Lost Land
und Rufe. Einige sporadische Schüsse. Eine dritte Minute verstrich. Eine vierte.
Dann bewegte sich etwas GroÃes, Dunkles durch das hohe Gras auf ihn zu.
»Tom!« Fast hätte Benny den Namen geschrien, doch Tom brachte ihn mit einem »Pst!« zum Schweigen, kam näher und beugte sich zu ihm herab.
»Benny, hör mir gut zu«, flüsterte er. »Auf der anderen Seite dieser Bäume ist etwas, das du sehen musst. Wenn du verstehen willst, was hier drauÃen wirklich los ist, dann musst du das sehen.«
»Worum gehtâs?«
»Um Kopfgeldjäger. Drei. Ich habe diese drei schon einmal gesehen, aber noch nie so nahe bei der Stadt. Ich möchte, dass du mit mir kommst. Ganz leise. Schau dir alles genau an, aber du darfst auf keinen Fall reden oder irgendetwas tun.«
»Aber â¦Â«
»Das wird unschön. Bist du bereit?«
»Ich â¦Â«
»Ja oder nein? Wir können auch nach Nordosten gehen und unseren Weg fortsetzen. Oder wir können nach Hause zurückkehren.«
Benny schüttelte den Kopf. »Nein ⦠Ich bin bereit.«
Tom lächelte und drückte Bennys Arm. »Falls es ernst wird, möchte ich, dass du wegläufst und dich versteckst. Kapiert?«
»Ja«, sagte Benny, doch das Wort blieb ihm wie eine Gräte im Hals stecken. Weglaufen und sich verstecken. War das alles, was Tom konnte?
»Versprochen?«
»Versprochen.«
»Gut. Dann folge mir jetzt. Wenn ich mich bewege, bewegst du dich auch. Wenn ich stehen bleibe, bleibst du auch stehen. Tritt nur dahin, wo auch ich hintrete. Verstanden? Gut.«
Tom ging durch das hohe Gras voran, wobei er sich langsam bewegte und seine Position im Rhythmus der Strömungen des Windes veränderte. Als Benny dies begriff, fiel es ihm leichter, sich den Bewegungen seines Bruders Schritt für Schritt anzupassen. Sie schlichen bis zu den Bäumen und hier konnte Benny das Gelächter der Männer besser hören. Die drei klangen, als wären sie betrunken. Dann hörte er das Wiehern eines Pferdes.
Ein Pferd?
Die Bäume lichteten sich und Tom ging in die Hocke und zog Benny mit sich hinunter. Die Szenerie vor ihnen hatte etwas von einem Albtraum. Noch während Benny sie in sich aufnahm, sagte ihm eine innere Stimme, dass er nie vergessen würde, was er dort sah â er spürte förmlich, wie sich jedes Detail in sein Hirn brannte.
Hinter den Bäumen befand sich eine Lichtung, die auf zwei Seiten von den Stromschnellen des tiefen Wasserlaufs begrenzt wurde. Der Fluss verschwand um eine steile Sandsteinklippe, die sich zehn Meter über die Baumlinie erhob, und tauchte auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung wieder auf. Nur einschmaler Pfad führte von den Bäumen, zwischen denen die Imura-Brüder kauerten, auf die von Wasser und Klippe umgebene Landzunge. Es handelte sich um eine natürliche Lichtung und die Männer hätten jeden, der sich ihnen näherte, sofort sehen können. Ein Wagen mit zwei mächtigen Pferden stand im Schatten der Birken. Auf der Ladefläche des Wagens stapelten sich Zombies, die sich verzweifelt drehten und wandten, im hoffnungslosen Versuch, zu fliehen oder anzugreifen. Hoffnungslos deshalb, weil sich neben dem Wagen ein wachsender Stapel von abgetrennten Armen und Beinen befand. Die Zombies auf dem Wagen waren allesamt Krüppel ohne Extremitäten.
Ein Dutzend weiterer Zombies irrte vor der Wand der Sandsteinklippe umher und jedes Mal, wenn einer von ihnen auf einen der Männer zutorkelte, wurde er von einem brutalen Tritt zurückgeschleudert. Benny erkannte, dass zwei der Männer eine Art Kampfkunst beherrschten, weil sie gut eingeübte Sprung-und Drehtritte vollführten. Je kunstvoller der Tritt, desto lauter lachten und applaudierten die anderen. Während Benny zuhörte, begriff er ihre Vörgehensweise: Wenn einer von ihnen antrat und sich einem Zombie gegenüberstellte, riefen ihm die anderen eine bestimmte Tritttechnik zu. Die Männer wetteten lautstark miteinander und bewerteten die Tritte dann mit Punkten. Die beiden Kämpfer wechselten sich ab, während der dritte die Punktzahl anschrieb, indem er mit einem Stock Ziffern in die Erde ritzte.
Die Zombies hatten wenig Aussicht auf einen wirkungsvollen Angriff: Sie standen dicht gedrängt an einer schmalen und fast vom Wasser eingeschlossenen Stelle und waren zudem allesamt blind. Eiter und fast farbloses Blut
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