Lost Land
von Osten gekommen und hat gewendet. Als ich es gesehen hab, bin ich losgelaufen, um dich zu holen.«
Gemeinsam beobachteten sie, wie es kleiner wurde, sich vom Riesen in eine Mücke verwandelte, dann in nichts auflöste und sein Dröhnen mit sich nahm. Als es verschwunden war, herrschtenoch mindestens fünf Minuten Stille, bevor die Vögel wieder zu singen begannen. Benny und Nix warteten weitere zehn Minuten auf der Lichtung, in der Hoffnung, es würde zurückkehren, in dem Versuch, es mit ihrer Willenskraft zur Rückkehr zu bewegen.
»Nix ⦠haben wir das gerade wirklich gesehen?«, fragte Benny. »Ich meine, sag mir, dass wir es wirklich gesehen haben.«
In Nixâ grünen Augen spiegelte sich absolute Faszination wider und ihr Lächeln war strahlend genug, um die dunklen Gewitterwolken in den Hintergrund zu drängen. »Es war real, Benny. Wir haben es wirklich gesehen.«
»Aber wie? Das ergibt doch keinen Sinn.«
Nix schüttelte den Kopf und sie starrten erneut Richtung Osten. Das Ding, das sie soeben gesehen hatten, stammte aus einer anderen Zeit, aus der Zeit vor der Ersten Nacht. Sie kannten es aus den Geschichtsbüchern, doch keiner der beiden hatte je eines gesehen oder damit gerechnet, je eines zu Gesicht zu bekommen. Beide schauten unverwandt in die Ferne.
Doch der langsam über den Himmel gleitende Jumbojet kehrte nicht zurück.
Der Anblick des Flugzeugs hatte Benny und Nix völlig die Sprache verschlagen. Das Ganze war merkwürdig und wundervoll zugleich, wirkte aber eher wie ein Traum â und völlig losgelöst von dem, was nun vor ihnen lag.
»Ich wünschte, ich könnte Tom davon erzählen«, sagte Benny.
»Ich wünschte, ich könnte Mom davon erzählen«, sagte Nix. Dann fügte sie hinzu: »Benny, falls wir hier rauskommen â¦Â«
»Sobald wir hier rauskommen«, korrigierte er.
Nix nickte nur ganz leicht, als wolle sie bestätigen, dass diese Möglichkeit tatsächlich bestand. »Wenn das hier vorbei ist«, setzte sie erneut an, »müssen wir mehr über dieses Düsenflugzeug herausfinden.«
»Klar, ich meine, wir erzählen allen davon und â¦Â«
»Nein«, erwiderte sie energisch. »Wir müssen es herausfinden. Lilah hat recht. Wir haben kein Zuhause mehr. Wir sind ⦠ich weià nicht, wie ich es ausdrücken soll. Losgelöst? Wir sind nicht länger an irgendetwas gebunden â und an Mountainside schon gar nicht.«
»Was ist mit Morgie und Chong?«
Nix zuckte die Achseln. »Wenn du möchtest, können wir erst zu ihnen zurückkehren, Benny. Aber danach möchte ich diesem Flugzeug folgen.«
»Aber wohin? Wir wissen doch nur, dass es Richtung Osten geflogen ist.«
»Es kam aus dem Osten, ist dann umgedreht und zurückgeflogen. Warum? Hat es ausgekundschaftet, was hier drauÃen ist? Oder hat es eine Botschaft geschickt?«
»Was denn für eine Botschaft?«
»âºFolgt mir!⹠«, mutmaÃte Nix. »An vieles glaube ich nicht mehr, Benny ⦠aber ich glaube, dass es ein Zeichen war.«
»Und wenn nicht?«
»Dann werde ich das herausfinden. So oder so, Benny â meine Zeit in Mountainside ist vorbei.«
Benny dachte darüber nach und schaute nach Osten zum wolkenbedeckten Himmel hinauf. »Ja«, sagte er schlieÃlich gedehnt. »Möglicherweise.«
»Nein, ganz sicher. Denn genau das werde ich tun, Benny. Sollte ich morgen noch leben, werde ich nach Osten wandern.«
»Soweit wir wissen, laufen da drauÃen bloà 300 000 000 Zombies herum.«
»Klar. 300 000 000 Zombies und genug Menschen, um ein Flugzeug zu reparieren, zu betanken und zu fliegen. Ein Düsenflugzeug. Das sagt doch etwas. Das sagt sogar eine Menge.«
Ein Blitz durchzuckte die dunklen Wolken.
»Wenn du nach Osten gehst«, sagte Benny, »dann geh ich mit.«
Sie besiegelten diese Vereinbarung mit einem Kuss.
Zwei Stunden später brach das Gewitter los und Benny wusste, dass dieses Unwetter genauso schlimm werden würde wie jenes, das die Stadt vor zwei Nächten heimgesucht hatte.
Mein Gott, dachte er, ist das wirklich erst zwei Tage her?
In nicht einmal zwei Stunden verfärbten sich die zuvor weiÃen Wolken erst schiefergrau, dann blau-rot und schlieÃlich mitternachtsschwarz. Heftiger Wind aus der Tiefebene raffte Blätter und
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