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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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überrascht, wie vielfältig diese moderne Art der Schatzsuche
war. Da gab es den »Traditional«, das war der einfachste Cache-Typ, der Urtyp,
mit dem wohl alles angefangen hatte. Er enthielt ein Logbuch und je nach Größe
auch Tauschgegenstände. Man trug sich entweder nur auf einem kleinen Zettel ein
oder legte für den Schatz, den man entnahm, einen anderen hinein, sodass der
Cache am Leben blieb.
    Die Steigerung war der »Multi-Cache«. Hier hangelte man sich von der
ersten Koordinate zur nächsten. Die kürzeste Variante bestand aus zwei, aber
eine Suche konnte auch über zwanzig Caches laufen.
    Valentina überlegte. Vielleicht würde sie diese Koordinate noch gar
nicht ans Ziel bringen, sondern ihr eine neue Reise bescheren?
    Sie las weiter. »Rätsel-Cache«: Hierbei konnte es sich um einen
normalen, virtuellen oder um einen Multi-Cache handeln. Es wurden nicht einfach
weitere Koordinaten serviert, sondern man musste Rätsel lösen, um ans Ziel zu
gelangen.
    Valentina war berauscht. Nichts anderes war ihr Beruf. Auch sie
musste sich von einem Rätsel zum nächsten hangeln, ehe sie am Ziel war. Sie
überflog die nächsten Abschnitte und endete beim »unbekannten Cache-Typ«;
darunter konnte alles fallen, was zuvor nicht erwähnt wurde. Der Phantasie
waren keine Grenzen gesetzt. Interessant fand Valentina auch »Lost Places«:
verlassene und mysteriöse Orte, an denen Caches versteckt wurden. Sie musste an
die drei Fundorte der Frauenschädel denken. Bis auf die »Pizzeria Comtessa«
handelte es sich dabei eindeutig um Lost Places. Ob Zirner deswegen in der
Szene unterwegs gewesen war? Aber warum hatte er ihr nichts davon erzählt?
Hatte er sein eigenes Süppchen gekocht, um sich die Rente doch noch zu versüßen?
    »Sieh mal einer an. Sind Sie nun doch auf den Geschmack gekommen?«,
schreckte Valentina eine männliche Stimme aus der Gedankentrance. Wäre es
Parizek gewesen, sie wäre erledigt gewesen. So war sie erleichtert, dass sie
nur Martin Adler vor sich sah, der sie schelmisch anlächelte.
    »Leider gibt es noch nichts Besseres auf dem Markt. Aber für den
Einstieg ist die Fibel völlig ausreichend.« Er deutete auf das Buch in ihrer
Hand. »Wenn Sie wollen, können Sie auch gerne mal als Gasthörerin an unserem
Projekt teilnehmen. Ich glaube, da steckt eine Menge drin für Ihre Arbeit.«
    »Danke. Vielleicht komme ich auf Ihr Angebot zurück. Momentan fehlt
mir leider die Zeit.«
    »Wäre ich der Täter, ich hätte mich sofort nach Ihrem TV -Auftritt freiwillig bei Ihnen gestellt. Und sei es
nur mit dem unbewussten Hintergedanken, Ihren schönen Kopf als Nächstes
abzusägen«, sagte Adler trocken.
    Valentina glaubte erst, sich verhört zu haben, dann aber musste sie
lachen. Ihr gefiel der düstere Humor Adlers. Wenn sie eins nicht mochte, war es
geheuchelte Pietät.
    »Mehr oder weniger hat man ihn mir schon abgesägt. Aber ich bin mir
nicht sicher, ob es derselbe Täter ist«, erwiderte Valentina.
    »Für einen abgesägten Kopf sprechen Sie sehr in Rätseln.«
    »Abgesägte Köpfe geben immer Rätsel auf. Das müssten Sie doch
wissen, Sie sind schließlich der Rätselexperte.«
    »Ich denke eher an Lösungen denn an Rätsel.«
    »Wo liegt da der Unterschied?«
    »Im Fokus.«
    »Was heißt das?«
    »Sie dürfen nicht fragen, warum etwas passiert ist, sondern was als
Nächstes passieren wird, weil diese und jene Voraussetzung es bedingt.«
    »Sehr hypothetisch.«
    »Nicht wenn Sie Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien untersuchen und
sich mögliche Handlungen daraufhin zwangsläufig ergeben.«
    »Und was ist mit Überraschungen, Unvorhersehbarem?«
    »Es gibt nichts Unvorhersehbares. Es sei denn, Sie haben Ihre
Hausaufgaben nicht gemacht.«
    »Kein zufälliger Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan
auslösen kann?«, fragte Valentina.
    »Er kann einen Orkan auslösen, da stimme ich zu. Aber der Flügelschlag
wäre voraussehbar, wenn man sich bereits um die Raupe gekümmert hätte, als sie
noch Seide spann.«
    »Ich glaube, Sie sind ein Spinner, und zwar spinnen Sie gehöriges
Seemannsgarn.«
    »Vermutlich haben Sie recht. Aber es ist meine Aufgabe, in Richtungen
zu denken, die provokant sind, um meine Studenten aus der Reserve zu locken.
Sonst rennen sie nur noch ihren Scheinen hinterher und vergessen das Denken
vollständig. Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen?«
    »Gerne.«
    Adler schüttelte ungläubig den Kopf. »Beurlaubt? Nur wegen
dieses TV -Auftritts?«
    »Er sei zu offensiv

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