Lost Land, Der Aufbruch
»aber ich bin schon mal hier drauÃen gewesen.«
»Nimm ihn nicht in Schutz. Du hast auf mich gehört, als wir das erste Mal hierhergekommen sind«, erinnerte Tom ihn. »Und dabei konntest du mich damals überhaupt nicht leiden.«
»Ich weiÃ.«
»Nicht alle Menschen sind wirklich taff«, stellte Tom fest. »So ist das nun mal im Leben. Chong gehört zu den nettesten Menschen, die ich kenne. Seine Familie auch. Wenn es unserer Spezies gelingen sollte, der Ausrottung zu entgehen und etwas Besseres aufzubauen als das, was wir vorher hatten, dann brauchen wir mehr Menschen wie ihn. Es wäre eine gesündere, klügere und wesentlich zivilisiertere Welt.«
»Aber �«
»Aber ich glaube nicht, dass er für das hier geschaffen ist.«
»Hab ich mir schon gedacht.«
»Es wäre besser, wenn er nicht mit uns kommt.«
Benny erwiderte nichts.
»Siehst du das auch so, Kleiner?«
»Keine Ahnung«, seufzte Benny. »Chong ist mein bester Freund.«
»Und genau deshalb ist er hier. Er ist nur mitgekommen, weil er dein Freund ist und weil er nicht so recht weiÃ, wie er sich verabschieden soll«, erklärte Tom. »Abschied nehmen ist so ziemlich das Schwerste im Leben eines Menschen. Ich erinnere mich genau, wie schwer es mir damals, noch vor der Ersten Nacht, gefallen ist, mich nach der Highschool von meinen Freunden zu verabschieden. Wir haben uns gegenseitig ins Jahrbuch geschrieben und versprochen, dass wir immer in Verbindung bleiben werden. Aber schon damals wussten wir, dass das eigentlich eine Lüge war. Eine gut gemeinte und hoffnungsvolle Lüge, aber trotzdem eine Lüge.«
»Das war was anderes.«
»Mag sein, aber alles ist relativ. Genau wie Schmerzen. Was Nix gerade durchmacht, sind nicht die schlimmsten Schmerzen, die sie je gehabt hat. Deshalb kann sie damit umgehen. Für mich war es schrecklich, mich von meinen Highschool-Freunden verabschieden zu müssen. Wir gingen jeder auf ein anderes College. Die alte Clique, mit der ich aufgewachsen war, fiel auseinander. Es war, als würde etwas sterben. Ich habe wirklich getrauert.«
Benny dachte daran, wie er mit Morgie auseinandergegangen war und nickte. »Ich glaube, es fällt mir schwer, mich daran zu gewöhnen, dass Fortgehen so endgültig ist.«
»Das muss es nicht sein«, meinte Tom.
»Aber für Nix ist es das.«
Tom nickte.
»Was sollen wir mit Chong machen?«, fragte Benny.
Tom deutete mit dem Kinn nach Südosten. »Da drüben verläuft ein Seitenweg zur Raststätte von Bruder David. Meine Freundin Sally Two-Knives kommt heute oder morgen hier durch. Ich werde an der Raststätte warten, bis sie auftaucht, und sie dann bitten, Chong nach Hause zu bringen.«
Benny besaà die Zombiekarte von Sally Two-Knives. Die Kopfgeldjägerin arbeitete überwiegend auÃerhalb der Städte, weiter im Norden: eine groÃe Frau mit dunkler Haut und Irokesenschnitt, die ein Paar zueinander passender Armeebajonette umdie Oberschenkel geschnallt trug. Der Text auf ihrer Zombiekarte lautete:
Karte Nr. 239: Sally Two-Knives. Die ehemalige Roller-Derby-Spielerin ist heute eine der taffesten und zuverlässigsten Kopfgeldjägerinnen und Fährtensucherinnen im Leichenland. Verscherzt es euch nicht mit ihr, sonst müsst ihr schmerzlich feststellen, wie gut sie mit ihren beiden rasiermesserscharfen Bajonetten umgehen kann!
Wie die meisten Zombiekarten enthielt auch diese nicht viele Informationen, aber Benny gefiel das Lächeln auf dem Gesicht der kämpferischen Frau. Sie war keine Schönheit, doch ihre braunen Augen verrieten, dass sie Humor besaÃ.
Bruder David hingegen war ein Raststättenmönch, der zu den Kindern Gottes gehörte, im Leichenland lebte und sich so gut er konnte um die lebenden Toten kümmerte. Er und die anderen Mitglieder seines Ordens bezeichneten die Zombies als die Kinder Lazarusâ und sahen in ihnen die »Sanftmütigen, die das Erdreich besitzen werden«, wie es in der Bibel stand. Benny konnte diese Vorstellung nicht so recht nachvollziehen â besonders nicht nach alldem, was er und Nix auf dem Feld erlebt hatten.
»Du kannst dich morgen früh von Chong verabschieden.«
»Wird Chong in Sicherheit sein? Ich meine ⦠kann Sally Two-Knives ihm auch genug Schutz bieten?«
Tom lachte. »Mehr als genug. Sie tötet nicht gern Zombies und
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