Losing it - Alles nicht so einfach (German Edition)
Ganzen. Meine beste Freundin hatte mir das Herz gebrochen, und jetzt schlichen alle auf Zehenspitzen um mich herum, als wäre ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, wie ein Mädchen mit PMS . Offenbar durfte man nur Gefühle zeigen, wenn man auch eine Vagina hatte.
Garrick holte tief Luft. Er wirkte verunsichert, aber in den Sekunden bevor er anfing zu sprechen, überzog ein Lächeln sein Gesicht, als könnte er gar nichts dagegen machen. »Ich werde Bliss fragen, ob sie mich heiraten will«, sagte er.
Die Welt wurde ganz still, und ich hörte das
Tick-Tack
der Wanduhr neben uns. Es klang wie das Ticken einer Bombe, was ironisch war, wenn man bedachte, dass all die Teile von mir, die ich bisher mit schierer Willenskraft zusammengehalten hatte, gerade in Stücke gesprengt worden waren.
So gut ich konnte hielt ich meine Gesichtszüge im Griff, obwohl ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu ersticken. Ich machte eine Kunstpause, was einfach nur ein hochtrabendes Theaterwort für Pause war, aber es fiel mir leichter, wenn ich das Ganze als eine Szene betrachtete, als etwas Fiktives. Als einen Moment der szenischen Veränderung.
Mann, und das hier war eine höllische Kunstpause.
»Cade …«
Bevor Garrick etwas Nettes oder Tröstliches sagen konnte, drängte ich meine Figur – drängte ich mich selbst – zum Handeln. Ich lächelte und machte ein Gesicht, das – wie ich hoffte – nach Glückwünschen aussah. »Das ist großartig, Mann! Sie hätte keinen Besseren finden können.«
Es war wirklich wie gespielt, wenn auch schlecht gespielt. Als wenn sich die Worte in meinem Mund nicht natürlich anfühlten und meine Gedanken von dem, was ich gerade sagte, getrennt waren, ganz egal wie sehr ich mich anstrengte, meine Figur zu verkörpern. Meine Gedanken preschten nach vorne und versuchten zu beurteilen, ob mir das Publikum meinen Auftritt abkaufte oder nicht, ob Garrick mir das abkaufte.
»Dann ist das also okay für dich?«
Es war zwingend, mir keine Pause zu erlauben, bevor ich antwortete. »Natürlich! Bliss ist meine beste Freundin, und ich habe sie noch nie so glücklich gesehen, was bedeutet, dass auch ich darüber nicht glücklicher sein könnte.«
Er griff über den Tisch und klopfte mir auf die Schulter, als wäre ich sein Sohn oder sein kleiner Bruder. Oder sein Hund.
»Du bist ein feiner Kerl, Cade.«
Genau das war ich … immer der feine Kerl, was bedeutete, dass ich immer nur die Nummer zwei sein würde. Mein Smoothie schmeckte bitter auf der Zunge.
»Du hattest letzte Woche Vorsprechen, nicht wahr?«, fragte Garrick. »Wie sind sie ausgegangen?«
Oh, bitte nicht. Ich musste mir gerade seine Heiratspläne anhören. Wenn ich jetzt auch noch mein vollständiges, gründliches Scheitern als Student darlegen musste, würde ich mich erschießen.
Glücklicherweise wurde ich von Bliss’ Rückkehr erlöst. Sie steckte ihr Handy zurück in die Tasche und hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Sie stand hinter Garricks Stuhl und legte ihm die Hand auf die Schulter. Plötzlich wurde ich von dem Gedanken überwältigt, dass sie Ja sagen würde.
Irgendwo tief in der Magengrube spürte ich die Gewissheit, dass sie es tun würde. Und das brachte mich um.
»Wir müssen los, Babe«, sagte sie zu Garrick. »Wir bekommen in etwa dreißig Minuten einen Anruf am anderen Ende der Stadt.« Sie wandte sich an mich. »Tut mir leid, Cade. Ich hätte gern mehr Zeit gehabt, um mit dir zu plaudern, aber Kelsey war seit Wochen verschollen. Ich musste einfach drangehen. Und wir geben heute noch eine Matinee für eine Gruppe Studenten. Aber ich verspreche, das wiedergutzumachen. Kommst du morgen zu unserem Thanksgiving-Abend?«
Seit Wochen wich ich dieser Einladung schon aus. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie der einzige Zweck dieser Verabredung zum Kaffee war. Ich war schon kurz davor gewesen nachzugeben, aber jetzt konnte ich das nicht mehr. Ich wusste nicht, wann Garrick vorhatte, seinen Heiratsantrag zu machen, aber ich konnte unmöglich dabei sein, wenn es passierte oder nachdem es passiert war. Ich brauchte eine Pause von ihnen, von Bliss. Und davon, der feine nette Kerl zu sein, der nie bekam, was er wollte.
»Ich hatte ganz vergessen, es dir zu sagen – ich werde an Thanksgiving doch nach Hause fahren.« Ich hasste es, sie anzulügen, aber es ging einfach nicht mehr. »Gran geht es nicht so gut, deshalb hielt ich es für eine gute Idee, hinzufahren.«
Ihr Gesicht wurde besorgt, und sie streckte ihre Hand
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