Lost Land, Der Aufbruch
versuchte, ihre Schritte zu beschleunigen, lieà er sich zurückfallen.
Benny seufzte.
Als er sich umdrehte, sah er, dass Lilah neben Chong ging und die beiden sich leise unterhielten. Ãberrascht schnaubte Benny. Lilah war bestenfalls seltsam und meistens so emotionslos, dasser sich fragte, was wirklich in ihrem Kopf vorging. Als er sie zum ersten Mal auf einer Zombiekarte gesehen hatte, war er kurz, aber heftig in sie verknallt gewesen. Jetzt hatte er einfach nur Angst vor ihr. Und auÃerdem tat sie ihm auch ein wenig leid â obwohl er noch viel mehr Mitgefühl gehabt hätte, wenn sie nicht jedes Mal, sobald er auch nur einen eingerissenen Nagel hatte, ansatzlos ihr Messer zücken würde.
Der Pfad schlängelte sich durch den Wald und führte hinunter auf eine StraÃe, die einst asphaltiert gewesen sein musste. Jetzt war die Asphaltdecke aufgeplatzt und von den unaufhaltsamen Wurzeln der Bäume aufgeworfen worden. Junge Bäume, einige davon ein Dutzend Jahre alt, standen in der Mitte von Fahrbahnen, auf denen früher Autos entlanggerollt waren.
»Seht euch vor«, mahnte Tom. »Waffen raus, Augen und Ohren auf.«
Benny zog sein Holzschwert und schloss dichter zu Nix auf.
Sie gingen durch kniehohes Gras und über Knochen, die möglicherweise sogar von Menschen stammten, aber Benny wollte nicht stehen bleiben, um sie eingehender zu inspizieren. Ein Stück voraus lag ein brauner Lastwagen auf der Seite. Auf der verrosteten Hecktür konnte Benny die Buchstaben »UPS« erkennen. Aus dem Laderaum waren die Ãberreste alter Kartons gefallen, und das bisschen Pappe, das noch übrig war, hatten Regen und Schnee in 14 Jahren ausgebleicht.
Tom reckte eine geballte Faust in die Luft â das Zeichen zum Anhalten. Alle blieben wie angewurzelt stehen.
Er bedeutete ihnen, sich nicht von der Stelle zu rühren, zog dann lautlos sein Schwert und schlich auf den FuÃballen auf den Laster zu. Der Wald war erfüllt von Vogelgezwitscher unddem Summen der Bienen. Benny fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und wartete auf den Augenblick, in dem plötzlich alles still wurde. Würde noch so ein Tier wie das Rhinozeros zwischen den Bäumen hervorpreschen â oder lauerten dort Zoms?
Tom näherte sich dem Lastwagen in einem Winkel, durch den er nur schwer zu sehen war. Wenn er sich leise bewegen wollte, konnte er so lautlos sein wie ein Schatten. Er rutschte über die Oberseite des umgekippten Lasters bis zum Heck, warf einen kurzen Blick ins Innere und verschwand dann hinter dem Fahrzeug.
Nix schlich sich neben Benny. Sie wirkte ängstlich, und ihm wurde bewusst, dass sie sich mit ihrer Wunde und dem Verband wohl ziemlich verwundbar fühlen musste.
Lautlos formte Benny mit den Lippen die Worte: »Alles in Ordnung.«
Aber das war es nicht. Als Tom hinter dem Laster hervortrat, hielt er sein Schwert locker in einer Hand, die Klinge nach unten ins Gras gerichtet. Doch selbst aus zehn Metern Entfernung sah Benny, dass Tom ganz blass war und angewidert den Mund verzogen hatte.
Hektisch bewegten sich alle auf ihn zu.
»Was ist los?«, wollte Nix wissen.
»Ist jemand von Zombies angegriffen worden?«, fragte Benny.
Tom starrte sie düster an. »Schlimmer«, sagte er. Er sah alt und traurig aus, als er sich abwandte und in die wogenden Baumkronen entlang der StraÃe blickte.
Nix, Chong und Benny schauten einander verwirrt und fragend an und gingen dann alle zusammen hinter den Laster. DasSummen wurde lauter und Benny begriff, dass es nicht von den Bienen stammte, die in den Frühlingsblumen Nektar sammelten.
Es handelte sich um das Brummen von Fliegen. Schwarze SchmeiÃfliegen, die sich in einer dichten Wolke um etwas versammelt hatten, das sich auf der anderen Seite des umgekippten Lastwagens befand.
Dort war ein Mann â besser gesagt, es war einmal ein Mann gewesen. Er stand aufrecht, die Arme zur Seite ausgestreckt und mit Seilen an die Achsen des Lastwagens gefesselt. AuÃer einer zerrissenen Jeans trug er gar nichts. Nicht einmal mehr seine eigene Haut. Das meiste von ihm war verschwunden. Weggefressen.
Chong wandte sich hastig ab und übergab sich ins Gras.
Nix war neben Benny zur Salzsäule erstarrt. Sie hatte die Augen weit aufgerissen, und als ihr Arm den seinen berührte, spürte er, dass ihre Haut kalt wie Eis war.
Benny konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er noch stand
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