Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung

deren Hauptursache Geltungssucht ist, zu den schwersten.
    »Vor Geltungssucht wird sehr gewarnt, denn sie ist äußerst gut getarnt«, sagt ein Kalenderspruch. Sie ist tatsächlich die raffinierteste Schauspielerin, die wir kennen. An dem Beispiel von Frau B. haben Sie bereits gesehen, wie viele Gesichter sie haben kann. Hinter jeder unserer Handlungen kann Geltungssucht stecken oder nicht. Entscheidend ist das Motiv, das Sie immer herausfinden sollten. An einigen Beispielen wollen wir Situationen erläutern, die uns häufig begegnen.
    Menschen opfern sich in den verschiedensten Situationen auf. Aufopfern heißt, sich eine Beschäftigung oder Arbeit aufbürden lassen, nur um gelobt zu werden, auch wenn wir dafür eigene Bedürfnisse opfern müssen. Die Angelegenheiten anderer werden bald wichtiger als die eigenen. Schließlich haben solche Menschen keine Zeit mehr, über ihre eigenen Probleme nachzudenken und sie zu beheben.
    Alle Arten von Übertreibungen und Untertreibungen haben ein geltungssüchtiges Ziel. Wer übertreibt, will sich in den Mittelpunkt stellen und bewundert werden. Wer untertreibt meint, damit Bescheidenheit demonstrieren zu können und dafür Anerkennung zu ernten. In beiden Fällen ist auch Unehrlichkeit im Spiel. Übertreibungen äußern sich nicht nur in dem, was jemand sagt. Auch sein Äußeres übertrieben zurechtzumachen gehört zu dieser Schwäche.
    Immer der Beste sein wollen bedeutet, dass jemand sich um Leistung bemüht, um andere vom ersten Platz zu verdrängen und Lob zu ernten. Dabei spielt Neid eine Rolle. Tritt jemand jedoch mit sich selbst in Konkurrenz, so braucht er niemanden zu beneiden oder zu verdrängen. Er wird auch nicht auf Anerkennung warten, weil er sich selbst achtet und Selbstachtung eine wertvolle und ausreichend angenehme Erfahrung ist.
    Besserwisserei ist leicht als Geltungssucht zu entlarven und gehört zu den unangenehmsten Formen dieser Eigenschaft. Häufig reagiert das Umfeld negativ.
    Sich für unentbehrlich zu halten ist Selbstüberschätzung. Diese Einstellung ist weiter verbreitet, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Handlungen, die aus dieser Haltung resultieren, lassen anderen oft keinen Freiraum. Denken Sie nur an eine Mutter, die meint, ohne sie würde alles in sich zusammenstürzen, Chaos würde ausbrechen, Mann und Kinder müssten verhungern. Oder denken Sie an die Unentbehrlichen in einer Firma. Sie können nicht delegieren und erwarten, dass sie ganz besonders geschätzt werden, wenn sie alles selbst machen. Sie glauben, dass niemand sie ersetzen kann.
    Der Vereinsmeier ist häufig in mehreren Vereinen gleichzeitig zu finden und bekleidet liebend gerne überall ein Amt. Am schönsten findet er es, Vereinsvorstand zu sein. Er sonnt sich in seinem Bekanntheitsgrad, den er sich durch seine Tätigkeit erwirbt. Vereinsarbeit in einem gemeinnützigen Verein ist richtig, wenn das Motiv stimmt. Uneigennützig und ohne sich aufzuopfern für andere etwas Richtiges zu tun, heißt, aus seiner eigenen Schatztruhe zu geben.
    Der große Ratgeber glaubt, alle Situationen zu durchschauen, immer zu wissen, was ein anderer gerade braucht. Er teilt seine Erkenntnisse großzügig aus und gibt vor, das Leben zu kennen. Seine Person steht so sehr im Vordergrund, dass er nicht bemerkt, was andere Menschen tatsächlich brauchen. Hier kann man erkennen, wie Geltungssucht die Intuition beeinträchtigt.
    Die perfekte Gastgeberin verwendet viel Zeit, um ihre Gäste bestens zu versorgen. Sie ist dafür bekannt, dass sie immer etwas Besonderes zu bieten hat. Hilfe lehnt sie ab, denn sie glaubt, dass es unter der Würde einer Gastgeberin sei, sich helfen zu lassen. Meist kann sie die Gegenwart lieber Menschen nicht genießen, denn sie hat keine Zeit, den Gesprächen zuzuhören. Dafür sammelt sie eifrig Komplimente. Gästen ist es oft unangenehm zu sehen, wie sich die Gastgeberin verausgabt.
    Es gibt noch viele Gelegenheiten, geltungssüchtig zu sein. 70 Beispiele für Geltungssucht finden Sie im Anhang des Buches Was Krankheiten uns sagen .
    Wie können wir unterscheiden, ob wir aus Geltungssucht handeln oder nicht? Die Antwort gibt uns das Motiv, das unserer Handlungsweise zugrunde liegt. Deshalb sollten wir uns immer Fragen stellen wie: »Was will ich erreichen, warum tue ich das?« »Handle ich lösungsorientiert, sachbezogen oder ichbezogen?« Wir verweisen auch auf das Kapitel »Motive Ihrer Handlungen« am Beginn des dritten Teils dieses Buches.
    Geltungssucht ist