Lost on Nairne Island
Zettel.
33
I ch faltete die Blätter auseinander. Das erste war ein Kontoauszug von der Bank of America. Das Konto lief auf Dicks Namen, doch als Adresse war ein Postfach drüben auf dem Festland angegeben. Interessant. Dabei hatte ich doch schon Kontoauszüge gesehen, die hierher geschickt wurden. Entweder hatte er das andere Konto gekündigt und stattdessen eins bei der Bank hier auf der Insel eröffnet, oder er hatte noch ein zweites Konto. Ich sah mir das Datum auf dem Kontoauszug an; es lag in dem Monat vor dem Bootsunfall. Ich fragte mich, warum das Konto nicht auch auf den Namen von Nates Mom lief. Es waren knapp über hunderttausend Dollar drauf. Das war ein ganz schöner Batzen.
Der zweite Zettel war der Ausdruck einer E-Mail, und unten auf die Seite war eine Telefonnummer gekritzelt. Wieder sah ich nach dem Datum; die Mail stammte von Anfang Februar, etwa um die Zeit des Bootsunfalls. Rasch las ich die Nachricht durch.
Liebe Miss Wickham,
Sie hatten sich mit einer Anfrage an unsere Kanzlei gewandt, um den dezimierten Stand Ihres Bankkontos zu klären. Wir bestätigen Ihnen hiermit, dass Fonds im Wert von fünfhundertdreiundvierzigtausend Dollar von dem für Ihre Tochter, Evelyn Wickham, angelegten Treuhandkonto auf ein Konto übertragen wurde, das auf den Namen Ihres Ehemannes läuft. Die Ãberweisungen wurden über einen Zeitraum von sieben Jahren getätigt und begannen unmittelbar, nachdem es im Falle Ihrer Tochter zu einer Einigung gekommen war.
Ihre Bitte um eine Ãberweisung an Progressive Rehab zur Deckung der Kosten für Evelyns Therapie muss daher zu diesem Zeitpunkt abgelehnt werden, da nicht genügend Mittel verfügbar sind, um diesen Transfer zu decken. Das Konto weist derzeit einen Kontostand von fünftausendfünfhundertfünfzig Dollar auf. Zweitschriften der monatlichen Kontoauszüge können Ihnen auf Anfrage selbstverständlich gerne zur Verfügung gestellt werden.
Das Treuhandkonto für Ihre Tochter wurde infolge der Einigung in dem Fall einer medizinischen Falschbehandlung in Ihrem sowie im Namen Ihres Mannes eingerichtet. Daher haben Sie beide gleichberechtigte Unterschriftenvollmacht. Die unterzeichneten Dokumente zu den einzelnen Ãberweisungen können auf Wunsch jederzeit eingesehen werden. Was den Verwendungszweck dieser Gelder betrifft, so können wir Ihnen leider keine Auskunft geben. Bedauerlicherweise besteht keine Möglichkeit, den Verbleib dieser Summen nach dem Abziehen aus dem Fonds weiterzuverfolgen.
Wir verstehen ihre Verärgerung, können Ihnen jedoch versichern, dass die Kanzlei stets im Einvernehmen mit dem Gesetz und den vertraglichen Vereinbarungen in Bezug auf die Kontoführung gehandelt hat. Sollten diese Ãberweisungen ohne Ihr Wissen getätigt worden sein, so möchten wir Sie höflich bitten, diese Angelegenheit in allen Einzelheiten mit Ihrem Ehemann, Mr Wickham, zu besprechen. Sollten wir darüber hinaus noch etwas für Sie tun können, zögern Sie bitte nicht, unsere Kanzlei zu kontaktieren.
Hochachtungsvoll
Brian Hudson
Anwaltskanzlei Hudson, Vickers und Ackerly
Heilige ScheiÃe. Ich faltete die beiden Zettel wieder zusammen und steckte sie zurück in das Buch. Wo wir vorhin noch von dem weiÃen Kaninchen sprachen. Wo war ich denn hier gelandet? Mein Herz raste, während ich das Ganze noch mal im Kopf durchging.
1.
Dick hatte ein geheimes Konto.
2.
Dick hatte das Geld seiner Tochter ohne das Wissen seiner Frau genommen und niemand auÃer Dick schien zu wissen, wo das Geld abgeblieben war.
3.
Sylvia, Dicks erste Frau, wusste nichts von alldem und erfuhr erst kurz vor ihrem Tod von der Sache.
Mein Verstand gelangte zu einer vierten Schlussfolgerung: Sylvia hatte ihren Ehemann wegen des verschwundenen Geldes zur Rede gestellt, woraufhin er sie umgebracht hatte. Ich war zwar kein Mordermittler oder so, aber ich sah mir oft genug Law & Order an, um zu wissen, dass eine halbe Million mindestens fünfhunderttausend Motive für einen Mord hergab.
Erneut faltete ich das Blatt auseinander und betrachtete die Nummer, die jemand unten hingekritzelt hatte. Da stand kein Name, aber es war eine Nummer in Seattle. Sie kam mir bekannt vor, ich kam aber nicht drauf, wem sie gehörte.
Ich klemmte mir das Buch unter den Arm und huschte zur Bibliothek raus. Im Haus war es immer noch totenstill. Ich brachte die Taschenlampe zurück in die Küche. Dann betrachtete ich
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