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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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sagte Chong. »Wenn du das nächste Mal einem Mädchen auf die Titten starrst, dann schau auch mal etwas höher. Es dürfte für dich ein Schock sein, aber du wirst feststellen, dass da oben ein Gesicht ist. Nase, Mund, Augen. Und hinter den Augen verbirgt sich ein echter Mensch.«
    Â»Ja, Konfuzius, ich weiß. Mädchen sind auch Menschen. Jahrhundertealte Lebensweisheit. Nix ist ein Mädchen und daher ein Mensch. Das weiß ich.«
    Â»Wirklich?«, fragte Chong, während er beobachtete, wie Benny hinter einer Kurve verschwand. »Wenn du ihr in die Augen schauen würdest, würde sie vielleicht merken, dass du es weißt.« Dann stand er auf, schob sich die Hände tief in die Taschen und ging nach Hause.
    Morgie sah ihm hinterher und fragte sich, was zum Teufel eigentlich gerade passiert war.

An einem Pfosten vor dem Haus war ein Schild befestigt, mit der Aufschrift: ROB SACCHETTO – EROSIONSKÜNSTLER. Es hing an zwei verrosteten Ketten, die im heißen Westwind quietschten. Farbenprächtige Wandmalereien überzogen die gesamte Fassade: üppige Regenwälder voller exotischer Vögel und knallbunter Frösche. Bei seinem ersten Besuch, als er sich für den Job bewerben wollte, hatte Benny die Malereien kaum eines Blickes gewürdigt, doch nun nahm er sich die Zeit dazu. Die Gemälde wimmelten vor Leben – Affen, Insekten, blühende Pflanzen –, aber nirgendwo war ein Mensch zu entdecken.
    Sacchetto öffnete beim zweiten Klopfen die Tür. Der Künstler trug eine tief sitzende Jeans, die den Anschein erweckte, als würde sie von getrockneter Farbe zusammengehalten, und ein kariertes Hemd mit abgetrennten Ärmeln. Er war barfuß und hielt eine Tasse mit dampfendem Kaffee in den farbfleckigen Fingern. Prüfend blickte er auf Benny herab.
    Â»Du warst doch letztens hier«, stellte er schließlich fest.
    Benny nickte.
    Â»Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich dich nicht brauchen kann?«
    Â»Ich bin nicht wegen des Jobs hier.«
    Â»Okay. Weshalb dann …?«
    Als Benny ihm die Karte entgegenhielt, verstummte der Künstler. Schweigend betrachtete er zuerst das Bild und dann Benny.
    Â»Wer ist sie?«, fragte Benny.
    Doch die Miene des Künstlers blieb undurchdringlich. »Das ist nur eine Karte, Junge. Die gibt’s in jeder Siedlung in ganz Kalifornien.«
    Â»Ich war draußen im Leichenland.« Als diese Bemerkung nicht zu fruchten schien, fügte Benny hinzu: »Mit meinem Bruder Tom.«
    Nichts.
    Â»Tom Imura.«
    Der Künstler musterte ihn und nahm langsam einen Schluck Kaffee.
    Â»Ich muss wissen, wer sie ist«, sagte Benny.
    Â»Warum?«
    Â»Weil ich an sie glaube. Weil sie real ist. Meine Freunde glauben, dass sie tot ist oder bloß eine Gespenstergeschichte. Aber ich weiß, dass sie real ist.«
    Â»Ja? Woher willst du das wissen?«
    Â»Ich weiß es eben.«
    Sacchetto leerte seine Tasse. »Willst du einen Kaffee, Junge?«
    Â»Klar.«
    Â»Okay, ich setz noch ’ne Kanne auf. Das hier kann eine Weile dauern«, sagte er mit ernster Miene und trat dann einen Schrittzurück, um Benny ins Haus zu lassen. Im nächsten Moment fiel sein Blick jedoch hinaus und er erstarrte.
    Als Benny sich umdrehte, sah er den Motor City Hammer. Der Kopfgeldjäger überquerte gerade die Straße und ging auf die Pferdevermietung zu. Doch dabei schaute er Sacchetto den ganzen Weg über direkt an und ein eigenartiges Grinsen breitete sich über sein hässliches Gesicht aus.
    Das Haus des Künstlers war zwar sauber, aber nicht besonders ordentlich. Skizzen hingen mit Reißzwecken befestigt an den Wänden, auf mehreren Staffeleien warteten halb fertige Gemälde und auf einem fahrbaren Beistelltisch standen Töpfe mit handgemischter Farbe.
    Sacchetto führte Benny in eine winzige Küche und zeigte auf einen Stuhl, wo er Platz nehmen konnte, während er selbst den Wasserkessel füllte. Jedes Haus in Mountainside verfügte über einen eigenen, erhöht angebrachten Tank, der mit Wasser aus dem Stausee sowie mit Regenwasser gespeist wurde. Aufgrund einer Laune des Schicksals gab es unter den Überlebenden der Ersten Nacht, die sich in Mountainside angesiedelt hatten, 23 Klempner, aber nur einen einzigen Elektriker. In puncto Strom befanden sie sich nur einen halben Schritt von der Steinzeit entfernt, doch Wasser hatten sie im Überfluss. Benny

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