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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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abgestorbenen Bäumen inne. Nicht weit entfernt patrouillierte eine Wache – ein großer, schwerer Mann, mit einer gelben Öljacke und einer Schrotflinte, deren langer Doppellauf auf den Boden gerichtet war, um nicht mit Wasser vollzulaufen. Benny hatte genau zwei Chancen, überdie er am Nachmittag ausgiebig und angestrengt nachgedacht hatte: Er konnte versuchen, sich an dem Mann vorbeizuschleichen. Oder er konnte ihn angreifen.
    Die erste Idee gefiel ihm besser, weil sie kurzfristig bessere Überlebenschancen bot. Andererseits: Wenn er den Wachposten auf seinem Platz beließ, würde dieser Lilah bei ihrer Rückkehr wahrscheinlich entdecken. Und genau das durfte nicht passieren, beschloss Benny. Dies war der Moment, in dem er sich nicht länger wie ein Kind, sondern wie ein Mann verhalten musste. Er schlich auf den größeren der beiden abgestorbenen Bäume zu. Äste und Zweige bedeckten den Boden und Benny musste aufpassen, wohin er trat: Wenn einer dieser morschen Äste zerbrach, würde das wie ein Schuss klingen. Im Lager mochte man das vielleicht nicht hören, aber der Wachposten vor ihm würde ein solches Knacken auf jeden Fall mitbekommen.
    Im nächsten Moment drängte sich der Mann dichter an die Felswand, um dem peitschenden Regen zu entkommen, und begann, in seinen Taschen zu kramen. Dann holte er eine Pfeife und Streichhölzer hervor und drückte sich in eine Felsspalte, um die Pfeife zum Brennen zu bekommen. Dabei wandte er sich einige Sekunden ab.
    Und diese Sekunden nutzte Benny: Er hob einen der abgestorbenen Äste auf – ein Stück knorriges Hartholz, das etwa so lang war wie sein Bokutō  –, hielt ihn wie das Holzschwert und schlich auf leisen Sohlen durch den Schlamm, bis er fast in Reichweite des Wachpostens war. Doch genau in diesem Augenblick drehte der Mann sich um – seine entzündete Pfeife leuchtete in der Dunkelheit und unter seiner Kapuze stieg Rauch hervor.
    Und er sah Benny.
    Der Wachposten war schnell: Er ließ die Pfeife fallen und riss die Schrotflinte hoch. Die tödliche Waffe glitt im selben Moment mühelos über seine nasse Schulter, in dem Benny einen Satz nach vorne machte, den Ast hob und dem Mann mit aller Kraft ins Gesicht schlug. Beim Aufprall auf Wangen und Nase zerbrach das morsche Holz in etliche matschige Splitter, aber die Wucht schleuderte den Wachmann rückwärts gegen die Felswand. Und obwohl der Schlag an sich ihn nicht zu Fall brachte, reichte der Aufprall mit dem Kopf gegen die Wand, um ihm das Bewusstsein zu rauben.
    Das Brechen der Knochen ging im dröhnenden Donner unter, doch Benny sah, dass der ganze Körper des Mannes zuckte. Dann fiel er auf die Knie und schlug schließlich mit dem Gesicht in den Schlamm, nur wenige Zentimeter vor Bennys Schuhkappen.
    Einen Moment lang starrte Benny benommen auf den Körper, der vor ihm auf dem Boden lag; dann öffnete er die Hand, sodass die zerbrochenen Reste des Knüppels auf den Rücken seines Gegners prasselten. Der Gedanke an das, was er gerade getan hatte, ließ ihn würgen, doch noch während er heftig schluckte, zückte er sein Messer, setzte die Klingenspitze auf die richtige Stelle an der Schädelbasis und stieß zu. Als er sich wieder aufrichtete, schien die Welt einen Moment lang zu laut und zu hell zu sein – und er taumelte ein paar Schritte zurück.
    Â»Einer weniger«, murmelte er mit belegter Stimme und wild rasendem Herz. »Nur noch 22. Lasst schon mal die Sektkorken knallen!« Dann holte er tief Luft, um sich zu beruhigen, drehte sich um und rannte so schnell er konnte durch den Regen.
    Nix huschte zu einem Zelt am äußersten Rand des Lagers. Beim Einsetzen des Regens war der Zeltbewohner herausgekrochen und in einen anderen Bereich des Lagers gerannt; trotzdem kauerte sie sich neben das Zelt und lauschte so lange, bis sie davon überzeugt war, dass sich wirklich niemand mehr darin aufhielt.
    Sie zog ihr Messer.
    Â»Komm schon, Benny«, flüsterte sie. »Bitte …«
    Endlich erreichte Benny den Rand des Lagers und schlich sich unbemerkt hinein. Er sah Gruppen von Kopfgeldjägern unter Abdeckplanen herumstehen, die sie zwischen den Bäumen aufgespannt hatten. Und obwohl er wusste, dass Bäume Blitze anziehen konnten, baute er lieber nicht darauf, dass ein Blitz vom Himmel herabzucken und diese widerlichen Kerle grillen würde.
    Stattdessen hielt er

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