Lost Land
wäre dies eine neue Form der Unterhaltung, und rannten los, um sich diesen neuen Spaà nicht entgehen zu lassen. Vin stieà Joey von sich, dann rappelten sich beide auf und torkelten den anderen blutverschmiert hinterher.
Hastig kroch Benny aus seinem Versteck und rannte gebückt zum schattigen Bereich zwischen zwei Wagen. Nicht weit entfernt brannte ein Lagerfeuer, das durch einen dichten Bestand hoher Kiefern vor dem Regen geschützt war. Benny reckte den Hals, um nachzusehen, was passierte.
»Rühr auch nur einen Finger, Zuckerpüppchen«, warnte Charlie, »dann mach ich der Sache sofort ein Ende und werf dich den Zombies zum Fraà vor. Und glaub ja nicht, das wären nur leere Drohungen.«
Bei diesen Worten blieb Benny fast das Herz stehen. Er kletterte auf einen der Wagen, um sich einen besseren Ãberblick zu verschaffen. Trotz des Regens bekam er beim Anblick der Szenerie vor ihm einen trockenen Mund: Nix kauerte schlammverkrustet im Pferch, während Charlie auf der anderen Seite des Gatters stand und seine Pistole mit vollkommen ruhiger Hand auf das Mädchen richtete. Auf Nixâ Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus nackter Angst und abgrundtiefem Hass, die ihre hübschen Züge in eine groteske Maske verwandelte â animalisch wie Lilahs Miene, aber noch wilder. Vielleicht lag es daran, dass Lilah einen GroÃteil ihres Lebens vollkommen unzivilisiert gelebt hatte und sich jeder ihrer Gedanken sofort von ihrem Gesicht ablesen lieÃ, während Nix stets beherrscht und auf ihr ÃuÃeres bedacht gewesen war. Aber bei dem, was Benny nun sah, handelte es sich um ihre ungeschminkten, nackten Gefühle.
Zwei der Männer kletterten über den Zaun und näherten sich ihr von beiden Seiten. Es war offensichtlich, dass sie das Mädchen nicht als ernst zu nehmende Gefahr einstuften, doch das groÃe Jagdmesser in ihrer Hand lieà sie trotzdem Abstand halten. Charlie deutete mit dem Lauf seiner Schusswaffe auf das Messer in Nixâ Faust. »Lass das Schlachtermesser fallen, Zuckerpüppchen.«
Nix dachte gar nicht daran. Stattdessen drückte sie es an ihre Brust und warf verzweifelte Blicke nach links und rechts, auf der Suche nach einem Fluchtweg.
Charlie schwenkte den Lauf der Pistole von ihr fort und richtete ihn auf die Zwölfjährige. »Lass das Messer fallen, Mädchen, oder ich durchlöchre die Kleine wie ein Sieb.«
Den Tod klar vor Augen, richtete sich das Mädchen auf undhielt den Kopf hoch erhoben. Dann spuckte es vor Charlies FüÃen in den Schlamm.
Charlie spannte den Hahn.
Nix lieà das Messer fallen. Es traf mit der Spitze nach unten im Schlamm auf und blieb dort stecken, aus dem Boden aufragend wie König Artusâ Schwert. Bedauernd warf Nix einen letzten Blick darauf, während einer der Männer ihr seine schwere Hand auf die Schulter legte.
Benny huschte durch die Dunkelheit, bis er das Lagerfeuer auf der anderen Seite des Wagens sehen konnte. Hastig öffnete er den Lederbeutel, nahm ein paar Gegenstände heraus â er hoffte, noch lange genug zu leben, um sie auch verwenden zu können â und warf den Beutel direkt ins Feuer. Er landete mitten in der Glut und ein gewaltiger Funkenregen stob auf. Doch als sich die Männer umdrehten, um nachzusehen, was dort passierte, war Benny längst wieder im Schatten verschwunden, unsichtbar für alle anderen.
»Was zum Teufel war das?«, fragte Charlie aufgebracht.
»Nichts, Boss. Nur ein verrutschter Holzscheit«, erwiderte einer der Kopfgeldjäger.
Nix nutzte den Moment: Sie beugte sich urplötzlich vor und packte den Griff des Messers. Dann wirbelte sie um ihre eigene Achse, Benny sah Stahl aufblitzen und im nächsten Augenblick krümmte sich der Wachposten zu ihrer Linken und schrie vor Schmerz laut auf. Der andere Mann, der noch zum Lagerfeuer gestarrt hatte, drehte sich bei dem Schrei um, doch Nix wandte sich ihm blitzartig zu und eine Sekunde später ging er zu Boden â das Messer war tief in seiner Brust versenkt.
Ãberrascht und wütend brüllte Charlie los, richtete die Waffeerneut auf Nix und drückte ab. Sein Schuss klang wie eine ganze Artilleriesalve, denn einen Sekundenbruchteil bevor er abdrückte, explodierten sämtliche Feuerwerkskörper in Joey Duks Lederbeutel. Der jähe Lärm lieà Charlie zusammenfahren und seine Kugel fuhr durch Nixâ Haare statt in ihren
Weitere Kostenlose Bücher