Lost Land
Alles, was Charlie seit dem Ãberfall auf Rob Sacchetto getan hat, war eine Falle.« Abrupt hielt Tom inne und zeigte auf die FuÃabdrücke, die um die Kurve herumführten. Die meisten Abdrücke gehörten zu einem Mann mit groÃen FüÃen. Charlie. Doch an einer Stelle tauchte neben seiner Fährte plötzlich eine weitere Spur auf â von kleinen, nackten FüÃen.
»Nix?«, fragte Benny.
Tom drückte einen Finger an die Lippen und flüsterte: »Sieht danach aus, als hätte Charlie sie getragen und dann hier abgesetzt.Siehst du? Ihre Spuren sind den ganzen Weg um die Kurve herum zu sehen. Sie führen genau auf die Kreuzung zu.«
»Vielleicht wissen sie nicht, wie dicht wir ihnen auf den Fersen sind«, mutmaÃte Benny und suchte in Toms Gesicht nach einer Bestätigung. Vergebens.
Als er sein Messer zücken wollte, schüttelte Tom den Kopf. »Warte, bis du dazu gezwungen bist. Stahl reflektiert das Sonnenlicht und das zieht Zombies genauso an wie Bewegung und Lärm«, erklärte er. »Also: Ich möchte, dass du jetzt ganz ruhig bleibst. Sobald wir um diese Kurve gebogen sind, wird es ungemütlich. Vielleicht ist das Ganze eine Falle, vielleicht auch nicht; aber selbst wenn nicht, ist dies eine der gefährlichsten Stellen hier drauÃen. Du wirst gleich sehen, warum.«
»âne echt aufbauende Rede, Trainer.«
Tom grinste.
Dann ritten sie mit äuÃerster Vorsicht um die Kurve der StraÃe und drückten sich dabei dicht an die Felswand, um im Schatten der Felsen zu bleiben. Die beiden Pferde waren für diese Vorgehensweise ausgebildet und bewegten sich nur, wenn sie dirigiert wurden.
Hinter der Kurve öffnete sich die Landschaft und Benny sah die StraÃen, die aus allen Richtungen hügelabwärts auf die Kreuzung zuführten. »Mein Gott!«, stieà er atemlos hervor, presste sich jedoch sofort eine Hand vor den Mund.
Doch weder die Schönheit der endlosen Bergkuppen noch der Anblick von Zehntausenden rostender Wagen auf den StraÃen hatte ihm den Atem verschlagen: Die Kreuzung und sämtliche umliegende Felder waren schwarz vor lebenden Toten, mindestens 1000, wenn nicht mehr. Benny suchte die Menge nach einerBewegung ab und wartete förmlich darauf, dass diese Flut von Monstern sich ihnen zuwenden und auf sie zutorkeln würde. Doch nichts geschah â die Zombies standen einfach nur da. Andere, allein oder in kleinen Gruppen, verharrten entlang der Wege oder in den Feldern. Alle reglos, alle stumm.
Bei den Pferden zeigte sich nun ihr erstklassiges Training â sie gaben in der Gegenwart der Toten keinen Laut von sich. Allerdings lieà die Furcht Apache am ganzen Körper zittern und das Beben setzte sich bis in Bennys GliedmaÃen fort.
Benny versuchte zu verstehen, was er da sah. Er konnte nicht glauben, dass die Zombies alle nur deswegen hierhergekommen waren, weil die StraÃen abschüssig waren und sie der unbeugsamen Anziehungskraft hatten folgen müssen; dafür waren es einfach zu viele. Vielleicht hatten sie Menschen bis hierher verfolgt und nach deren Tötung keinen Grund gehabt, sich von diesem Ort fortzubewegen â einfach weil es nichts gab, was sie abgelenkt hätte. Bei einigen der Zombies handelte es sich wahrscheinlich um Leute aus den Autos, die hier getötet worden und dann wieder erwacht waren, ohne Richtung oder Ziel. Das hohe Gras bedeckte sie bis zu den Hüften und manche waren vollständig von Efeu, Blauregen und Klettertrompeten umrankt. Dort unten befanden sich Soldaten, Krankenschwestern, Jugendliche in Bennys Alter, gewöhnliche Menschen, alte Menschen, von denen viele Anzeichen der fürchterlichen, todbringenden Bisswunden aufwiesen. Sie standen einfach stocksteif in der Mittagssonne. Es war ein bizarrer Anblick â diese vielen, vielen Toten, die wie Statuen aufragten.
Nein ⦠dieser Vergleich traf es nicht ganz, überlegte Benny. Die lebenden Toten erinnerten ihn eher an Grabsteine, die ihreneigenen Körper dazu nutzten, die Stelle zu markieren, an der sie gestorben waren und an der sie bis in alle Ewigkeit verharren würden. Nicht beerdigt in einer Kiste, sondern gefangen in verwesendem Fleisch, das sich bewegen konnte, das jagen und angreifen würde, aber ohne eine Ablenkung auf immer und ewig an Ort und Stelle verweilen würde. Dieser Gedanke war grauenhaft und tieftraurig zugleich.
Plötzlich
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