Lost Land
mit Nixâ Stimme.
Als sie den Wasserlauf erreichten, wandten sie sich gen Norden. Mehrere Meilen ritten sie schweigend vor sich hin, bis Tom sich aus dem Sattel schwang und neben einer verrosteten metallenen FuÃgängerbrücke in die Hocke ging. Benny musterte das Gesicht seines Bruders, während dieser eine Reihe sich überlappender FuÃabdrücke studierte und dann den Kopf drehte, um zu sehen, in welche Richtung ihre Beute sich bewegte.
Tom und Benny ritten einen weiteren Hang hinab und stieÃen dann auf einen Wasserlauf, der sich wie ein blaues Band schimmernd durch den Wald wand, eingebettet zwischen vielen Felsblöcken, die ein Gletscher vor Tausenden von Jahren dort zurückgelassen hatte. Die Brüder stiegen ab und führten die Pferde. Während sie einem gekrümmten Pfad folgten, gaben ihnen die Bäume Deckung vor denjenigen, die am Fuà des Hangs sein mochten â Kopfgeldjäger oder Zombies. Chief schien diesen Weg überhaupt nicht zu mögen und zerrte an den Zügeln und auch Apache wirkte äuÃerst nervös.
Tom hob ein paar Krümel Erde und Blätter auf und warf sie in die Luft, um zu sehen, aus welcher Richtung der Wind kam. »Wir haben Gegenwind. Wenn wir auf dieser Seite des Bachs bleiben, haben wir nichts zu befürchten. Aber wir müssen leise sein.«
Der Pfad entlang des Bachs war einst ein malerischer Landweg gewesen und so breit, dass sie nebeneinanderher gehen konnten.
»Tom?«
»Ja.«
»Wir werden sie doch finden, oder?«
»Lilah? Ich â¦Â«
»Nein«, unterbrach Benny ihn. »Ich meine Nix. Wir werden sie finden, stimmtâs?«
»Wir werden es versuchen.«
»Das reicht mir nicht, Mann. Wir müssen sie finden. Sie hat alles verloren. Alles und jeden. Wir dürfen sie nicht ⦠im Stich lassen.«
»Das werden wir nicht.«
»Schwöre es.«
Tom sah ihn an.
»Schwör mir, dass wir sie finden werden, ganz gleich, was passiert. Schwör mir, dass wir nie aufhören werden, sie zu suchen.«
An einem anderen Ort und unter anderen Umständen hätte Toms Reaktion vermutlich albern oder abgedroschen gewirkt, doch hier drauÃen im Leichenland sprach aus der Geste eine seltsame Erhabenheit und Würde. Er legte eine Hand auf sein Herz und versprach feierlich: »Ich schwöre dir, meinem Bruder, dass wir Nix Riley finden werden. Ich schwöre, dass wir nie aufhören werden, nach ihr zu suchen.«
Benny nickte.
Sie setzten ihren Weg am Bachlauf entlang fort und kamen bald in den dichtesten Teil des Waldes. Unter dem Blätterdach war die Luft zwar kühler, aber auch so feucht wie in einer Höhle. In den Ãsten sangen derart viele Vögel, dass man keinen Ruf einzeln heraushören konnte.
Nach einer halben Meile kniete Tom sich und fuhr mit den Fingern über das feuchte Gras. »Hab dich, du Mistkerl!«
»Was ist denn?«
»FuÃabdrücke. GroÃe ⦠sie müssen von Charlie stammen. Das Gras hatte nicht einmal genügend Zeit, sich wieder vollständig aufzurichten.«
»Wie viel Vorsprung haben sie?«
»Eine halbe Stunde. Wir sind ihnen nun dicht auf den Fersen, Kleiner. Jetzt gilt es, besonders schnell und leise vorzugehen.«
»Die Pferde machen eine Menge Lärm.«
»Weià ich, aber wir haben sie nun einmal, also müssen wir doppelt wachsam sein.«
Die Brüder stiegen wieder auf und Tom ritt auf dem grasbewachsenen Weg voran. Das sanfte Grün des Grases entlang des blau glitzernden Bachs und das beständige Vogelgezwitscher um sie herum verliehen der Szenerie eine märchenhafte Aura, der Benny sich nur schwer entziehen konnte. Die Landschaft erschien in ihrer sanften, romantischen Schönheit unwirklich, fast surreal und stand in krassem Widerspruch zu allem, was sie aus ihrer unmittelbaren Welt kannten, die geprägt war von Schmerz, Leid und Rastlosigkeit.
»Tom? Bist du dir sicher, dass man Gameland wieder aufgebaut hat?«
»Ich weià es nicht aus erster Hand, aber von Leuten, deren Wort ich vertraue. Leute, die erzählt haben, dass Lilah dort gewesen ist. Selbst wenn wir es heute nicht finden, werde ich weiter danach suchen.«
»Warum? In der Stadt interessiert sich kein Mensch dafür. Die Bewohner von Mountainside werden nichts deswegen unternehmen.«
»Ich weiÃ. Aber ich interessiere mich dafür.« Tom seufzte. »Wir haben die Welt verloren,
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