Lost Land
Frage war gespickt mit allen möglichen Fallstricken und Haken. Er hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte, war aber clever genug, um zu begreifen, dass er kurz davor stand, in ein Fettnäpfchen zu treten. »Ich habe noch nie richtig darüber nachgedacht«, gestand er wahrheitsgemäÃ. »Hör zu, irgendwie versteh ich, was du meinst. Du bist frustriert, weil diese Stadt unsere Welt ist â alles ist, was wir haben. Okay. Das ist echt scheiÃe und mir gefällt das auch nicht. Aber wieso sollte sich das ändern, indem wir Zombies studieren?«
»WeiÃt du noch, wie Mr West-Mensch im Geschichtsunterricht über Krieg gesprochen hat? Er meinte, die Geschichte beweist, dass es einfacher ist, zu erobern, als zu beherrschen. Wie ging noch mal der Satz, den Chong so mag?«
»âºSie haben den Krieg gewonnen, aber den Frieden verlorenâ¹Â«, half Benny aus. »Aber ich hab vergessen, welchen Krieg Mr West-Mensch meinte.«
»Er könnte genauso gut diesen hier gemeint haben. Denletzten. Die Erste Nacht war ein Ãberraschungsangriff, gefolgt von einer systematischen Invasion â ähnlich wie die Deutschen Anfang des Zweiten Weltkriegs vorgegangen sind. Wir haben verloren, weil wir vollkommen unvorbereitet waren, und als wir das Wesen der Angreifer endlich verstanden hatten, war es zu spät, um noch einen Gegenangriff auszuführen.«
»Zitierst du da gerade jemanden?«
»Nein. Wieso?«
»Ich weià nicht ⦠Es hört sich einfach ziemlich durchdacht an.«
»Für ein Mädchen?« Die Provokation lieà Nixâ Sommersprossen deutlich hervortreten.
»Nein«, widersprach Benny. »Für jemanden, der jünger ist als ich. Oder ⦠sogar für jemanden, der älter ist als ich.«
Nix ignorierte das darin enthaltene Kompliment und griff ihre Argumentation wieder auf: »Im Moment halten wir unsere Stellung. Wir werden nicht weiter dezimiert, weil der Feind an die Grenzen dessen gestoÃen ist, was er erreichen konnte. Wir haben Zäune errichtet und der Gegner kann keine Zäune einreiÃen. Wir wissen, dass jeder Verstorbene als Zombie zurückkehrt, und treffen deswegen alle möglichen Vorkehrungen bei Kranken und Sterbenden. Wir haben Gewehre und andere Waffen, wir haben Teppichmäntel und Kadaverin. Wir stehen am Anfang einer völlig neuen Kriegsführung gegen diesen Feind.«
»Okay. Und?«
»Und wir könnten ⦠ganze Gebiete des Lands zurückerobern.«
Benny nickte. Er berichtete ihr von den kurzen Gesprächen mit Tom und Rob Sacchetto zum selben Thema. Keins dieserGespräche war allerdings besonders in die Tiefe gegangen und bei keinem der beiden hatte so viel Leidenschaft in der Stimme mitgeschwungen, wie er nun bei Nix heraushörte.
»DrauÃen im Pazifik liegen Inseln, nicht weit von der Küste entfernt. Ich habe ein Buch darüber gelesen. Santa Cruz, San Miguel, Santa Catalina. Auf einigen von ihnen haben nur ein paar 1000 Menschen gelebt und selbst wenn es auf all diesen Inseln vor Zombies nur so wimmelt, haben wir doch genug Leute, Waffen und Know-how, um ihnen die Inseln wieder abzunehmen. Zombies können nicht schwimmen, können keine Boote steuern. Wir könnten die Gebiete zurückerobern. In dem Buch steht, dass es auf einigen von ihnen Ackerland gibt.«
»Es würde Jahre dauern, um das alles hinzubekommen.«
»Wir haben Jahre. Wenn wir irgendetwas haben, dann ist es Zeit, Benny. Jahre, Jahre und nochmals Jahre, das ist das Einzige, was uns geblieben ist.«
»Wieso sollte das alles besser sein als das, was wir hier haben? Wir haben hier Ackerland, um das wir nicht kämpfen müssen.«
»Weil dort drauÃen, auf den Inseln, am Ende nur noch Menschen leben würden. Selbst wenn es zu einem Ausbruch käme, weil jemand vergessen hat, sich nachts einzuschlieÃen und als Zombie wieder herauskommt, wäre die Konsequenz keine weitere Erste Nacht. Nicht im Entferntesten. Jeder kennt die Grundregeln, wie man Zombies kontrolliert. Jeder. Wir haben es schon in der ersten Schulklasse durch Spiele gelernt. Wir sind eine Gesellschaft von Zombiejägern, Benny, selbst wenn die meisten Leute das nicht akzeptieren wollen oder etwas anderes vortäuschen.«
Benny dachte darüber nach, versuchte, Schwachstellen in ihrer Argumentation zu finden, doch es gelang ihm nicht.
»Wenn dort nur noch Menschen leben
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