Lost Land
Mädchen, das verwildert und allein im Leichenland lebt. Viele haben versucht, sie zu finden, doch keinem ist es gelungen. Und so mancher ist von der Suche nicht mehr zurückgekehrt. Wer ist ⦠das Verlorene Mädchen?â¹Â«
»Ist ja nicht besonders informativ«, meinte Chong.
Morgie schnaubte. »Charlie Mattias hat gesagt, das Ganze wär nur ein Märchen.«
Bennys Kopf wirbelte herum. »Du hast von ihr gehört?«
»Klar. Alle haben schon mal von ihr gehört.«
»Ich nicht«, sagte Benny.
»Ich auch nicht«, sagte Chong.
»Lebt ihr beiden eigentlich hinter dem Mond?«, fragte Morgie genervt. »Wir haben schon vor Jahren von ihr gehört. Kleines Mädchen mit schneeweiÃem Haar, versteckt sich drauÃen im Leichenland, lebt von Insekten und so. Total verwahrlost. Spricht kein Englisch. Wie nennt man das noch mal? Verwildert?«
Benny schüttelte den Kopf, doch Chong nickte langsam. »Ja ⦠irgendwas klingelt da bei mir. «Er schloss einen Moment die Augen und fuhr dann fort: »Damals bei den Pfadfindern ⦠Mr Feeney hat uns von ihr erzählt. Wir müssen etwa neun oder zehn gewesen sein. Das war an dem Wochenende, an dem wir alle drauÃen auf Lashnerâs Field gezeltet haben.«
»Da war ich krank«, sagte Benny. »Ich hatte die Grippe, weiÃt du noch?«
»Jaaa«, erwiderte Chong zögernd.
»Was hat Feeney über sie erzählt?«
»Nicht viel. Er hat so eine Gruselgeschichte von Leuten zum Besten gegeben, die auf einer Farm mit lauter Zombies drumherum eingeschlossen waren. Alle sind ums Leben gekommen, nur der Geist der jüngsten Tochter spukt noch immer in den Hügeln herum, auf der Suche nach ihrer Familie.«
»Nein«, protestierte Morgie, »so ging die Geschichte überhaupt nicht. Die Leute in dem Haus sind raus, einer nach dem anderen, um Hilfe zu holen, aber kein Einziger ist mehr zurückgekommen â bis nur noch das kleine Mädchen übrig war. Sie soll noch immer dort sein.«
»Ich hab gehört, sie ist gestorben«, beharrte Chong.
»Nicht, wenn man Mr Feeney glaubt«, sagte Morgie.
»Ich erinnere mich, dass erzählt wurde, sie sei ein Geist. Bei der Geschichte, die ich gehört habe, sind alle umgekommen.«
»In jeder Geschichte sterben immer alle«, meinte Morgie.
»Wenn jeder gestorben wäre«, sagte Benny, während er die Karte umdrehte, um erneut das Bild zu betrachten, »wer hat dann die Geschichte erzählt?«
Sie dachten darüber nach.
»Vielleicht hat einer der Fährtensucher den Ort gefunden und sich die Sache dann zusammengereimt«, mutmaÃte Chong, worauf die Jungen über diese Vermutung nachdachten. In der Stadt gab es eine Reihe von Fährtensuchern, von denen einige vor der Ersten Nacht als Polizisten oder Jäger gearbeitet hatten.
»Nein«, meinte Benny schlieÃlich und schüttelte langsamden Kopf. »Nein, wenn sie als kleines Mädchen gestorben ist, warum sollte man sie dann als Teenager abbilden?«
Morgie nickte. »Und ihr Titten geben?«
»Mensch, Morgie«, schnaubte Chong. »Kannst du auch an was anderes denken als an Titten?«
»Nein«, erklärte Morgie und wirkte dabei aufrichtig überrascht. »Warum sollte ich?«
Benny drehte die Karte um und starrte auf die Rückseite. In der unteren linken Ecke stand der Name des Künstlers. »Rob Sacchetto.«
»Hey«, sagte Chong. »Ist das nicht der Kerl, bei dem du dich beworben hast? Dieser Erosionskünstler. Er wohnt in dem bunten Haus am Stausee.«
»Ja.«
»Na, dann frag ihn doch. Wenn er das gemalt hat, muss er mit jemandem gesprochen haben, der sie kennt. Ich meine ⦠wenn das hier echt ist.«
»Es ist echt.« Benny ging den Rest der Karten durch. Es gab nur noch drei andere, die Sacchetto gemalt hatte. Charlie Matthias. Der Motor City Hammer.
Und Tom Imura.
»Seid ihr beide â¦Â«, setzte Morgie an, doch bevor er den Satz beenden konnte, war Benny bereits auf den Beinen und machte sich auf den Weg zum Stausee auf der anderen Seite der Stadt. Die Zombiekarten lieà er zurück, bis auf die eine Karte mit dem Porträt des Verlorenen Mädchens.
»Was hat der denn für ein Problem?«, fragte Morgie. »Hat er sich echt in diese Tussi verknallt, nur weil sie mächtige Obermänner hat?«
»Tu dir einen Gefallen, Morgie«,
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