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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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Minuten hatte er keinen Ton mehr gesagt. Der Motor war aus, er aber starrte immer noch stur geradeaus aus dem Fenster, das Lenkrad fest mit den Händen umklammert. Ich beobachtete, wie die Leute ins Schulgebäude strömten. Es regnete, daher hatten es alle recht eilig. Bei den ganzen Schirmen und hochgezogenen Kapuzen war es schwer zu sagen, wer wer war.
    Â»Bist du dir sicher, Isobel? Vielleicht war es ja gar nicht so, wie es aussieht«, brach Nate endlich das Schweigen. Seine Stimme klang angespannt und schwach.
    Â»Ich hab alles mitgebracht.« Schon wühlte ich in meiner Tasche und brachte das Buch zum Vorschein. Nate hielt seine Hand darüber, als wäre er sich nicht sicher, ob er es anfassen wollte oder nicht. Daher schlug ich das Buch auf, zog die Zettel raus und reichte sie ihm.
    Nate betrachtete die Seiten, sah zwischen beiden hin und her. Er fuhr mit dem Finger über die Schrift unten auf dem einen Blatt.
    Â»Ich weiß noch, wie meine Mom von dieser Sache sprach, kurz vor …« Einen winzigen Augenblick verstummte er. »Kurz vor ihrem Tod. Es ging um eine Einzeltherapie, dank der sich die Nervenbahnen bei meiner Schwester wieder regenerieren sollten oder so. Sie war total aus dem Häuschen und wollte unbedingt, dass Evie das ausprobiert. Sie dachte, weil Evie noch so jung war, wäre ihr Gehirn noch leicht zu beeinflussen.«
    Â»Sieht ganz so aus, als wollte sie das Geld für die Therapie organisieren, nur um herauszufinden, dass es verschwunden war.«
    Â»Es war nicht verschwunden. Mein Dad hatte es genommen. Er hatte meiner Mom und meiner Schwester das Geld direkt vor der Nase weggeklaut.«
    Ich sah, wie sein Kiefer sich anspannte, als würde er mit den Zähnen knirschen. Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Weißt du, wofür dein Dad das Geld ausgegeben hat?«
    Â»Tja, wenn ich raten müsste, würde ich sagen, er brauchte es für das Anwesen. Die ganze Bude hier ist ein riesiges Loch, das Geld schluckt. Die ganzen elektrischen Leitungen sind uralt; die Abwasserrohre sind gleich noch älter. Überall wird das Holz morsch und das Dach ist ebenfalls undicht. Mein Dad redet schon seit Jahren davon, dass der Westflügel irgendwann einstürzen wird, wenn nicht bald was passiert. Ich hab ihn nie gefragt, woher er das Geld nimmt, um kleinere Reparaturen durchzuführen. Meine Mom hätte das Anwesen am liebsten verkauft. Vor einigen Jahren wollten Leute die Bude kaufen und sie zu einem Gästehaus mit Wellnessbereich und allem umfunktionieren. Ich weiß noch, wie meine Eltern sich deswegen stritten. Meine Mom wollte ein ganz normales Haus kaufen.
    Â»Etwas ohne Ballsaal?«
    Nate lächelte. »Zumindest eins mit einem etwas kleineren Ballsaal.«
    Â»Da wäre noch was«, sagte ich. »Die Telefonnummer da unten gehört zu einer Anwaltskanzlei. Eine, die auf Scheidungen spezialisiert ist. Es handelt sich um die größte in Seattle. Ziemlich bekannt. Meine Mom hat früher für die Kanzlei gearbeitet.«
    Ãœberrascht blickte Nate auf. »Denkst du, meine Mom und deine Mom kannten sich?«
    Â»Ich weiß es nicht. Wenn deine Mutter je in der Kanzlei angerufen hat, dann hat meine Mom zumindest mit ihr am Telefon gesprochen. Sie hat dort in der Zentrale gearbeitet.«
    Â»Wenn meine Mutter wusste, dass mein Dad Evies Geld geklaut hat, dann hat sie auf jeden Fall über Scheidung nachgedacht. Sie hatten so schon nicht die allerbeste Beziehung. Mom war eine ziemliche Glucke, was meine Schwester betraf. Sie hätte alles für sie getan. Sie gab sich selbst die Schuld an Evies Unfall. Ich glaube, sie dachte immer, sie müsste das wiedergutmachen. Nach ihrer Geburt war Evie monatelang im Krankenhaus, und es war sonnenklar, dass sie nie ein normales Leben führen würde. Die Ärzte sprachen davon, dass es die Möglichkeit gebe, meine Schwester in ein spezielles Heim zu stecken. Mom ist total ausgerastet. Das hätte sie nie im Leben zugelassen.«
    Â»Klingt so, als wäre sie eine tolle Mutter gewesen«, bemerkte ich leise.
    Â»Ja.« Nate atmete ein paarmal tief durch und mir entging nicht, dass er große Mühe hatte, nicht loszuheulen. »Wenn sie das mitgekriegt hätte, hätte sie meinen Dad verlassen. Dafür hätte es keine Entschuldigung gegeben. Ich kann mir also gut vorstellen, dass sie deiner Mutter begegnet sein könnte, aber wie haben deine Mutter und mein Dad sich

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