Lost Land
volle Tagesrationen.«
»Das glaub ich dir nicht.«
»Sei leise«, zischte Tom. »Und ob du mir glaubst! Das sehe ich dir an. Das Spiel, das diese Kerle hier spielen, ist ziemlich hässlich, stimmtâs? Es hat dich so aufgebracht, dass du willst, dass ich eingreife und etwas unternehme? Hab ich recht?«
Benny schwieg. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, die jetzt steif neben seinen Hüften hingen.
»Tja, so schlimm das auch sein mag ⦠ich hab schonSchlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres. Ich rede von Faustkämpfen, bei denen sie so eine Dumpfbacke von Jugendlichem, etwa in deinem Alter, in eine ausgehobene Grube stecken und dann einen Zombie hineinwerfen. Wenn der Junge Glück hat, drücken sie ihm vielleicht ein Messer oder einen angespitzten Stock oder einen Baseballschläger in die Hand. Manchmal gewinnt der Junge, manchmal auch nicht; aber die Quotenmacher gewinnen in jedem Fall. Und woher kommen die Jugendlichen? Sie melden sich freiwillig dafür.«
»Das ist doch Blöd⦠«
»Nein, ist es nicht. Wenn ich nicht gewesen wäre und du bei Tante Cathy gelebt hättest, als sie Krebs hatte, was hättest du getan? Welches Risiko wärst du eingegangen, um dafür zu sorgen, dass sie genug Nahrung und Medikamente gehabt hätte?«
Benny schüttelte den Kopf, doch Toms Gesicht war wie versteinert.
»Willst du mir erzählen, du hättest es nicht darauf ankommen lassen, für 90 Sekunden in einer Zombiegrube um den Gegenwert einer vollen Monatsration oder einer ganzen Schachtel Arzneimittel zu kämpfen?«
»So was passiert nicht.«
»Ach nein?«
»Von so was hab ich noch nie gehört.«
Tom schnaubte. »Wenn du so etwas tätest ⦠würdest du es dann irgendwem erzählen? Würdest du Chong oder Morgie davon erzählen?«
Benny antwortete nicht.
»Ich könnte jetzt dorthin zurückkehren und diese Kerle möglicherweise aufhalten«, fuhr Tom fort. »Vielleicht würdemir das sogar gelingen, ohne sie zu töten oder selbst getötet zu werden. Aber wozu sollte das gut sein? Glaubst du, sie sind die Einzigen, die so etwas tun? Das hier ist das weite Leichenland, Benny. Hier drauÃen gelten keine Gesetze, jedenfalls nicht mehr seit der Ersten Nacht. Zombies töten ist das, was die Leute hier drauÃen tun.«
»Sie töten sie aber doch nicht bloÃ! Das ist krank â¦Â«
»Ja, das ist es«, bestätigte Tom leise. »Ja, du hast vollkommen recht und ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert und glücklich ich bin, das aus deinem Mund zu hören. Zu wissen, dass du es glaubst.«
Hinter ihnen ertönte weiteres Rufen und Lachen. Und wieder fiel ein Schuss.
»Ich kann sie aufhalten, wenn du es willst. Aber das würde nichts an dem ändern, was hier drauÃen vor sich geht.«
Benny brannten Tränen in den Augen und er boxte Tom fest gegen die Brust. »Aber du tust so etwas! Du tötest Zombies.«
Tom packte Benny und zog ihn dicht an sich. Benny wehrte sich, doch Tom drückte seinen Bruder an seine Brust und hielt ihn fest. »Nein«, flüsterte er. »Nein. Komm ⦠Ich werde dir zeigen, was ich tue.« Dann gab er Benny frei, legte ihm sanft eine Hand auf den Rücken und führte ihn zwischen den Bäumen hindurch zurück in das hohe Gras.
Mehrere Meilen lang gingen sie schweigend vor sich hin. Benny schaute sich ständig um, wusste jedoch selbst nicht, ob er sich vergewisserte, dass sie nicht verfolgt wurden, oder ob er bereute, dass sie nichts gegen die Männer unternommen hatten. Sein Kiefer schmerzte bereits, weil er die Zähne so fest zusammenbiss.
SchlieÃlich erreichten sie die Kuppe des Hügels, der das Feld mit dem hohen Gras von einem Hang trennte, welcher sich um den Fuà eines gewaltigen Bergs zog. Dort stieÃen sie auf eine StraÃe, eine zweispurige Asphaltpiste, rissig und von Unkraut überwuchert. Die StraÃe führte zu einer Bergkette, die sich bis an den Horizont erstreckte und weit im Südosten im Hitzeschleier verschwand. Zwischen dem Unkraut lagen verblichene Knochen und Benny blieb ständig stehen, um einen Blick darauf zu werfen.
»Ich will das nicht mehr«, murrte er.
Tom ging weiter.
»Ich will das nicht machen, was du tust. Nicht, wenn ich dann ⦠diese Art von Sachen machen muss.«
»Ich habe es dir doch schon gesagt: Solche Sachen mach
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