Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
Vom Netzwerk:
schon einem
Ameisenhaufen. Er hatte noch mehr Leute angefordert, die es durchkämmten, aber
Valentina hatten sie noch immer nicht gefunden. Dafür war die Rettung sehr
schnell da gewesen, um Adler abzuholen.
    Parizek hätte ihn gerne verhört, aber er wusste noch nicht einmal,
in welches Krankenhaus man ihn geschafft hatte. Im AKH lag er jedenfalls nicht, das hatte ein kurzer Anruf bestätigt. Sollten die
Kollegen sich darum kümmern. Er hoffte, dass er den Psychologen noch vors
Mikrofon bekam, ehe der auch verblich. Ihm genügte der tote Kollege aus Rom.
Was hatte dieser Claudio Ciacci hier zu suchen gehabt? Die Datenbank hatte ihn
als Sonderermittler im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ausgewiesen,
aber die Behörden in Rom schwiegen sich noch aus.
    Hatte Valentina den Römer getötet? Und Adler? Warum? Und warum war
Adler mit ihr im Theater gewesen? Er musste doch wissen, dass sie von der
Polizei gesucht wurde.
    Parizek warf die angebissene Zigarette in einen Putzeimer und ging
in die Mitte der abgeräumten Theaterbühne. Schon imposant, hier zu stehen,
dachte er und kramte in seinem Gedächtnis nach irgendeinem Text, den er jetzt
in die leeren Ränge brüllen konnte. Aber es fiel ihm keiner ein. So schwieg er,
und auch das wirkte.
    Er dachte daran, wie leicht man ihn hier abknallen konnte, so
ungeschützt und nackt, wie er im Scheinwerferlicht stand. Der Gedanke, dass
auch er auf der Abschussliste stehen könnte, behagte ihm gar nicht. Zu viele um
Valentina Fleischhacker waren bereits tot. In ihm schwelte das unbehagliche
Gefühl, dass er der Nächste sein könnte. Er hielt es für besser, sich aus dem
Rampenlicht zurückzuziehen.
    Von der Seitenbühne aus sah er noch einmal in den leeren
Zuschauerraum und hinauf in den unendlich entfernten Olymp und glaubte, dort
einen Schatten gesehen zu haben, der sich eilig duckte. Parizek tat so, als
hätte er den Schatten nicht gesehen, zog sich hinter das Pult des Inspizienten
zurück und gab einen Funkspruch an die Kollegen durch. Zu spät merkte er, dass
er sich mit einer Hand auf dem Knopf der Lautsprecheranlage abstützte, die der
Inspizient während der Aufführung benutzte, um Technik und Darstellern die
nächsten Schritte des Ablaufs über Lautsprecher durchzugeben.
    * * *
    »An alle Kollegen: verdächtige Gestalt im obersten Rang. Alles
abriegeln«, krächzte es aus dem Lautsprecher der Unterbühne.
    Alberto staunte nicht schlecht, als er unvermittelt Parizeks Stimme
über sich hörte. Er musste von hier oben verschwinden. Immerhin war er
erleichtert, dass Parizek ihm im Olymp nachjagte und nicht unten nach Valentina
suchte, wo sie bereits in einer Requisitenkiste verstaut lag. Er hatte sie
behutsam auf rote Samtkissen gebettet und darauf geachtet, dass sie durch Schlitze
im Deckel ausreichend Luft zum Atmen bekam. Er wollte sie nur rausbringen. In
Sicherheit. Sie sollte zwar gehetzt, durfte aber nicht geschnappt werden. So
lautete der Plan.
    Alberto zog den Schneewittchensarg auf einem Bühnenwagen hinter sich
her zur Laderampe, wo man die Bühnenteile in einen großen Lkw verfrachtete, um
sie dann in die Lagerhalle zu bringen. Er hatte sich einen Overall mit dem
Aufdruck »Burgtheater – Technik« übergezogen, das genügte, um nicht
angesprochen zu werden. Die technische Mannschaft des gigantischen
Kulturtempels war groß, Aushilfen konnten da schon mal untergehen. Jedenfalls
gelang es ihm, die Kiste mit Valentina in den Lkw zu hieven, ohne dass jemand
Anstoß daran nahm.
    Jetzt musste er nur noch warten, bis der Transport abfuhr, und ihm
dann folgen. Die Kiste hatte er so verschlossen, dass Valentina sie mit
Leichtigkeit von innen aufstemmen konnte, sobald sie das Bewusstsein
wiedererlangt hatte. Er hätte ihr den harten Schlag gern erspart, aber er hatte
keine andere Wahl gehabt. Valentina würde es verkraften. Sie hatte
Nehmerqualitäten.

NEUN
    Es war dunkel und totenstill um sie herum, als sie die
Augen aufschlug. Valentina blinzelte, davon wurde es aber nicht heller. Sie
spürte hartes Holz um sich, tastete es ab. Auch knapp über ihrem Kopf war Holz.
Sie schien in einer Kiste zu liegen. Platzangst machte sich breit.
    Sie versuchte, sie zu unterdrücken, und atmete tief in den Bauch.
Als sie sich beruhigt hatte, hob sie den Kopf an und legte ihn sofort wieder
ab, da sie den stechenden Schmerz spürte, der von hinten bis zur Schläfe
pochte. Sie versuchte sich zu erinnern: Burgtheater, Dantons Tod, Adlers Tod,
Parizek, Flucht, alles

Weitere Kostenlose Bücher