von Haie und kleine Fische sah man Hansjörg Felmy als Marinesoldat Teichmann. Der ist in Edith, die Frau von Flotillenchef Erich Wegener, verliebt, er rettet diesem aber dennoch das Leben. Wegener (Heinz Engelmann) erblindet und ist fortan ganz auf seine Frau angewiesen, die sich auch aufopferungsvoll um ihn kümmert. Teichmann stürzt sich, angetrieben durch seinen Liebeskummer, wieder ins Kriegsgeschehen und erlebt in der Folge dessen ganzes Grauen. Der Film könnte als eine Art Vorläufer des späteren Buch- und Filmerfolgs Das Boot bezeichnet werden. Der Spiegel urteilte über den Film: »Kriegsfilmtypisch verdeckt das private Drama die nationale Tragödie, wird die Schuld der Väter durch die ödipalen Verstrickungen der Söhne verdeckt.« [71]
Im Ensemble waren neben den Genannten auch Horst Frank, Siegfried Lowitz und Wolfgang Preiss. Die Dreharbeiten fanden im Sommer 1957 in den Bendesdorfer Ateliers bei Hamburg statt. Eher zufällig standen Vicco von Bülow und sein Freund und Kollege Peter Neugebauer am Rande und sahen bei den Drehs zu. Peter Neugebauer erinnerte sich an den Moment, als er und Loriot zu Schauspielern wurden. »Schaupieler und Statisten nahmen ihre Positionen ein, und los ging’s. Stopp. Aufs Neue ging’s los. Wieder stopp. Regisseur Wisbar sann, etwas gefiel ihm nicht. Unschlüssig sah er zu uns hinüber. Dann die höfliche Anfrage: ›Hätten Sie vielleicht Lust …‹ Es fehlte an Mannschaft.« [72] Die beiden wurden flugs in Matrosenuniformen gesteckt, und Vicco bekam sogar einige Sätze zugedacht, die er sogleich auswendig zu lernen begann.
Zunächst aber war vor allem sein Bein gefragt. Die Dreharbeiten begannen mit einer mehrstündigen Einstellung von Viccos Unterschenkel. »Er hängt über die Kante eines hochgelegenen Bettes im Mannschaftslogis des Minensuchbootes Albatros, das Breitwandbild nach oben abschließend. Ein kühner Einfall des Regieassistenten«, schrieb von Bülow ein paar Wochen später in seinen Notizen zu den Dreharbeiten. Und weiter hieß es dort: »Vom Bett aus hatte ich Gelegenheit, das Geschehen zu überblicken. Nach präziser Ausleuchtung, eingehenden Proben und kurzer Mittagspause, zu der ich mein Bett vorübergehend verließ, drehten wir diese Szene gegen Abend schnell herunter. Dann durfte ich aufstehen, fuhr nach Hause und ging wieder ins Bett.« [73]
Auch der nächste Drehtag verlief unaufregend, immerhin wurde von Jungschauspieler von Bülow jetzt das bisschen Text, das er auswendig gelernt hatte, abgerufen. Einen richtigen Rollennamen aber hatte er noch nicht. Als »Matrose D« hatte er folgende Sätze respektive Satzfetzen respektive Worte zu rezitieren:
»Wo haben sie dich denn losgelassen, Kleiner?«
»Na, denn komm man rein, du loser Vogel.«
»Das war Leutnant Pauli, der erste Wachoffizier von der Albatros.«
»Meistens.«
»Wie der Leutnant geworden ist, möchte ich wissen.«
Dazu musste der gelernte Karikaturist noch mimische Höchstleistungen vollbringen, die er selbst wie folgt schildert: »Auch war mir ein gellendes Gelächter übertragen worden. Das Gefühl, das sich meiner bemächtigte, lässt sich nicht in Worte kleiden. Ich war fast wunschlos. Bis zur Mittagspause hatte ich zu 28 gellenden Gelächtern 41 Zigaretten geraucht und begann an Schultern und Nase unter nervösen Bewegungen zu leiden, zu denen ich neige, wenn ich überarbeitet bin.« [74]
Dabei hatten die Dreharbeiten erst am Nachmittag begonnen. Trotz gelegentlicher Textschwächen war man nach zwei Stunden fertig. In seinen Notizen berichtete von Bülow, man habe ihm versichert, er sei eine Entdeckung.
Dennoch gelangte er auch an seine zweite »Sprechrolle« eher zufällig. Wieder ging es um einen Kriegsfilm, wenngleich dieser auch ungleich erfolgreicher werden sollte: Die Brücke unter der Regie von Bernhard Wicki. Eigentlich hatte Vicco von Bülow nur einmal die Dreharbeiten bei einem von Wickis Filmen beobachten wollen, aber der Regisseur gab ihm eine Kleinstrolle – so konnte er ungestört
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