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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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halb
aufgeriebenen Parmesan fanden sich nur ein abgelaufener Diät-Joghurt und eine
Ansammlung von Dosenbier darin. Valentina nahm den Parmesan heraus. Ein paar
Klamotten wären auch nicht schlecht. Sie brauchte etwas Warmes und
Wetterfestes. Zwar war der Oktober bislang noch überwiegend golden gewesen,
aber die nebligen Tage kündigten sich bereits an.
    Sie schlich ins Schlafzimmer und durchsuchte Zirners Kleiderschrank.
Zirner war etwas größer als sie gewesen, und ein Parka mit Lammfellfütterung
passte ihr ganz gut, wenn sie die Ärmel umkrempelte. Zwei Wollpullover, die
Zirner wohl zu heiß gewaschen hatte, waren ebenfalls passend.
    Sie warf die Klamotten aufs Bett und stutzte. Warum stand ein
Rucksack auf dem Nachttisch daneben? Wollte Zirner wandern gehen? Sie nahm den
Rucksack und setzte sich damit aufs Bett, um den Inhalt zu untersuchen.
Taschenlampe, Proviant in Form von Schwarzbrot, Käseaufschnitt, Äpfeln und
Schokolade. Dazu eine mit Wasser gefüllte Aluminiumflasche, außerdem eine
Stabtaschenlampe und eine Stirnlampe, ein Leatherman, eine Digitalkamera und
ein Gerät, das sie bei ihrem Zusammenprall mit Adler mit einem Handy
verwechselt hatte: ein GPS .
    Sie drehte den Rucksack um und schüttete ihn aus, um die Sachen
genauer zu untersuchen. Im Reißverschlussfach fand sie ein Notizbuch mit einem
Kugelschreiber. Sie öffnete das Buch. Es war leer bis auf einen Eintrag auf der
ersten Seite: »N52° 23.983’ E009° 46.806’«.
    Das Geräusch einer Polizeisirene schreckte Valentina hoch. Eilig
stopfte sie alles wieder in den Rucksack, packte die Pullover und den Parmesan
mit dazu, warf sich den Parka über und eilte zur Wohnungstür. Sie hatte Glück.
Zirner hatte beim Verlassen der Wohnung nicht von außen abgeschlossen.
    * * *
    Parizek nahm sein Fernglas herunter und lächelte zufrieden. Es
lief alles nach Plan. Er hatte die Wohnung in der Stiegengasse schon vor einem
Monat über einen Strohmann anmieten lassen und Zirners Domizil von hier aus
regelmäßig überwacht. Damals wusste er noch nicht, wozu er das tat. Aber es war
eine Anweisung von höherer Stelle gewesen, und Parizek hatte sie zu befolgen;
schließlich wollte er nach oben. Jetzt begriff er den Sinn der Aktion,
wenngleich ihm noch immer schleierhaft war, warum Valentina Fleischhacker nicht
einfach beseitigt, sondern in ein Spiel gehetzt wurde, bei dem jeder Schritt
von außen manipuliert war.
    Valentina hatte den Rucksack dabei. Parizek hatte ihn genau so in
Zirners Wohnung drapiert, wie es ihm aufgetragen worden war. Und sie hat ihn
sich gegriffen. Wer immer hinter dem psychologischen Planspiel stand, Parizek
war froh, dass nicht er es war, mit dem gespielt wurde.
    Wenn Valentina den Rucksack hatte, würde sie auch das GPS und die Koordinaten auf dem Notizblock entdeckt
haben. Und es würde nicht lange dauern, bis sie sich aufmachen würde, den
unbekannten Platz aufzusuchen. Dort würde er sie dann bereits erwarten und die
Operation so lange überwachen, bis das Spiel sich dem Ende neigte.
    Es machte ihn nervös, dass man ihm verschwiegen hatte, wann und wo
es sein würde. Aber ihm war auch klar, dass er nicht alles wissen durfte. Somit
war auch er ein Teil des Spiels. Aber er würfelte mit und wurde nicht übers
Feld geschoben, da war er sich sicher.
    * * *
    Valentina war klar, dass es in der Thalia-Buchhandlung nur so
von Kameras wimmelte. Die Monitore, in denen sie sich selbst beim Eintritt und
beim Verlassen der Rolltreppe begegnete, versuchten nichts zu vertuschen. Aber
daran durfte sie sich im Moment nicht stören. Sie brauchte nähere Informationen
über Geocaching. Die Koordinaten, das GPS , das
Rüstzeug im Rucksack – alles ließ darauf schließen, dass Zirner sich zur
Schatzsuche aufmachen wollte oder von einer zurückgekommen war. Und da sie
sonst nichts in Händen hatte, würde sie sich auf seine Spur setzen.
    Valentina fuhr mit den Rolltreppen nach oben und steuerte die
Abteilung mit der Reiseliteratur an. In einem Regal über Klettern, Wandern und
Outdoor fand sie ein kleines Büchlein mit dem Titel »Geocaching«.
    Sie suchte sich einen freien Sessel, zog den Parka aus, der ihr in
Kombination mit dem gut geheizten Raum den Schweiß auf die Stirn trieb, und
begann, in dem Büchlein zu blättern. Sie stutzte, als sie eine Zahlenreihe
entdeckte, die der auf dem Zettel glich, den sie bei Zirner gefunden hatte.
Erst jetzt begriff sie, dass es sich dabei um Koordinaten handelte. Neugierig
las sie weiter.
    Sie war

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