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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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hätte ich die Augen gerade mal eine Sekunde geschlossen, doch jetzt blieb mir fast das Herz stehen, als ich mich umdrehte und auf die Uhr sah. Ich war zu spät dran für die Schule! Ich sprang aus dem Bett, stand dann aber mitten im Zimmer und überlegte krampfhaft, was ich als Erstes tun sollte. Ein weiterer Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass mir keine Zeit blieb, unter die Dusche zu springen. Daher musste ein kleiner Spritzer Deo genügen. Rasch schlüpfte ich in Jeans und T-Shirt und band mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann sah ich in den Spiegel. Ach du Kacke. Ich legte etwas Lippenstift und Mascara auf. Das war gleich viel besser, aber ganz sicher würde man mich kaum für die Teilnehmerin eines Schönheitswettbewerbs halten, die sich aus Versehen ins Schulgebäude verirrt hatte.
    Ich stopfte die Ausgabe von Alice im Wunderland in meinen Rucksack und rannte die Treppe runter. Gerade kam Dick aus der Küche.
    Â»Ach, du bist’s. Bei dem Lärm dachte ich schon, eine Horde Zirkuselefanten wäre aus dem Gehege entkommen und käme die Treppe runtergedonnert.« Dick hatte Marmelade an der Unterlippe. Er lächelte mich an.
    Seit unserem Streit hatte er seine Bemühungen, sich als mein bester Kumpel aufzuspielen, noch verdoppelt. Am Tag danach hatte er sich theatralisch bei mir entschuldigt, im Beisein meiner Mom. So stand er als der Gute da, und ich kam rüber wie der anstrengende, launische Teenager. Jetzt, da ich von diesen Papieren wusste, musste ich gegen den Drang ankämpfen, ihn von mir fortzustoßen.
    Â»Heute Morgen war was für dich in der Post.« Dick reichte mir einen Umschlag. Es war kein Absender drauf und er sah ziemlich zerknittert aus. Ich warf einen Blick auf den Poststempel. Der Brief kam aus Oregon. Er war von meinem Dad. Ich steckte den Brief in meine Tasche, bevor irgendjemand auf die Idee kam, ihn mir wegzunehmen.
    Â»Danke.« Ich schenkte ihm ein schmallippiges Lächeln und sah an ihm vorbei in die Küche. Zum Glück, Nate war wieder da.
    Â»Kannst du mich heute mitnehmen?«, fragte ich ihn.
    Nate blickte von seiner Müslischale auf. »Klar. Lass mich noch fertig frühstücken, dann fahren wir los.«
    Ich stand abwartend mit meiner Tasche in der Küchentür.
    Â»Da hat es aber jemand eilig, zur Schule zu kommen. Setz dich doch erst mal, ich mach dir einen Toast«, sagte Dick.
    Â»Nein danke.« Ich verlagerte mein Gewicht und strengte mich an, meine Gedanken telepathisch an Nates Gehirn zu senden.
    Â»Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. So kommen die grauen Zellen in Schwung.« Dick fuchtelte mit einem Stück Brot vor meinem Gesicht herum.
    Â»Richard, lass sie in Ruhe«, sagte meine Mom.
    Seit wann war Dick denn hier für den Toast zuständig? Hatte er auf einmal das Bedürfnis, anderen Leuten Kohlenhydrate aufzudrängen? Der Typ wäre echt der Letzte, von dem ich irgendwas annahm. Da war doch bestimmt Arsen drin. Leute, die Dick missfielen, wurden verdächtig oft zu Opfern von Unfällen.
    Â»Ich will nichts zum Frühstück.«
    Â»Ach, komm schon, nur ein kleiner Happen. Du wirst viel zu dünn.« Dick stupste mich in die Hüfte, doch sofort schlug ich seine Hand weg.
    Das laute Klatschen, das entstand, hallte lautstark durch die Küche. Alle hielten inne.
    Â»Oh, Isobel«, sagte Mom in bedauerndem Ton.
    Â»Ich will nicht, dass er mich anfasst«, entgegnete ich.
    In Dicks Augen traten ein paar Krokodilstränen. »Emotionale Ausbrüche. Davon haben sie auch geredet.«
    Â»Wer hat worüber geredet?«, hakte ich nach.
    Â»Warum hast du mir nicht erzählt, dass du mit dem Cheerleaden aufgehört hast?«, erkundigte sich Mom.
    Â»Ich wollte es dir schon noch erzählen.«
    Moms und Dicks Blicke begegneten sich quer durch die Küche. Mom wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Wir haben einen Termin für dich in Seattle organisiert.« Sie hob die Hand, ehe ich etwas erwidern konnte. »Hier gibt es nichts zu diskutieren.«
    Ich sah Dick an. Mir war natürlich klar, was er vorhatte. Er wollte mich loswerden.
    Nate kippte seine Müslischale und trank die restliche Milch darin. »Los, gehen wir.«
    Â»Willst du fahren?«, fragte Nate, als wir beim Auto ankamen.
    Â»Nein, ich muss mit dir reden und ich bin mir nicht sicher, ob ich gleichzeitig reden und auf die Straße achten

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