Loriot - Biographie
an einem Sammelband mit Namen Lob der Faulheit , der überraschend ein Erfolg wurde und mehrere Auflagen erlebte. Auch deshalb wollte man Vicco von Bülow weiterhin beschäftigen, und auch der gab seine ablehnende Haltung diesem Verlag gegenüber auf. So erschien zum Weihnachtsgeschäft 1955 der »unentbehrliche Ratgeber für das Benehmen in feiner Gesellschaft«, in dem Loriot einer Zeichnung mit der falschen Verhaltensweise jeweils auf der gegenüberliegenden Seite das »richtige« Benehmen vorstellt.
Weil aber Loriot sein nächstes Buch, gesammelte Zeichnungen aus den Illustrierten Quick und Weltbild , wieder bei seinem Freund Daniel Keel und dem Diogenes Verlag veröffentlichte, reagierte man bei Bärmeier und Nikel reichlich pikiert. Obwohl er keinerlei Verpflichtung dazu hatte, ließ sich der gutmütige Vicco von Bülow auf eine weitere Zusammenarbeit ein, um die Wogen zu glätten. Die erste dieser Arbeiten ( Wie wird man reich, schlank und prominent? ) wurde noch recht ordentlich und erfolgreich, zwei weitere ( Auf dem Leim gegangen und Wie gewinnt man eine Wahl? ) aber verloren deutlich an Qualität. Vor allem missfielen Vicco von Bülow die Texte von Egon Jameson, die er bebildern sollte, oft bereits, bevor der genaue Wortlaut vorlag. Am 16. Februar 1957 schrieb er dem Verlag einen Brief, in dem er klarmachte, dass er jahrelang an seinem Stil gefeilt hatte und seine Arbeiten nun nicht im Zusammenhang mit Texten minderer Qualität verwendet und verunglimpft sehen wollte. Ein weiterer Brief von Daniel Keel, der auf Loriots Bindung an Diogenes verwies, beendete 1958 endlich die »Nachstellungen« seitens Bärmeier und Nikel. Mit dem umtriebigen Hans Nikel aber sollte Vicco von Bülow dennoch schon bald wieder zusammenarbeiten.
4. Ein Preuße in Bayern
Kleine Fische
Es war ein überraschender und für die damalige Zeit sicherlich auch nicht alltäglicher Schritt, den die Familie von Bülow, also Vicco, Romi und Bettina, zudem der Neufundländer Lukas, im Winter 1957/58 vollzog. Mobile Arbeitnehmer sind schließlich eine Erfindung späterer Jahrzehnte. Aber der feste Vertrag beim Thomas Martens Verlag, der die Zeitschriften Quick und Weltbild publizierte, in denen der Zeichner regelmäßig veröffentlichte, machte es angesichts der damaligen Kommunikationsmittel (Loriot hätte seine Zeichnungen mit der Post schicken müssen) nötig, dass er in die Nähe des Arbeitgebers umsiedelte. Der gebürtige Brandenburger, der jahrelang in Berlin und Hamburg, bestenfalls noch auf dem niedersächsischen Hinterland gewohnt hatte, zog nun plötzlich in den allertiefsten Süden. Der Bilderbuchpreuße siedelte sich ausgerechnet im kernigsten Oberbayern an, mit Blick auf ein wunderschönes Alpenpanorama.
Für seine kleine Familie, inklusive Vater und Stiefmutter, mietete Vicco von Bülow das ehemalige Anwesen des Malers Leo Putz, der 1940 verstorben war. Das Haus war 1921 von Hans Göpfert erbaut worden. Es besteht aus einem Hauptbau mit Mansardwalmdach, dazu symmetrische Seitentrakte mit chorartigen Abschlüssen. Es liegt heute am Leo-Putz-Weg 1 in Gauting bei München. Und gilt laut der Bayerischen Denkmalliste als Baudenkmal. Ein imposantes Haus in guter Lage, für Vicco von Bülow deshalb damals ein echtes Risiko. Und kaum waren sie eingezogen, kam am 1. März 1958 auch schon die zweite Tochter der Eheleute Romi und Vicco von Bülow zur Welt, Susanne.
Schon 1957 hatte ein aus heutiger Sicht recht eigenartiges Intermezzo in der Karriere des Humoristen und Zeichners Vicco von Bülow begonnen. Er spielte nämlich bis 1961 in kleinen Rollen in vier Spielfilmen mit; drei davon waren Kriegsfilme.
Der erste hieß Haie und kleine Fische nach einem Bestseller von Wolfgang Ott aus dem Jahr 1954. Darin schilderte der Autor in sehr drastischen Beschreibungen den brutalen Alltag und das Sterben bei der deutschen Kriegsmarine. Der Titel bezieht sich einerseits auf den Schauplatz des Geschehens, das Meer, aber es wurden damals die U-Boote gern als »Haie« und die Minenräumer als »Kleine Fische« bezeichnet. Der Titel ging später sogar als geflügeltes Wort in den Sprachgebrauch über.
Als Regisseur war Frank Wisbar eingesetzt, einer der schillerndsten seiner Zunft im bundesdeutschen Nachkriegsfilm, nachdem er wegen seiner jüdischen Ehefrau in den 1930er-Jahren in die USA emigriert war und auch dort erfolgreich gearbeitet hatte. Wisbar hatte ein Faible für kriegerische Themen, vor allem die Aufbereitung des Zweiten Weltkrieges
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