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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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gewesen und rücke das Bild der österreichischen
Polizei ins verkehrte Licht. Österreich sei nicht Amerika. Hier operiere man
noch diskret und ermittle nicht über die Medien«, log Valentina. Die wahren
Gründe ihrer Beurlaubung, geschweige denn ihrer Flucht, wollte sie Adler nicht
anvertrauen.
    »Ihr Auftritt war großartig, daran gibt es nichts zu rütteln.
Vermutlich hat da jemand Angst um seine eigene Karriere. Attraktive und kluge
Frauen sind vielen Männern unheimlich. Vor allem in so hierarchisch-archaischen
Strukturen wie denen der Polizei. Sorgen Sie sich nicht, Sie werden trotzdem
Ihren Weg machen«, sagte Adler.
    »Einen vorhersehbaren?«
    »Freilich. Wollen Sie einen Kuchen dazu? Ich kann den Apfelstrudel
hier empfehlen. Es ist zwar nicht das ›Demel‹, aber für das Bistro einer
Buchhandlung ist es recht ordentlich.«
    »Jetzt urteilen die Piefkes auch schon über unseren Apfelstrudel.
Ich fass es nicht.«
    »Hört man denn so sehr, dass ich Deutscher bin? Ich dachte, ich
hätte mich bereits assimiliert.«
    »Ihr Italienisch ist besser.«
    »Grazie. Molto gentile« , nuschelte er im
Dialekt, wie man ihn im Süden sprach.
    Adler gefiel ihr, sie merkte es daran, dass sie bereits begann, ihn
aufzuziehen. Er war ihr Kaliber. Er sah gut aus, dachte quer und provozierend
und verstand es, Komplimente zu machen, die direkt, aber nicht plump waren. Vor
allem blieb er nach einem Kompliment nicht dabei, ihr weiter den Hof zu machen,
sondern schoss einen Gedanken nach, der den Flirt geschickt unterbrach, ohne
ihn sterben zu lassen.
    Valentina sah ihn sich an, während er an der Kuchentheke die
Apfelstrudel orderte. Er war gut in Form, der dunkelblaue Anzug hing nicht an
ihm wie an Parizek oder an Bauer. Adler trug ihn, der Stoff schwang mit,
gehorchte seinen flüssigen Bewegungen. Kein Wunder, dass die Studentinnen sich
für ihn in kurze Röcke warfen.
    Valentina entglitt ein Seufzer. Zu gerne hätte sie jetzt wirklich
Urlaub gehabt. Zu Adler wäre ihr dann einiges eingefallen. Sie hätte ihn an
Lost Places geführt, an denen kein GPS der Welt
die Koordinaten mehr geortet hätte. Ein weiterer Seufzer wischte die Phantasien
hinweg. Die Vernunft gewann die Oberhand. Sie war auf der Flucht vor den
eigenen Kollegen. Zirner war tot, und sie glaubte, dass er hatte sterben
müssen, weil er dem Mörder der drei Frauen auf der Spur gewesen war. Und der
Rucksack samt GPS und den notierten Koordinaten
sollte sie zur Lösung des Rätsels bringen.
    »Mit Sahne?«, fragte Adler.
    »Schlagobers. Unbedingt«, antwortete sie und sah Adler nach, wie er
den Raum erneut in Richtung Kuchentheke durchmaß.
    Sie wusste, dass er wusste, dass sie ihn beobachtete. Deswegen
choreografierte er seine eleganten Bewegungen noch bewusster unbewusst aus.
    »Ein elender Spieler. Aber gut«, sagte Valentina halblaut und
seufzte ein weiteres Mal.
    »Begleiten Sie unser Projekt«, sagte Adler, als er mit zwei
Apfelstrudeln und ordentlich Schlagobers wiederkehrte.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es wäre für die Studenten bestimmt sehr interessant, wenn sie einer
Profi-Cacherin über die Schulter gucken könnten. Machen Sie Aktivurlaub.«
    Valentina überlegte. Vor zwei Tagen hatte sie diesen Vorschlag noch
abgelehnt, mit gutem Grund. Sie hatte keine Lust, mit Studenten auf
Schnitzeljagd zu gehen. Schließlich hatte sie Wichtigeres zu tun gehabt. Jetzt
war das Wichtigste aber, abzutauchen und dennoch am Ball zu bleiben. Vielleicht
war Adlers Vorschlag das ideale Mittel für ihre Zwecke. Wenn sie sich unter die
Studenten mischte, konnte sie mitten in der Stadt abtauchen. Gleichzeitig
konnte sie in eigener Sache ermitteln, und vielleicht konnte sie Adler sogar
für das ein oder andere Gedankenspiel ihres eigenen Rätsels benutzen. Leider
hatte sie es versäumt, über ihn zu recherchieren. Aber auf dem Campus hätte sie
genug Gelegenheit, das nachzuholen. Je mehr sie über ihn wusste, umso besser
würde sie ihn für ihre eigenen Absichten nutzen können, ohne dass er davon Wind
bekäme. Denn einweihen wollte sie ihn auf keinen Fall. Sie durfte niemanden in
ihre wahre Situation einweihen. Falls die Kollegen eine öffentliche Fahndung
nach ihr ausriefen, würde sie noch früh genug mit der Problematik konfrontiert
werden.
    »Klingt verlockend. Aber ich wollte eigentlich wegfahren und den
Urlaub nicht in der Stadt verbringen.«
    »Wollten Sie so los? Survival im Wienerwald?«
    »Nein«, lachte Valentina. »Das war nur für heute angedacht. Ich
wollte erst

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