Lost Land
hören.«
»Es ist keine schöne Geschichte, Ben«, warnte Tom. »Eher traurig und erschreckend und voller übler Dinge.«
Ein weiteres Mal erschütterte Donner das Haus.
»Du hast es eben selbst gesagt: So etwas passt zu einem Abend wie diesem.«
»Das ist wohl wahr«, bestätigte Tom.
Und dann erzählte er die Geschichte.
»Vor fünf Jahren hab ich das Verlorene Mädchen zum ersten Mal gesehen«, erklärte Tom. »Rob Sacchetto hatte mir natürlich seine Geschichte erzählt, aber ich hab keine Verbindung hergestellt zwischen dem kleinen Mädchen, das er in dem Cottage zurücklieÃ, und dem wilden Mädchen, dem ich im Leichenland begegnet bin. Es ist schwer vorstellbar, dass es sich dabei um den gleichen Menschen handelt. Hat Rob dir von der Suche nach dem Cottage berichtet?«
Benny nickte.
»Damals wurde mehr als nur eine Suchaktion organisiert: Die erste Suche unternahm eine Splittergruppe der Hauptrettungsmannschaft, die diese Stadt hier gegründet hat. Aber die Männer schafften es nicht bis zum Cottage. Kein Mensch weiÃ, was mit ihnen passiert ist. Vielleicht gaben sie die Suche auf und fanden einen anderen Ort zum Leben oder â was wahrscheinlicher ist â sie gerieten in Schwierigkeiten und kamen dort drauÃen um. Es ist merkwürdig ⦠Die Leute reden von der Ersten Nacht, als hätte es sich nur um eine einzige Nacht gehandelt, doch als die Toten erwachten, dauerte es noch Wochen bis zum endgültigenUntergang der Zivilisation. Es gab etliche Kämpfe â groÃe mit Einsatz des Militärs und kleinere, bei denen Familien ihre Häuser verteidigten oder sich Nachbarn zusammentaten, um ihr Viertel zu schützen. Letztendlich aber muss man sagen, dass nicht die Toten den Kampf gewonnen, sondern dass wir den Kampf verloren haben.«
»Wie meinst du das?«
»Wir haben uns von Angst beherrschen und leiten lassen. So kann man nie gewinnen. Vor langer Zeit hat jemand mal gesagt: âºDas Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.â¹ Ein Paradebeispiel dafür war die Erste Nacht: Angst hat die Menschen in Panik versetzt und die Verteidigungslinien aufgeben lassen. Angst hat sie streiten statt kooperieren lassen. Angst hat sie dazu bewegt, MaÃnahmen zu ergreifen, die sie nie ergriffen hätten, wenn sie nur mit kühlem Kopf nachgedacht hätten.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel die Städte zu bombardieren. Mit Atombomben und konventionellen Bomben. Viele GroÃstädte wurden zerstört, alle Bewohner durch die Druckwelle oder Verstrahlung getötet. Natürlich kamen dabei auch ein paar Zombies um, aber jene Hunderttausende Menschen, die im Bombenhagel starben, kehrten als Zombies zurück. Ich erinnere mich noch an einen der letzten Nachrichtenberichte aus Chicago: Eine Reporterin schrie und weinte und betete, während sie beschrieb, wie Horden von radioaktiv verseuchten Zombies aus den Ruinen der Stadt krochen. Sie waren derart verstrahlt, dass sie den Menschen schon den Tod brachten, bevor sie auch nur in ihre Nähe kamen.« Tom schüttelte den Kopf. »Diese Bomben sind nur aus panischer Angst abgeworfen worden.«
»Noch so etwas, das sie uns in der Schule nicht erzählt haben«, bemerkte Benny.
»Nein, davon würden sie euch ganz bestimmt nicht erzählen«, sagte Tom. »Aber glaub mir, Angst ist das beherrschende Gefühl, das hier in der Stadt und in den anderen Ortschaften entlang dieser Bergkette das Leben bestimmt. Falls es noch andere Städte im Land oder auf der Welt gibt, die irgendwie überlebt haben, gilt dort vermutlich das Gleiche.«
»Aber nicht jeder hat Angst â¦Â«
»Nein. Da hast du recht ⦠Es gibt Menschen, die ihre Handlungen nicht von Angst bestimmen lassen, und ich vermute, erst deine Generation wird eine Wende herbeiführen. Die meisten Menschen, die in meinem Alter oder älter sind, werden von Angst geleitet und finden nie wieder einen Weg heraus aus dieser Furcht. Aber du und deine Freunde, vor allem diejenigen, die zu jung sind, um sich an die Erste Nacht zu erinnern ⦠Ihr seid diejenigen, die entscheiden werden, ob sie in Furcht leben wollen oder nicht.«
»Als du letzte Woche gesagt hast, dass die Leute den Dingen drauÃen im Leichenland nicht trauen und glauben, alles wäre verseucht â¦Â«
Tom nickte. »Du denkst in die richtige
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