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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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perfekt geformteTaille. Außerdem hatte sie ihr Shirt ziemlich weit hochgezogen, und Benny merkte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Belustigt griff Tom nach Lilahs Hand und schob sie ein paar Zentimeter tiefer.
    Dagegen bedachte Nix Benny mit einem weiteren ihrer tödlichen grünäugigen Blicke und schoss auch einen in Richtung Lilah ab, die davon aber gar nichts mitbekam. Ihr Verständnis von Sittsamkeit stammte ausschließlich aus Büchern und ging nicht auf persönliche Erfahrung zurück.
    Â»Du hast die Wunden vernäht?«, wollte Tom von ihr wissen.
    Â»Wer sonst?« Lilah ließ den Saum ihres T   -   Shirts wieder fallen und drehte sich so, dass sie weitere Narben an ihren Beinen zeigen konnte. In diesem Moment hoffte Benny, ein Asteroid möge ihm auf den Kopf fallen. Eigentlich wollte er keinen Blick riskieren, aber er wusste auch nicht, wie er nicht hinsehen sollte, weil er glaubte, dadurch nur noch mehr aufzufallen.
    Â»Sehr gute Arbeit«, lobte Tom. »Besser als ich es könnte.«
    Â»Ich weiß«, entgegnete Lilah rundheraus. Sie blinzelte in die Sonne. »Am besten bringen wir es jetzt hinter uns. Das Licht ist gut, aber gute Arbeit erfordert Zeit.«
    Nix wandte sich an Tom: »Wenn sie es macht, können wir dann hier draußen bleiben?«
    Tom seufzte und richtete sich auf. »Eins nach dem anderen. Lass uns erst mal abwarten, wie du dich fühlst, wenn sie fertig ist.«
    Â»Ich fühle mich gut.«
    Â»Wir haben kein Betäubungsmittel dabei, Nix«, murmelte Tom. »Es wird wehtun. Sehr sogar.«
    Â»Ich weiß.« Ihre Augen schauten hart.
    Benny versuchte, ihren Gesichtsausdruck und all die unausgesprochenen Dinge zu deuten, die darin verborgen lagen. Im Laufe des letzten Jahres hatte Nix so ziemlich jede Art von Schmerz kennengelernt, die es gab – zumindest jede Art, die Benny sich vorstellen konnte.
    Ohne ein weiteres Wort an Tom wandte Nix sich Lilah zu.
    Â»Fang an«, bat sie.

Benny konnte nicht hinsehen, wollte Nix aber auch nicht hängen lassen. Sie bestand jedoch darauf, dass er verschwand, also trollte er sich hinüber zu Tom, der im Schatten eines Baums wartete.
    Â»Ein toller Start«, meinte Tom leise.
    Â»Ich würde ja sagen ›könnte schlimmer sein‹, aber irgendwie stimmt das nicht. Auf alle Fälle ist es zum Kotzen«, bemerkte Benny.
    Â»Das kannst du laut sagen«, pflichtete Tom ihm bei.
    Sie starrten in das satte Grün des Waldes.
    Â»Sie ist stark«, meinte Tom nach einer Weile.
    Â»Nix? Und ob.«
    Die Minuten vergingen, und Benny versuchte, an irgendetwas anderes zu denken als daran, wie es sich wohl anfühlte, wenn einem eine gebogene Nadel – die aussah wie einer von Morgies Fischhaken – durch die Gesichtshaut gestochen wurde, gefolgt von dem Faden, der dann langsam festgezogen wurde. Das Zittern, während man auf den nächsten Stich wartete. Und den nächsten.
    Benny war sich ziemlich sicher, dass er total durchdrehenwürde. Angespannt lauschte er auf Nix’ Schreie. Aber mit jeder Sekunde, die verstrich, begriff er weniger, warum sie nicht schrie. Er hätte geschrien und er suchte auch gar keine Entschuldigung dafür. Zu schreien erschien ihm als eine ziemlich gute Reaktion auf das, was Nix da gerade durchmachte.
    Doch die Schreie blieben aus.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit wiederholte Tom, was er vorhin gesagt hatte: »Sie ist stark.«
    Â»Und ob«, bestätigte Benny erneut. Er hatte die Fäuste so fest geballt, dass seine Fingernägel kleine, halbmondförmige Kerben in seine Handflächen gruben.
    Â»Mädchen sind stärker als Jungs«, bemerkte Tom.
    Â»Ist ja nichts Neues«, sagte Benny.
    Â»Ich mein ja nur.«
    Sie starrten in den Wald.
    Â»Tom? Wenn das noch lange dauert …«
    Â»Was dann?«
    Â»Dann erschieß mich.«
    Tom lächelte.
    Benny schaute zuerst zu Tom und dann hinüber zu Chong, der noch immer im hohen Gras hockte. »Ist das wirklich alles Chongs Schuld?«
    Tom zuckte die Achseln.
    Â»Nein, bitte sag es mir.«
    Â»Wenn du wirklich eine ehrliche Antwort willst«, sagte Tom leise, »… ja. Chong hat nicht zugehört, als ich ihn aufgefordert habe, still zu sein, und er hat nicht getan, was ich ihm sagte, als das Nashorn hinter uns her war.«
    Â»Er hat Angst.«
    Â»Hast du keine?«
    Â»Doch, klar«, gab Benny widerstrebend zu,

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