Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung
sei. Eile war geboten. Was tun? Die einzige Alternative, die die Schulmedizin anzubieten hatte, war eine Chemotherapie. Damals besaß ich noch nicht das Wissen, das mir später zuteil wurde. Ich sah keine andere Möglichkeit und entschied mich für die Chemotherapie. Es war die Hölle. Zu den bekannten Erscheinungen wie Herzrasen, Erbrechen und Haarausfall kam eine Venenentzündung hinzu. Am schlimmsten war die Leere im Gehirn. Mein Körper wehrte sich mit allen Mitteln. Obwohl das Tumorgewächs nach dem zweiten Teil der Chemotherapie verschwunden war, wollte ich die Behandlung fortsetzen. Ich glaubte, jede einzelne Tumorzelle damit vernichten zu können. Ich war noch nicht bereit, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Dann kam der nächste Schock: Die Ärzte sagten mir, dass sich bald wieder Krebsgeschwülste zeigen würden und schlugen eine Totaloperation vor. Dabei sollten auch alle Lymphdrüsen aus dem Bauchraum entfernt werden. In mir sträubte sich alles. Was hatte ich erreicht? Mir war klar, dass nur das Symptom bekämpft worden war. Ich hatte immer noch Krebs.
Inzwischen hatte ich mir einiges Wissen über Lymphdrüsenkrebs und die üblichen Behandlungsmethoden und deren Folgen angeeignet. Ich lehnte eine Operation ab . Ich wollte leben, aber in Würde, nicht als Wrack. Wenn das nicht möglich war, wollte ich lieber sterben. Es war mir klar geworden, dass nur ich die Verantwortung für mich übernehmen konnte , sonst niemand. Nun begann eine Zeit des Kampfes gegen die Meinung anderer. Ich musste mich gegen die Ärzte, gegen die Krankenkasse und gegen meine Familie durchsetzen. Meinen Mann zu überzeugen, stellte die größte Mutprobe dar. Ich fühlte mich jedoch leicht, frei und getragen. Ich lernte Menschen kennen, die mich bei meinem Weg zur Eigenverantwortung bestärkten und bekam wichtige Informationen.
Das war die Wende in meinem Leben. Aber wie sollte es weitergehen? Eine Freundin hatte gesagt: ›Wenn du dich nicht änderst, hast du keine Chance.‹ Was machte ich falsch? Ein Psychologe, mit dem ich kurzfristig Gespräche führte, zeigte mir einen Fehler auf. Er sagte, ich hätte alle Probleme der Welt gelöst, nur nicht meine eigenen. Damit hatte er ins Schwarze getroffen.
Zunächst brach ich die Behandlung bei meiner Hausärztin ab , denn ich hatte herausgefunden, dass sie mich in ihren Aufzeichnungen als schizophrene Persönlichkeit eingestuft hatte. Eine Operation abzulehnen, galt wohl als verrückt.
Von nun an sorgte ich für mich und beschäftigte mich vor allem mit Gesundheit. Ich ernährte mich besser, ich machte eine Lehmbadekur, um die Gifte aus meinem Körper auszuscheiden, trank Tees und ließ nur noch Natürliches an meinen Körper heran. Ich arbeitete nur so viel, wie ich leisten konnte.
Die Schädigung des Gehirns durch die Chemotherapie hatte ich noch lange nicht überwunden. Ich wusste oft nicht, was ich soeben gesagt hatte oder was ich sagen wollte. Neues konnte ich nur schwer behalten. Da kam mir die Idee, meine Gedanken und Wünsche in Bezug auf meine Gesundheit aufzuschreiben. Ich merkte bald, dass ich Hilfe bekam , wenn ich das tat. So lernte ich, auf die Ereignisse des Tages zu achten. Meine Intuition verbesserte sich.
Ich wurde auf die Paracelsusmesse in Wiesbaden aufmerksam. Dort hörte ich einen Vortrag von Frau Dr. Müller-Kainz, der mich sehr beeindruckte. Bald danach kam ihr Buch Was Krankheiten uns sagen auf den Markt . Was in diesem Buch über Krebs steht, war eine Beschreibung meines Verhaltens, wie ich es vor meiner Erkrankung an den Tag gelegt hatte. Von der Aufzählung der Punkte über Geltungssucht am Ende des Buches traf eine ziemlich große Anzahl auf mich zu. Das musste ich mir ehrlich eingestehen.
Ich fuhr zu einem zweiwöchigen Seminar von Frau Dr. Müller-Kainz auf die Insel Elba – ohne meinen Mann. Das war neu und schwer durchzusetzen gewesen. Hatten wir doch bisher alles gemeinsam unternommen. Ich kam aufgeladen, glücklich und frei zurück . Aber schon bald verlor ich wieder Energie. Was musste ich loslassen? Ich hatte gelesen, dass Erkrankungen in den Genitalien auf Partnerprobleme hinweisen.
Das fand ich auch von Frau Dr. Müller-Kainz bestätigt. Tatsächlich drehten sich die Gespräche mit meinem Mann nur noch um Alltägliches. Das Tanzen bildete noch eine Gemeinsamkeit. Sonst fühlte ich mich einsam. Das war nicht die Schuld meines Mannes. Wir hatten uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Der Gedanke, dass wir uns trennen sollten, wurde
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